Wirbelschleppe schlägt zu Dachschaden durch Flugzeug in Massen

Wirbelschleppe schlägt zu: Dachschaden durch Flugzeug in Massen
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Am Samstag, 10. Dezember, um 8.05 Uhr geschah es: Offenbar war es ein landendes Flugzeug der Firma Ryanair, das an der Massener Dorfstraße für einen ausgewachsenen Gebäudeschaden sorgte. Die Wirbelschleppe hinter dem Flugzeug riss viele Dachziegel heraus und ließ sie niederstürzen. Ein Teil landete auf einer Gaube des Hauses, andere schlugen auf der Terrasse und einem Vordach ein oder zerstörten die Dachrinne.

Im ersten Moment habe er den Schaden gar nicht wahrgenommen, erinnert sich der Hausbesitzer: „Es gab einen lauten Knall, als ob der Blitz eingeschlagen hätte“, so der Geschädigte. Beim ersten Blick aus dem Fenster im Dachgeschoss war der Schaden auch gar nicht zu erkennen. Eine Nachbarin sagte schließlich bescheid und beim Blick aus dem Garten heraus zeigte sich das ganze Ausmaß des Unglücks.

Niemand erreichbar

„Wir haben sofort die Polizei angerufen, aber die war nicht zuständig“, so die Ehefrau des Besitzers. Es läge kein Personenschaden vor und auch Vorsatz sei nicht zu erkennen, lautete die Erklärung. Dann riefen sie beim Flughafen an, denn aus der Nachbarschaft kannten sie ähnliche Schäden und deren Ursache. Dort kamen sie aber nur bis zur Warteschleife. Auch als sie zum Flughafen fuhren, war niemand zuständig.

Schließlich sendeten sie noch den Hergang und einige Fotos an die Flugsicherung in Münster und meldeten sich bei der Schutzgemeinschaft Fluglärm Dortmund-Unna. Am Montag rollte dann geballte Hilfe an. Ein Flughafenmitarbeiter kam und sagte die Übernahme aller Kosten zu. Auch der Dachdecker des Vertrauens kam, nahm alle Schäden auf und sorgte für eine Notabdichtung. Für Ende Januar hat der Fachbetrieb die Erledigung aller Arbeiten zugesagt und dann wird die Dachfläche auch zusätzlich - zur künftigen Schadensvermeidung - mit Klammern befestigt.

Die Flugzeuge bilden ein stetes Risiko in Unna-Massen.
Die Flugzeuge bilden ein stetes Risiko in Unna-Massen. © Peter Körtling

Schaden ist keine Ausnahme

Bei dem Alptraum, den die Eheleute erlebten, soll es sich gemäß dem Gutachten von Gerz-Holzäpfel aus dem April 2020 um eine absolute Ausnahme handeln, wie Mario Krüger, Vorsitzender der Schutzgemeinschaft Fluglärm, erklärt. Demnach würde es bei 10.000 Landungen nur in 0,6 Fällen zu solchen Wirbelschleppen kommen. „Für dieses Gutachten wurden die Überflüge der Jahre 2000 bis 2009 betrachtet“, erklärt Krüger. Dabei habe es sechs dokumentierte Schäden dieser Art gegeben.

Doch schon im Jahr drauf, 2010, wurden alleine drei dokumentierte Schadensfälle vermerkt. Wirbelschleppen sind auch kein neues Phänomen: Bei ihnen handelt es sich um zopfartige, gegenläufig drehende Luftverwirbelungen hinter fliegenden Flugzeugen. Ihre Intensität ist vor allem vom Gewicht des Flugzeuges abhängig und die Lebensdauer wird von Wind und Atmosphäre beeinflusst. „Wir sehen im Fluglärm eine dauerhafte Belastung, aber diese Ereignisse stellen eine akute Gefährdung dar“, so Krüger.

Meldungen sind wichtig

Darum bittet die Schutzgemeinschaft Fluglärm auch alle Geschädigten, sich bei ihr zu melden. Die Zahl von 0,6 Fällen auf 10.000 Starts und Landungen sei offenbar nicht haltbar. Deshalb sei eine möglichst umfassende Dokumentation der Schutzgemeinschaft ein wichtiges Anliegen. „Wir wollen die Gefährdungen und Belastungen durch den Flughafen so klein wie möglich halten“, erklärt Krüger.

Dafür sei die Dokumentation dieser Ereignisse wichtig, auch wenn sie schon länger zurückliegen oder Nachbarn und Bekannte betroffen waren.

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