Abschied und Einstand

Die Frau vom Büdchen geht: Dortmunder Kult-Kiosk bekommt neue Pächterin

In einem Dortmunder Kult-Kiosk geht eine Ära zu Ende: Nach 15 Jahren hört die beliebte „Frau vom Büdchen“ auf. Mit ihrer Nachfolgerin (39) ist die 66-Jährige richtig glücklich.

Westrich

, 22.09.2022 / Lesedauer: 3 min

An diesem Vormittag strahlen die beiden Dortmunderinnen mit der Sonne um die Wette. Die ehemalige und die zukünftige „Frau vom Büdchen“ versprühen reichlich gute Laune. Zwischendurch wird aber eine von ihnen auch sehr sentimental.

Denn für die 66-jährige Silvia Kimenkowski geht ein wichtiges Kapitel ihres Lebens zu Ende. Nach 15 Jahren gibt sie aus Altersgründen ihren geliebten Kiosk, das Westricher Büdchen, auf. Erleichtert wird ihr der Abschied, weil nach langer Suche doch noch eine „würdige“ Nachfolgerin gefunden wurde.

Dieser Inhalt kann hier nicht dargestellt werden. Bitte besuchen Sie unsere Website um den vollständigen Artikel zu lesen.

„Die Kinder, die Kunden, das ganze Familiäre, das alles wird mir sehr fehlen“, sagt Silvia Kimenkowski. Vom ersten Kiosk-Tag an der Hangeneystraße 207 in Westrich habe sie ihren Job geliebt, erzählt sie. Mit Grundschülern beim Süßigkeiten-Kauf Rechnen zu üben, von ihnen kleine Geschenke wie Steine oder gemalte Bilder zu erhalten, mit den Kunden ein Pläuschchen zu halten, solche Momente hätten jeden einzelnen Arbeitstag bunt gemacht. „Es war auch toll, mitzuerleben, wie aus den Kindern Erwachsene oder sogar Eltern wurden.“

15 Jahre hat Silvia Kimenkowski das Westricher Büdchen geführt. Ihre Nachfolgerin ist die zweifache Mutter Sibylle Kohlmann (l.). © Beate Dönnewald

Westricher Büdchen bleibt in Frauenhand

Dennoch: Es ist wie sooft im Leben ein Abschied mit einem weinendem und einem lächelnden Auge. „Ich freue mich darauf, endlich mal ausschlafen zu können oder in den Urlaub zu fahren“, sagt die gelernte Friseurin. Beides war jahrelang für sie nicht möglich. Denn das Westricher Büdchen hat jeden Tag geöffnet, von früh morgens bis 20 Uhr. Mittags ist es außer samstags zwei Stunden geschlossen.

„Alle lieben Silvia, vor allem die Kinder. Sie hat so eine große Geduld mit ihnen“, schwärmt ihre Nachfolgerin Sibylle Kohlmann. Dass die 66-Jährige aufhören wird, habe auch ihre eigenen Kinder traurig gemacht, erzählt die zweifache Mutter. „Die beiden hatten dann die Idee, dass ich doch das Büdchen übernehmen könnte.“ Die 39-Jährige musste nur eine Nacht darüber schlafen, dann stand für sie fest: Sie wird die neue Pächterin des Dortmunder Kult-Kiosks.

Bereits vor der offiziellen Übergabe sitzt bei der neuen Pächterin Sibylle Kohlmann jeder Kiosk-Handgriff. © Beate Dönnewald

„Ich wollte schon immer was eigenes haben, selbstständig sein“, sagt sie. Mutig kündigte sie vor über drei Monaten ihren Job als Betreuungskraft bei einem Pflegedienst, unterschrieb den Pachtvertrag und bereitet sich seitdem auf ihre neue Aufgabe vor. Am 1. Oktober wird sie das Westricher Büdchen offiziell übernehmen. „Ich freue mich, die Traditions-Trinkhalle zu erhalten.“

Sibylle Kohlmann ist sehr zuversichtlich, dass sie genauso viel Spaß als Kioskbetreiberin haben wird wie ihre Vorgängerin. Das frühe Aufstehen und die Sieben-Tage-Woche schocken sie nicht, sagt sie. Im Gegenteil: Sie stehe ohnehin jeden Tag um 5.15 Uhr auf, mache zuerst sich fertig, dann die Schulbrote und gehe danach eine Runde mit dem Hund. Ab dem 1. Oktober werde sie mit ihren Kindern im Kiosk frühstücken.

Silvia Komenkowski hat ihre Nachfolgerin Sibylle Kohlmann bereits gut eingearbeitet, wird ihr am Anfang aber auch weiterhin zur Seite stehen. © Beate Dönnewald

Für sie sei die zweistündige Mittagspause optimal. „In der Zeit kann ich zum Beispiel das Essen für die Kinder zubereiten.“ Bei einem normalen Vollzeit-Job sei sie erst um 17 Uhr zu Hause – das sei weniger familienfreundlich.

Kiosk-Job ist familienfreundlich

Angst vor einem finanziellen Fiasko habe sie nicht. Sie übernehme ja eine treue Stammkundschaft und: „Ich habe bei allen Kindern eine Taschengeld-Erhöhung durchgesetzt“, sagt sie und lacht. Sollte die Büdchen-Übernahme wider Erwarten doch kein Erfolg werden, könne sie den Pachtvertrag wieder kündigen und in ihrem alten Job arbeiten.

Silvia Kimenkowski fällt der Abschied von ihrem Büdchen nicht so leicht. Vor allem freut sich die 66-Jährige nun aufs Ausschlafen. © Beate Dönnewald

Damit sie mit ihren Kindern auch mal in den Urlaub fahren oder bei Krankheitsfällen zu Hause bleiben kann, wolle sie sich „so schnell wie möglich ein Notfall-System aufbauen“. Ihr bester Joker seien ihre Eltern, die ganz in ihrer Nähe wohnen. Ein weiterer Vorteil: Sibylle Kohlmanns Wohnung befindet sich nur einen Steinwurf entfernt von ihrer zukünftigen Arbeitsstätte. „Ich habe meinen Kindern schon gesagt, dass ich sie höre, wenn sie sich streiten.“

Immer wenn der BVB spielt, hängt Silvia Kimenkowski eine schwarzgelbe Fahne an ihrem Kiosk auf. © Beate Dönnewald

Die alte Pächterin blickt zurück, die neue stellt sich vor: www. Ruhrnachrichten.de/dortmund

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen