Es liegt ein wenig versteckt in dritter Reihe des früheren Max-Planck-Instituts (MPI) gegenüber den Westfalenhallen an der B1 – sofern man ein Hochhaus überhaupt verstecken kann. Dass es eher unscheinbar wirkt, könnte daran liegen, dass das zehnstöckige Gebäude seit mehr als 20 Jahren leersteht. Bald soll aber neues Leben einkehren – nachdem das Hochhaus geschrumpft ist.
Während anderswo über die Aufstockung von Gebäude nachgedacht wird, geht man hier den umgekehrten Weg, auch aus statischen Gründen. Denn das Gebäude soll fit gemacht werden für neue Nutzungen als weiterer Teil der „B1st software factory“.
Die wurde nach dem Umzug des Max-Planck-Instituts für molekulare Physiologie auf den Uni-Campus in den alten Gebäuden eingerichtet. 2001 hatte die Stadt Dortmund mit dem Sondervermögen Technologiezentrum den Komplex übernommen, um hier ein Gründungszentrum für Software, IT, Telekommunikation und Medien einzurichten.

„Hauptzielgruppe für das ‚B1st‘ sind Studenten und sonstige Gründer, die in der Regel nur ein bis zwei Büros in Anspruch nehmen“, erklärt Wirtschaftsförderungs-Chefin Heike Marzen. Für größere und etablierte IT-Firmen sei die in die Jahre gekommene Immobilie wohl nicht repräsentativ genug.
Bei „Start-ups“ ist die „B1st factory“ in Verbindung mit dem Kindertechnologiezentrum „KitzDo“ aber durchaus gefragt. Aktuell liegt die Auslastung bei rund 90 Prozent, berichtet Heike Marzen. „Auch der Bekanntheitsgrad hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, freut sich die Wirtschaftsförderin. „B1st“ sei mittlerweile als Marke bekannt und platziert. Unternehmen, die dort ansässig sind, würden gern dort bleiben und auch expandieren.

Deshalb nehmen Wirtschaftsförderung und Sondervermögen jetzt auch das bisher nicht genutzte Hochhaus in den Blick. Nachdem vor Jahren schon der Verkauf und der Umbau zum Wohnhaus geplant waren, soll es jetzt zu einem Zentrum für digitale Bildung werden. „Angesichts von Prognosen, die für die Zukunft einen starken Fachkräftemangel im digitalen Bereich vorhersagen, ist ein gezielter Standort für digitale Bildung sinnvoll“, erklärt Heike Marzen.
Wie von einer 2020 vorgelegten Machbarkeitsstudie vorgeschlagen, soll das bislang zehngeschossige Hochhaus am Rheinlanddamm um fünf Geschosse abgetragen und von Grund auf saniert werden. „Das Gebäude kann nach erster Einschätzung des Statikers und Prüfstatikers tragkonstruktiv ausreichend ertüchtigt werden“, heißt es. An der Südostseite ist außerdem ein Anbau geplant.

Hier soll nicht nur Platz für weitere Gründer sein. „Es laufen Gespräche mit einem Bildungsträger“, erklärt die Wirtschaftsförderungs-Chefin. Geplant sind neben Büroräumen deshalb auch Seminar- und Schulungsräume, eine Kinderbetreuung für die Studierenden und Gemeinschaftsräume etwa mit Fitness-Angeboten
In der Machbarkeitsstudie wurden die Investitionskosten auf rund 8 Millionen Euro geschätzt, die aber aller Voraussicht nach steigen werden. Weil die Kostensteigerungen aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Konflikts berücksichtigt werden müssten, würden die Investitionskosten demnächst aktualisiert, kündigt Heike Marzen an.
Fassade mit Photovoltaik
Mit den weiteren Planungen beauftragt ist das Hagener Architekturbüro PASD. Ein besonderes Augenmerk legt man dort auf die nachhaltige Neugestaltung der Fassade, erklärt Architekt Thomas Felder. Dabei geht es etwa um die Integration von Photovoltaik-Elementen zur solaren Energiegewinnung. Das könnte am Ende dafür sorgen, dass das bisherige Hochhaus künftig zwar kleiner, aber weniger unscheinbar ist.
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