Die Nachricht lautet: Wilo baut auf seinem Firmengelände für mehr als 20 Millionen Euro ein Gesundheitszentrum. Die Frage, die sich sofort aufdrängt, heißt: Welche Gründe gibt es für den weltweit tätigen Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen, so viel Geld in eine medizinische Einrichtung zu stecken? „Sehr viele“, antwortet Wilo-Chef Oliver Hermes.
Am Freitagnachmittag (15.12.) ist der Startschuss für das außergewöhnliche Projekt gefallen. Der Wilo-Vorstand setzte gemeinsam mit dem Ehrenvorsitzenden des Aufsichtsrates der Wilo Gruppe, Dr. Jochen Opländer (92), im Wilopark den ersten Spatenstich. Von dem innovativen Gesundheitszentrum - beim Global Player Wilo sprechen sie von einem Health Cube - sollen die rund 10.000 Wilo-Mitarbeitenden weltweit, aber auch Kassenpatienten in Dortmund, profitieren.
Oliver Hermes kann das Warum sehr plausibel und mit Verweisen auf die Nachhaltigkeitsstrategie von Wilo erklären. Ein Rückgriff in die Unternehmensgeschichte, macht aber wohl am schnellsten verständlich, was Industrieproduktion und Gesundheitsversorgung verbindet. „Was meinen Vater im Jahr 1927 antrieb, war nicht nur, eine Umwälzpumpe zu entwickeln“, sagt der frühere Firmenchef Dr. Jochen Opländer, „er wollte die ungesunde Ofenheizung durch eine hygienische Zentralheizung ersetzen und so die Lebensbedingungen der Menschen verbessern. Diese Initiative greift der Health Cube fast 100 Jahre später auf.“
Ein ganzheitlicher Ansatz
Das Konzept sieht einen ganzheitlichen medizinischen Ansatz und hochwertige Behandlungen vor, mit denen ambulant tätige Hausärzte, Fachärzte und Therapeuten nicht nur akute Probleme behandeln, sondern auch langfristig die Gesundheit ihrer Patientinnen und Patienten fördern. Und dies sollen nicht nur Wilo-Beschäftigte sein.

„Unser Health Cube wird für alle offen sein und richtet sich in erster Linie ausdrücklich an gesetzlich Versicherte“, sagt Oliver Hermes. Gleichzeitig sei er aber auch „Dreh- und Angelpunkt unseres globalen Gesundheitsmanagements“. Obwohl Familienunternehmen, ist Wilo in der ganzen Welt tätig. Die rund 10.000 Beschäftigten entsprechen etwa der Einwohnerzahl einer Kleinstadt.

Gerade in Zeiten großer politischer Krisen und zunehmender, klimabedingter Naturkatastrophen sei es gut, wenn ein Wilo-Geschäftsführer von irgendwo in der Welt im Health Cube in Dortmund anrufen könne, und dann werde sich gekümmert. „In Kiew“, sagt Oliver Hermes, „ist nur ein paar Meter von unserem Standort entfernt eine Rakete eingeschlagen. Zum Glück wurde niemand verletzt - so wie auch 2020 bei der gewaltigen Explosion im Hafen von Beirut. Aber wenn bei solchen Ereignissen etwas passiert, haben wir in Zukunft die Kompetenz und die Möglichkeiten, zu helfen oder zu unterstützen.“
Wilo setzt dabei auch auf ortsunabhängige Telemedizin in Zusammenarbeit mit einem Partnerkonzern aus der Industrie sowie die Anbindung an ein internationales Netzwerk von Ärzten.
Eine Herzensangelegenheit
Oliver Hermes kündigt für das Gesundheitszentrum eine Medizin „auf einem Toplevel“ an. „Wir wollen die besten Ärzte holen, die dann von uns fest angestellt werden oder ihren eigenen kassenärztlichen Sitz hier haben“, sagt er. Und er macht dabei deutlich, dass dieses Projekt für ihn und auch für Dr. Jochen Opländer, der allein drei Millionen Euro für das medizinische Equipment bereitstellt, eine Herzensangelegenheit ist.
„Das ist kein knallharter Business-Case. Insofern sind die Fragezeichen, die viele haben mögen, verständlich. Aber, es ist ein Projekt, das unsere Arbeitgebermarke im Wettbewerb um die klügsten Köpfe und besten Auszubildenden stärken wird. Und es ist ein Signalprojekt dafür, dass unsere Nachhaltigkeitsstrategie unser Tun und Handeln weltweit übergeordnet steuern wird“, so Oliver Hermes.
Er betont, dass Wilo ganz fundamental an der Gesundheitsversorgung mitwirkt. Etwa indem man im Zuge der Urbanisierung, der Verstädterung weltweit gerade viele Aufträge für Pumpensysteme in Krankenhäusern bekommt. Oder indem man dazu beiträgt, die knappe Ressource Wasser gut zu managen.
„Ohne Wassersicherheit keine Ernährungssicherheit“, sagt Oliver Hermes und ergänzt: „Ohne Pumpen und Pumpensysteme lässt sich die moderne Gesundheitsversorgung nicht aufrechterhalten. Diese Verantwortung tragen wir aus Tradition. Durch die Herstellung von Waschkauen und Kleideraufzügen für den Bergbau verbesserte Wilo schon vor rund 100 Jahren die hygienischen und gesundheitlichen Bedingungen von Bergleuten erheblich.“
Eröffnung im Jahr 2026
In dem Health Cube, der Anfang 2026 eröffnet werden soll, soll es neben Allgemein- und Arbeitsmedizinern auch eine Reihe fachärztlicher Spezialbereiche geben. Eine orthopädische Praxis wird sich Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates annehmen, eine kardiologische Praxis wiederum den Erkrankungen des Herzens. Weil seelische Erkrankungen zunehmen, werden Spezialisten in einer psychotherapeutischen Praxis Gesprächstherapien anbieten. Und sogar den Fachbereich der Sportmedizin wird das neue Wilo-Gesundheitszentrum abdecken.

Noch ergänzt wird dieses Angebot durch physiotherapeutische Behandlungen, Vorsorgeleistungen wie Hautkrebs-Screening, ein Fitnessstudio mit hochmodernen Sportgeräten für Ausdauer- und Krafttraining sowie einen Außensportbereich. „Das wird kein Krankenzentrum, sondern im wahren Sinne des Wortes ein Gesundheitszentrum, in dem man auch selbst etwas für sich tun kann“, sagt Oliver Hermes.
Der Applaus und die Vorfreude war rund um den ersten Spatenstich in der Belegschaft denn auch groß. Und auch in der Nachbarschaft auf Phoenix-West - etwa bei dem Stromnetzbetreiber Amprion oder dem bald dort heimischen Software-Unternehmen Materna - dürfte die Aussicht auf das breite Ärzteangebot vor der Haustür gefallen.
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