Hallo Herr Kestin, wie lange wohnen Sie schon in Wickede? Seit gut zwei Jahren. Aus meiner Heimat Kamen bin ich der Liebe wegen nach Wambel gezogen. Aber wir wollten uns vergrößern, weil wir wegen unserer Tiere viel Platz brauchen. Wir haben eine Katze, zeitweise einen Hund und hatten auch mal Schildkröten. Und nachdem wir uns ein paar andere Häuser angesehen hatten, fiel unsere Wahl auf Wickede. Was hat den Ausschlag gegeben? Letztlich natürlich das Haus selbst. Aber ich sehe auch sonst viele Vorteile an Wickede. Es gibt mit S-Bahn und Stadtbahn hervorragende Verkehrsverbindungen, sodass ich ganz schnell im Kreuzviertel bin oder auch im Stadion. Stimmt, die Stadtbahn fährt hier alle zehn Minuten, oder? Ja, und wenn der zweigleisige Ausbau zwischen Brackel und Asseln endlich kommt, sogar alle fünf Minuten, habe ich gehört. Sie melden sich ja auch immer mal wieder bei Facebook zu verkehrspolitischen Themen zu Wort. Wie gefällt Ihnen der Vorschlag der SPD, auf dem Wickeder Hellweg Tempo 30 zu machen? Das ist ein guter Anfang. Aber wirklich innovativ wäre ein „Shared Space“. Was ist das? Das ist ein niederländisches Konzept. Man schafft Autostraße, Geh- und Radwege ab und sagt: Den vorhandenen Platz müssen sich alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt teilen und eben Rücksicht aufeinander nehmen.
So sieht's im Normalfall auf dem Wickeder Hellweg aus.
© Andreas Schröter
Au, das stelle ich mir für Wickede schwierig vor angesichts des hohen (Auto-)Verkehrsaufkommens und auch wegen der Stadtbahn. Das stimmt. Für den Shared Space müsste die Stadtbahn unterirdisch fahren. Das ist schon finanziell unrealistisch. Sinnvoll wäre es also, den Hellweg etwa mit Tempo 30 und großen Radwegen einfach unattraktiv für den Autoverkehr zu machen. Das würde etwa die Lastwagen fernhalten, für die der Hellweg mit der Stadtbahn einfach zu eng ist. Mit einem besseren Verkehrskonzept würde der Ortskern mit seinen Einkaufsmöglichkeiten einfach attraktiver.Wie stehen Sie zum viel diskutierten Weiterbau der OWIIIa? Das finde ich nicht gut. Dadurch würde zu viel Natur im Wickeder Ostholz zerstört. Man glaubt erstmal gar nicht, was so ein Betonband mitten durch die Natur anrichtet. Selbst mit vier Meter hohen Lärmschutzwänden müssten wir den Verkehrslärm ertragen. Ich glaube auch nicht, dass die OWIIIa den Hellweg entlasten würde, sondern eher eine weitere Stauumgehung für die umliegenden Autobahnen ist. Und: Ein weiterer Grund, warum wir nach Wickede gezogen sind, ist ja gerade die Natur. Wenn wir aus dem Haus gehen, können wir nach ein paar Metern über Felder bis zum Flughafen gucken. Ich habe viele Freunde von auswärts. Die sind immer überrascht, wie grün es hier ist. Da Sie politisch so interessiert sind: Hätten Sie nicht Lust, sich einer Partei anzuschließen. Ich habe mich früher mal bei den Grünen in Unna engagiert, aber dann bin ich Journalist geworden - zuletzt war ich bei der Westdeutschen Zeitung Digitalredakteur -, und damit verträgt sich politisches Engagement nicht. Heute arbeite ich bei der Softwarefirma Maximago, aber durch die junge Familie und die Arbeit fehlt einfach die Zeit für intensive politische Arbeit. Die Wickeder loben ja immer die guten Einkaufsmöglichkeiten im Ort. Wie sehen Sie das? Ja, wobei wir genau zwischen Wickede und Asseln wohnen. Aber es stimmt: Für den täglichen Bedarf bekommen wir wirklich alles. Und das andere bestellen wir jungen Leute ja sowieso im Internet.