Winziger Wochenmarkt in Dortmund begeistert „So persönlich wie hier ist es auf keinem anderen Markt“

Martener Wochenmarkt begeistert Händler und Stammkunden gleichermaßen
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Zugegeben, das Angebot ist überschaubar. Eine Runde über den Markt drehen – das geht angesichts der wenigen Verkaufswagen aktuell nicht. Und dennoch, Dortmunds wahrscheinlich winzigster Wochenmarkt hat durchaus seine Fans. Kunden und Händler lieben ihn gleichermaßen. Der Wunsch, dass auf das Schrumpfen das Wachsen folgt, ist allerdings auch groß.

Das bekannte Bochumer Unternehmen „Fleischerei Dasenbrock“ hält dem Wochenmarkt in Dortmund-Marten von Beginn an die Treue. „Früher war es hier allerdings voller“, erinnert sich Mitarbeiterin Simone Rattay, die am Donnerstag (13.7.) mit ihrer Kollegin Jennifer Kaufmann im Einsatz ist. An diesem Tag parken noch zwei weitere Verkaufswagen auf dem Marktplatz an der Barichstraße.

Um 5.30 Uhr begann die Schicht für die beiden Fleischerei-Fachverkäuferinnen. „Gegen 6 Uhr waren wir hier, die Zeit brauchen wir, um bis 7 Uhr alles vorzubereiten.“ Die Traditionsmetzgerei bietet eine breite Palette an unterschiedlichen Fleisch- und Wurstwaren aus artgerechter Tierhaltung an.

„Auf diesem Markt machen wir natürlich nicht unseren größten Umsatz“, sagt Simone Rattay. Dafür habe er aber ein unschlagbares Alleinstellungsmerkmal: „So persönlich wie hier ist es auf keinem anderen Markt“, sagt sie.

Wochenmarkt mit Pläuschchen

Anderswo habe man gar nicht wie in Marten die Zeit für ein ausführliches Pläuschchen mit der Kundschaft. „Wenn mal jemand nicht kommt, machen wir uns direkt Sorgen“, so Simone Rattay.

Genauso sieht das auch Daniela Lindner-Fernholz vom „Hofladen Landpartie“ in Meinerzhagen. Seit fünf Jahren macht sie sich jeden Donnerstag in aller Früh auf den Weg nach Marten. Auch Lindner-Fernholz hebt den engen Kontakt zu ihren Stammkundinnen und Stammkunden hervor. „Wenn sie mal nicht bei mir einkaufen, kann nur Krankheit der Grund sein“, sagt sie. Vor allem ältere Martener würden den Wochenmarkt aufsuchen.

Simone Rattay (l.) und Jennifer Kaufmann von der Fleischerei Dasenbrock mögen den "Kuschelfaktor" auf dem Martener Wochenmarkt.
Simone Rattay (l.) und Jennifer Kaufmann von der Fleischerei Dasenbrock mögen den "Kuschelfaktor" auf dem Martener Wochenmarkt. © Beate Dönnewald

Wie Renate (85), der Daniela Lindner-Fernholz gerade Geflügelschenkel über die Theke reicht. „Schon meine Mutter hat auf diesem Wochenmarkt eingekauft.“ Die 85-Jährige schätzt die gute Qualität der angebotenen Waren und die Herzlichkeit der Marktbeschicker. „Ich komme so lange wie möglich, notfalls mit dem Rollator.“

Am Stand von Daniela Lindner-Fernholz kaufe sie immer ein. Hier gibt es nicht nur frische Eier, sondern auch besondere Spezialitäten: Wild aus regionaler Jagd. Je nach Jagdglück und Schonzeit bietet der sauerländische Hofladen Reh, Wildschwein, Rothirsch, Damhirsch, Muffel, Wildhase, Wildente und Fasan an.

Daniela Lindner-Fernholz vom "Hofladen Landpartie" verkauft nicht nur Eier aus dem Sauerland, sondern auch Wildspezialitäten aus regionaler Jagd.
Daniela Lindner-Fernholz vom "Hofladen Landpartie" verkauft nicht nur Eier aus dem Sauerland, sondern auch Wildspezialitäten aus regionaler Jagd. © Beate Dönnewald

„Ich war erst gestern Abend noch auf der Jagd“, erzählt Daniela Lindner-Fernholz. Die Jagd sei eines ihrer Hobbys, das sie gut mit dem Beruf verbinden könne. Ihr Mann sei ebenfalls Jäger, darüber hinaus schlachte er auch selbst. Die letzte Nacht sei für sie entsprechend kurz gewesen: „Um 23.30 Uhr ins Bett, um 4 Uhr wieder aufgestanden.“

Der Dritte im Bunde ist an diesem Donnerstag Detlef Borthor von der Dortmunder Firma Almgenuss. Ihn und seine Frau Birgit Bothor-Oberstadt als Inhaberin trifft man mit ihren Käsespezialitäten aus Österreich auch auf dem Wochenmarkt in der City an. Nach Marten komme er seit drei Jahren, so Detlef Borthor. Mitarbeiter der Fleischerei Dasenbrock hätten ihn „angeworben.“

Der Wochenmarkt in Marten besteht aktuell aus drei Verkaufswagen - demnächst soll es dort auch wieder Blumen geben.
Dortmunds wahrscheinlich winzigster Wochenmarkt besteht aktuell aus drei Verkaufswagen - demnächst soll es dort auch wieder Blumen geben. © Beate Dönnewald

Er verkaufe hier gerne seinen Berg- und Bauernkäse aus unbehandelter Heumilch, so Borthor. Auch wenn die Umsätze nicht vergleichbar seien wie etwa mit denen auf dem Wochenmarkt in der City. Für ihn sei es einfach ein gutes Gefühl, vor allem der älteren Bewohnerschaft in Marten die Möglichkeit zu geben, wohnortnah Qualitätsware einkaufen zu können.

Er wolle dem Standort durchaus die Treue halten, allerdings müsse man abwarten, wie die Kunden auf das geschrumpfte Angebot reagieren, so Borthor. Denn bis vor kurzem gab es hier auch noch einen Fischhändler, einen Bäcker, einen Blumenstand und einen Obst- und Gemüseverkäufer.

Wochenmarkt soll wachsen

„Ja, es wäre schön, wenn der Markt wieder größer würde“, sagt Christa (82). Und weiter: „Gerade für uns Ältere ist der Markt sehr wichtig.“ Jürgen Glaß und Cilly Wesseling stimmen ihr zu. „Es ist wundervoll, dass hier jeder jeden kennt und man sich gegenseitig Dönekes erzählen kann“, so Jürgen Glaß. „Sehr bedauerlich“ sei es deshalb, dass die Anzahl der Marktbeschicker so drastisch gesunken sei.

Ein Teil ist, so Reinhard Gallen, ehrenamtlicher Marktmeister, habe sich aus Alters- und gesundheitlichen Gründen aus Marten verabschiedet. Doch bereits für Donnerstag (20.7.) habe ein Blumenhändler einen Probetag auf dem Martener Markt geplant. Man habe große Hoffnung, dass er dauerhaft das Markttreiben bereichern werde.

Vor allem die älteren Bürgerinnen und Bürger schätzen das Angebot auf dem Martener Wochenmarkt.
Vor allem die älteren Bürgerinnen und Bürger schätzen das Angebot auf dem Martener Wochenmarkt. Mit Veranstaltungen, wie etwa einem Fest zum Schulanfang am 17. August, soll der Wochenmarkt bekannter werden. © Beate Dönnewald

Händeringend werde noch ein Bäcker für den Wochenmarkt gesucht, so Reiner Gallen. Interessenten könnten sich bei ihm unter Tel. 0231/61 36 11 melden. Darüber hinaus hofft er, dass auch die Marktbeschicker untereinander weiterhin Werbung für Marten machen.

Und noch was könnte nach Ansicht von Reiner Gallen helfen: „Es wäre schön, wenn unser Wochenmarkt auch im Internet zu finden wäre.“ Auf der entsprechenden Seite der Stadt Dortmund finde er bislang leider keine Berücksichtigung.

„Wohl, weil es sich um einen Markt in privater Trägerschaft handelt. Aber auch wir überweisen monatlich die Gebühren für die Sondernutzung des Marktplatzes an die Stadt Dortmund“, so Gallen. Mit diesem Anliegen hatte sich Reiner Gallen im Juni 2023 auch an die Bezirksvertretung Lütgendortmund gewandt.