Ab Dienstag (4.10.)

Wichtige Zufahrtsstraße gesperrt: Das muss man zur Blindgängersuche wissen

Eine gesperrte Zufahrtsstraße in die City, Vorbereitungen für eine Evakuierung - die Suche nach zwei Bombenblindgängern in der Innenstadt hat weitreichende Folgen - wir haben die wichtigsten Infos.

Dortmund

, 03.10.2022 / Lesedauer: 4 min

Auf der B1 ist es schon deutlich sichtbar ausgeschildert: Die Märkische Straße ist vom 4. bis 8. Oktober in Richtung Innenstadt gesperrt. Grund ist die Suche nach einem Bombenblindgänger. Wir erklären, was es damit auf sich hat.

Wie kommt es zu dem Bombenverdacht?

Die südliche Dortmunder Innenstadt ist vor allem zum Kriegsende 1945 von alliierten Fliegern stark bombardiert worden. Deshalb schlummern im Boden noch zahlreiche sogenannte Blindgänger, also Fliegerbomben, die nicht explodiert sind, aber noch detonieren können.

Gefahr besteht immer dann, wenn man durch Bauarbeiten die Erde und damit möglicherweise auch die Blindgänger bewegt. Deshalb werden im Vorfeld von Baustellen historische Luftbilder auf Verdachtspunkte untersucht. Bei konkretem Verdacht finden vor Ort Sondierungen mit speziellen Geräten statt.

Dabei hat man an zwei Baustellen an der Märkischen Straße - vor dem Finanzamt West in Höhe Friedrich-Uhde-Straße und nahe dem Wohnstift Auf der Kronenburg an der Wenkerstraße - „Anomalien“ im Boden festgestellt, die auf Blindgänger hindeuten könnten.

Einer der beiden Bombenverdachtspunkte an der Märkischen Straße liegt in Höhe Friedrich-Uhde-Straße vor dem Finanzamt Dortmund West. © Oliver Volmerich

Wie wird nun weitergesucht?

Dem Verdacht muss nun weiter nachgegangen werden. Weil beide „Anomalien“ tief im Boden aufgetreten sind, muss man sich mit größerem Baggereinsatz vorsichtig an die Verdachtspunkte heran graben. „Diese Arbeiten bringen Aufwand mit sich, der Platz braucht“, erklärt die Stadt.

Was sind die Folgen der Bombensuche?

Weil viel Platz für die Untersuchungen nötig ist, muss die Märkische Straße, die im Bereich der Baustellen ohnehin auf eine Spur verengt ist, in Fahrtrichtung Innenstadt komplett gesperrt werden.

Das passiert in zwei Wochen: Der Verdachtspunkt in Höhe des Finanzamtes wird von Dienstag (4.10.) bis Freitag (7.10.) aufgegraben und näher untersucht. Der zweite Verdachtspunkt in Höhe Wenkerstraße folgt in der Woche vom 17. Oktober (Montag) bis 20. Oktober (Donnerstag).

Die Verdachtspunkte können nicht gleichzeitig überprüft werden, weil dann zentrale Versorgungsleitungen vom Netz genommen werden müssten. „Das wurde zu starken Einschränkungen für die Bevölkerung führen“, teilt die Stadt mit.

Welche Folgen hat die Sperrung der Märkischen Straße?

Der Verkehr aus Richtung Hörde und von der B1 kommend in Richtung Innenstadt wird großräumig umgeleitet. Die Umleitung ist über die B54 / Ruhrallee ausgeschildert. Dort könnte es dann wegen des erhöhten Verkehrsaufkommens zu Staus kommen, warnt die Stadt.

Sie macht zugleich auf Einschränkungen durch Baustellen in anderen Bereichen der Innenstadt aufmerksam, insbesondere für Pendler aus Richtung Osten.

Betroffen sind die Von-der-Goltz-Straße in Höhe Ostfriedhof. Hier gibt es keine Zufahrt zum Hellweg/Hamburger Straße. Die ausgeschilderte Umleitung führt durch Wohngebiete.Ebenfalls gesperrt ist die Feldstraße. Auch hier gibt es von der Karl-Marx-Straße keine Zufahrt in Richtung Innenstadt.Der Heilige Weg ist baustellenbedingt nur als Einbahnstraße in Richtung Süden nutzbar.

Auch hier kann es nach Einschätzung des Tiefbauamtes auf den Ausweich- und Umleitungsstrecken zu deutlich erhöhtem Verkehrsaufkommen kommen. Es wird deshalb gebeten, den Bereich großräumig zu umfahren und – wenn möglich – auf den öffentlichen Nahverkehr auszuweichen.

Ist auch der öffentliche Nahverkehr betroffen?

Ja. Sechs Buslinien fahren großräumige Umleitung, mehrere Haltestellen entfallen. Betroffen von der Sperrung der Märkischen Straße sind vor allem die Buslinie 453, der Airport-Express und die Nachtexpress-Linien NE5 und NE6 in Fahrtrichtung Innenstadt. Auch sie werden weiträumig über die B1 und B54 umgeleitet. Die Haltestellen Märkische Straße, Wohnstift auf der Kronenburg, Kronenburg, Markgrafenstraße und Ruhrallee entfallen daher ersatzlos.

So sieht der 250-Meter-Radius um den Verdachtspunkt vor dem Finanzamt West aus. © Stadt Dortmund

Ebenfalls betroffen sind die Buslinien 455 und 456 in Fahrtrichtung Borsigplatz: Wegen der Sperrung der Von-der-Goltz-Straße werden sie seit Anfang September über die Märkische Straße stadteinwärts umgeleitet. Diese Umleitung muss DSW21 nun ebenfalls über die B1 und B54 verlängern - was Verspätungen zur Folge haben kann.

So sieht der 500-Meter-Radius um den Verdachtspunkt vor dem Finanzamt West aus. © Stadt Dortmund

Wie wahrscheinlich ist es, dass Bomben gefunden werden?

Das ist schwer abzuschätzen. Dass Anomalien im Boden festgestellt wurden, bedeutet nicht, dass hier auch tatsächlich Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg liegen müssen. Es könnten etwa auch nicht mehr genutzte Versorgungsleitungen sein, die bei ihrer damaligen Verlegung nicht korrekt kartiert wurden.

Was passiert, wenn man fündig wird?

Dann muss der Blindgänger entschärft und die Umgebung relativ kurzfristig evakuiert werden. Wie viele Menschen davon betroffen sind, hängt vom „Kaliber“ des Bombenfunds ab. Bei einem 250-Kilo-Blindgänger wird ein Evakuierungsradius von 250 Metern, bei einer 500-Kilo-Bombe von 500 Metern um die Fundstelle eingerichtet. Im Extremfall könnte die Sperrung also bis zur S-Bahn-Brücke am Heiligen Weg im Norden oder bis zur Hohenfriedberger Straße im Süden reichen.

So sieht der 250-Meter-Radius um den Verdachtspunkt an der Wenkerstraße aus. © Stadt Dortmund

Je nach Radius wäre auch eine unterschiedliche Zahl an Menschen betroffen, die dann ihre Wohnungen für einige Stunden verlassen müssten. Bei 250 Meter rund um die Fundstelle vor dem Finanzamt West wären es 1107, bei 500 Meter 4960 Anwohnerinnen und Anwohner. Beim Verdachtspunkt an der Wenkerstraße wären es 1782 beziehungsweise 5650 Menschen

So sieht der 500-Meter-Radius um den Verdachtspunkt an der Wenkerstraße aus. © Stadt Dortmund

Betroffen sein könnten auch das Wohnstift Auf der Kronenburg und das Pflegeheim Am Westfalentor. Dort hat man mit den Heimleitungen, den Bewohnerinnen und Bewohnern und ihren Angehörigen bereits Kontakt aufgenommen, um eine Evakuierung möglichst schnell zu schaffen.

Eine gewisse Routine ist dort schon vorhanden. Denn beide Heime mussten schon mehrfach wegen Blindgänger-Entschärfungen auf dem früheren Kronen-Gelände geräumt werden.

Wie geht es nach der Untersuchung und möglichen Entschärfungen weiter?

Gleich nach dem 20. Oktober können die Baustellen an der Märkischen Straße abgeschlossen werden. Es wird also zunächst weiterhin eine einspurige Verkehrsführung geben. Ziel ist, die Baustellen rechtzeitig bis zum Start des Weihnachtsmarkts Ende November zu verfüllen und die Straße wieder hergestellt zu haben.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen