Wie kommt Matthias Helferich an internes CDU-Dokument? AfD-Rechtsaußen postet es auf Telegram

Wie kommt Matthias Helferich an internes CDU-Dokument?
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Öffentlich geteilt - und gleich wieder gelöscht: Was der Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich am Mittwoch, 26. Februar, um 11.01 Uhr im Messenger-Dienst Telegram veröffentlichte, war fünf Minuten später schon wieder verschwunden. Und doch birgt der Fall Zündstoff.

Was der als rechtsextrem geltende Helferich da teilte, ist dabei mindestens genauso spannend wie die Frage, wieso er es überhaupt hatte. Es handelte sich um eine PDF-Datei des sogenannten „Braunbuch AfD“. Das stammt von der CDU NRW, die vor der Europawahl 2024 zusammengefasst hatte, wie man der AfD und ihren Argumenten begegnen könne.

Interne Anti-AfD-Broschüre

Dieses „Braunbuch AfD“ ist ein internes Dokument, das die CDU ihren Wahlkämpfern und Parteimitgliedern an die Hand gab. Öffentlich herausgeben wolle man es jedoch nicht, wie der Landesverband auf Anfrage unserer Redaktion klarstellte.

Auf 38 Seiten ist zusammengefasst, welche Folgen die Politik der AfD für das Land hätte - unter anderem für die Menschen, für die Wirtschaft, für das Sozialsystem, für unterschiedliche Religionsgemeinschaften. Zudem werden Zusammenhänge erklärt: Wie ist die AfD verstrickt in das rechtsextreme Netzwerk in Deutschland? Was bedeuten technisch oder gar harmlos klingende Begriffe wie „Remigration“, „Ethnopluralismus“ und „Belastungsfaktoren“ tatsächlich?

Name von Vorstandsmitglied taucht auf

Nach dem Telegram-Post stellt sich auch die Frage: Wie kam Matthias Helferich an das interne CDU-Dokument, diese 6,48 Megabyte große Datei?

„Weitergeleitet von Sarah Beckhoff“ stand dabei. Hat Helferich das interne CDU-Dokument also von Beckhoff, die zum Vorstand der CDU Dortmund wie der Jungen Union Deutschland gehört und die bei der Bundestagswahl Direktkandidatin war?

„Weder Kontakt noch Austausch“

Nein, sagen beide übereinstimmend - Sarah Beckhoff wie Matthias Helferich. „Zu Herrn Helferich besteht weder Kontakt noch ein politischer Austausch“, stellt die 30-jährige CDU-Politikerin klar. „Leider habe ich keinen Kontakt zu Frau Beckhoff“, antwortet der 36-jährige Helferich.

Dass sich beide aus gemeinsamen Zeiten bei der Jungen Union kennen - Helferich war vor seiner AfD-Zeit Mitglied von JU und CDU - ist bekannt. Der umstrittene Bundestagsabgeordnete, der deutschlandweit bekannt wurde durch die Selbstbezeichnung „freundliches Gesicht des NS“, betont jedoch: Von Sarah Beckhoff habe er das Dokument nicht bekommen. „Ich erhielt das Braunbuch aus CDU-Kreisen. Sie wissen ja, dass ich dort selbst 10 Jahre aktiv war.“

Die Dortmunder CDU-Politikerin Sarah Beckhoff schaut in die Kamera.
Sarah Beckhoff (CDU) kandidierte bei der Bundestagswahl 2025 für den Wahlkreis Dortmund 1 (westliche Stadtbezirke). © Oliver Schaper

„Irritiert“ über die Anfrage

Auch am Abend der Bundestagswahl kokettierte Helferich damit, er pflege durchaus Kontakt zu einigen jungen Christdemokraten. „Der CDU-Kontakt wird das Braunbuch wohl von Frau Beckhoff erhalten haben“, mutmaßt der AfD-Politiker.

Beckhoff war durch die Anfrage unserer Redaktion zum Thema zunächst „irritiert, weil ich mir nicht sofort erklären konnte, wie es bei Telegram zu der Information ‚Weitergeleitet von Sarah Beckhoff‘ kommt.“ Anhand anderer Beispiele habe sie aber erkannt, so Beckhoff weiter, „dass Telegram offensichtlich immer die Information über die ursprüngliche Quelle mitliefert, nicht über denjenigen, von dem eine Anlage direkt weitergeleitet wurde“.

„Schlicht nicht nachvollziehbar“

Sprich: Wenn Person A eine Nachricht an B weiterleitet, der diese Nachricht später an C weiterschickt, liest C trotzdem „Weitergeleitet von Person A“. Genau wie in dem Fall, wenn A es direkt an C schickt.

Welchen Weg das „Braunbuch“ von ihr bis zur Matthias Helferich genommen habe, könne sie „schlicht nicht nachvollziehen“, teilt Beckhoff mit.: „Ich kann selbst nicht mehr abschließend nachvollziehen, welchen Personen ich dieses PDF geschickt habe, da in vielen Chats selbstlöschende Nachrichten aktiviert sind.“

Helferich sagt, er habe das interne CDU-Dokument eigentlich an seine Bürogruppe weiterleiten wollen und deshalb kurz nach der Veröffentlichung aus seinem Kanal wieder gelöscht. Natürlich interessiere ihn „der argumentative Mörtel, der die Brandmauer zusammenhalten soll“.