Plötzlich nicht mehr erlaubt Dortmunder Wettbüro musste unerwartet schließen

Plötzlich nicht mehr erlaubt: Wettbüro am Marktplatz musste schließen
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Auch wenn viele Lütgendortmunder sicher noch nie einen Fuß in das Eck-Geschäft gesetzt hatten, gehörte es seit Jahren zum Marktplatz fest dazu: das Wettbüro Tipico an der Werner Straße 2. Seit kurzem aber steht es leer. Von jetzt auf gleich sind die Aufkleber auf der Scheibe entfernt worden, das Ladenlokal ist geräumt. Sportwetten können dort nicht mehr abgeschlossen werden.

Beim Auszug wurde ein Grund genannt, der zunächst verwundert. Das Wettbüro sei zu nah an der städtischen Jugendfreizeitstätte (JFS), hieß es. Die JFS liegt in Sichtweite, am anderen Ende des Marktplatztes. Allerdings schien das bisher kein Problem gewesen zu sein. Das Wettbüro ist seit Jahren ansässig.

Daniela Reich, Vermieterin der Ladenlokale an der Werner Straße 2 in Lütgendortmund
Daniela Reich vermietet mir ihrer Firma die Ladenlokale an der Werner Straße 2. Sie selbst hat in einer der Räumlichkeiten die "Akademie für Arbeitssicherheit" eröffnet. Dort bietet sie unter anderem Erste-Hilfe-Kurse an. © Beate Dönnewald (Archiv)

Gesetz legt Mindestabstand fest

Auch Daniela Reich, die mit ihrer Firma das Ladenlokal in der Werner Straße 2 vermietet, sagt, dass Tipico die Nähe zur JFS als Kündigungsgrund angegeben habe. Wie lange genau das Wettbüro ansässig war, könne sie nicht sagen. Reich ist erst seit Januar 2022 Vermieterin der Ladenfläche. Sie habe aber Aufzeichnungen, nach denen Tipico bereits 2017 am Marktplatz seine Wetten angeboten hat.

Was lange ging, ist aber jetzt nicht mehr möglich, Gesetzesänderungen sind dafür verantwortlich, genauer der Glücksspielstaatsvertrag. Viel wurde um ihn gerungen, es gab verschiedene Versionen. Eine wichtige Änderung: Seit 2021 brauchen Wettbüros eine Konzession und für diese müssen unter anderem bestimmte Abstandsregeln eingehalten werden.

Die Stadt Dortmund weist auf Anfrage auf das Gesetz zur Ausführung des Glücksspielstaatsvertrags in NRW hin. Dort heißt es in Paragraf 13, dass eine sogenannte „Wettvermittlungsstelle“ nicht „in räumlicher Nähe zu öffentlichen Schulen und zu Einrichtungen der Kinder und Jugendhilfe betrieben“ werden dürfe. Als Richtmarke gelte ein Mindestabstand von 350 Metern. Ausnahmen dürfe es im Einzelfall geben. Entscheiden müsse dies die Erlaubnisbehörde.

Das ist im Fall des Lütgendortmunder Wettbüros die Bezirksregierung Arnsberg. Dort können Anträge auf den Betrieb einer Wettvermittlungsstelle gestellt werden. Laut Pressestelle galten für Wettbüros, die zum Zeitpunkt 22. Mai 2019 über eine bestandskräftige Baugenehmigung verfügten, Übergangsfristen. So auch für die Tipico-Wettannahme.

Zu geringer Abstand

Nun aber habe Tipico einen Antrag auf Genehmigung der Betriebsstätte gestellt und diesen hat die Bezirksregierung im Dezember 2022 eigenen Angaben nach abgelehnt. Begründung: Das Wettbüro liege zu nah an Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe. Keine hundert Meter würden die Gebäude trennen.

Damit muss Daniela Reich auf die Suche nach einem Nachmieter gehen. Noch sei niemand in Sicht, sagt sie. Die Miet-Konditionen hängen bereits im Fenster des Ex-Wettbüros: Etwa 70 Quadratmeter groß ist das Ladenlokal, die Monatsmiete beträgt netto 18 Euro pro Quadratmeter, hinzu kommen rund 210 Euro netto an Nebenkosten im Monat.

Die Jugendfreizeitstätte am Marktplatz in Lütgendortmund, im Hintergrund zu sehen: Das Gebäude, in dem bis vor kurzem das Wettbüro war.
Die Jugendfreizeitstätte Lütgendortmund liegt in Sichtweite des ehemaligen Wettbüros (Gebäude hinten links). © Natascha Jaschinski

Mit dem Weggang des Wettbüros hat der Ortskern Lütgendortmunds noch einen Leerstand mehr. Zuletzt hat Beate‘s Lotto-Treff Anfang November seine Türen geschlossen. Auch auf der Baustelle am ehemaligen Konze-Kaufhaus ruht alles, seitdem der Investor ins Insolvenzverfahren gegangenen ist. Ein neuer ist noch nicht gefunden. Das indische Restaurant „Marsala Project“ in der Limbecker Straße hatte nur wenige Wochen geöffnet, seit September hängt ein Zettel im Schaukasten, dass wegen Personalmangels geschlossen sei.

Immerhin: Seit dem Weggang des Bettenstudios „Rega Prestige“ ist noch ein kleines Ladenlokal in der Werner Straße 2 frei. Für dieses habe sie aber schon Interessenten, sagt Daniela Reich. Der größere Teil des ehemaligen Bettenfachgeschäfts ist bereits neu vermietet: Dort bietet nun das österreichische Unternehmen „Storebox“ Lagerräume für Privat- wie Geschäftskunden an.

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