Das Interesse am Wickeder Waldsee reißt nicht ab - zumal er nun auch einige negative Aspekte mit sich bringt: Er greift auf die Grundstücke der Anlieger über und überflutet die Wanderwege im Wickeder Ostholz.
Wir haben mit Dr. Christian Falk gesprochen, der gemeinsam mit Mario Niggemann die Stadtentwässerung Dortmund leitet. Falk gibt noch einmal wieder, wie es überhaupt zu diesem Wasserstau gekommen ist. Anfang 2022 hat die Stadt einen illegalen Zufluss vom Wickeder Ostholz ins öffentliche Kanalnetz unterbunden. Die zusätzliche Wasserbelastung hatte in den Jahren zuvor an Starkregentagen immer wieder dazu geführt, dass Keller an der Baedekerstraße vollliefen - zum Beispiel dann, wenn keine Rückstauklappe eingebaut war oder sie nicht vorschriftsmäßig funktionierte.
Das Kanalnetz war einfach nicht dafür ausgelegt, soviel Wasser aufzunehmen. Hinzu komme, so Falk, dass es gar nicht erlaubt sei, Frischwasser mit dem Abwasser aus den Häusern zu mischen. Das sei auch eine zusätzliche Belastung für die Kläranlagen. Es sei heute nicht mehr nachzuvollziehen, wer einst überhaupt die Verbindung vom Wickeder Ostholz ins Kanalnetz gelegt habe.

Auch in früheren Jahren sei das Gebiet schon sehr wasserreich und sumpfig gewesen. Man könne das an der Vegetation zum Beispiel mit Erlen ablesen, die viel Wasser brauchen. Generell gebe es im Raum Wickede einen hohen Grundwasserstand.
Neben diesen Einflüssen und dem gekappten Zufluss ins öffentliche Kanalsystem gebe es aber noch einen zweiten Grund für den derzeitigen hohen Wasserstand des Sees: die überdurchschnittlich feuchte Witterung in den Jahren 2023 und 2024. Auch anderswo - also nicht nur in Wickede - gebe es Probleme mit dem Wasser.
In Wickede kommt hinzu, dass sich dort ein sehr wasserundurchlässiger Boden befindet. Falk: „Hätten wir es zum Beispiel mit Ruhrsand oder Kies zu tun, wäre die Versickerung kein Problem.“ Diese Einschätzung teilt Dr.-Ing. Ulrich Höfer vom Geotechnik-Institut-Dr. Höfer GmbH (GID) mit Sitz an der Hagener Straße. Höfer spricht von einem „Schluffboden“ und sagt: „Es müsste wegen der geringen Durchlässigkeit schon sehr lange trocken bleiben, damit das Wasser dort verschwindet.“
Christian Falk jedenfalls sieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt - Stand Donnerstag (27.3.) - noch keinen Grund, dort tätig zu werden. Wasser auf dem Grundstück sei etwas, dass man ein Stück weit hinnehmen müsse. Derzeit lasse sich überhaupt nicht vorhersagen, ob das Wasser weiter ansteige oder zurückgehe. Seine Abteilung stehe aber in unmittelbarem Kontakt mit den betroffenen Grundstückseigentümern. Sein Amt biete zudem Beratungen an, wie man sich vor eindringendem Wasser in den Keller schützen könne.