Werden Nutrias in Dortmund zur Plage und deshalb gejagt? Schilder sollen das Füttern verbieten

Nutrias werden gejagt, um Ausbreitung einzudämmen
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Sie machen Männchen, klammern sich an Hosenbeine, fressen aus der Hand – und entlocken Touristen mit ihrer Zutraulichkeit und ihrem putzigen Aussehen Laute der Verzückung. Die Nutrias am Moldau-Ufer in Prag sind eine Attraktion, zu sehen auf vielen Youtube-Videos, – und eine eingewanderte Plage.

In Dortmund sind die braunen Biberratten aus Südamerika noch nicht so verbreitet wie in der tschechischen Hauptstadt, aber auch hier vermehren sie sich zusehends. So haben sie im Dezember 2022 im Fredenbaumpark die riesige Skulptur eines Ur-Hais zu Fall gebracht. Die schwimmfreudigen Nager hatten sich in dem Unterbau der Skulptur eingenistet, dann die Zurrgurte und Seile zerbissen, so dass der Hai in den großen Teich plumpste.

Mit dieser Aktion haben sich die Biberratten auch auf die Tagesordnung des Bürgerdienste-Ausschusses katapultiert. Die Grünen wollten von der Verwaltung unter anderem wissen, ob die Stadt die Ausbreitung der Nutrias in Dortmund im Auge hat, ob die Tiere auf Dortmunder Stadtgebiet bejagt werden und ob sie bereits weitere Schäden angerichtet haben.

18 Nutrias getötet

Die Verwaltung teilte dem Ausschuss mit, dass sie keine Zahlen zum Bestand der Nutrias erhebe und sie auch nicht flächendeckend im Stadtgebiet bejage. Die Untere Jagdbehörde kenne nur die Zahlen der von Jägern getöteten Tiere. Das waren 18 in der Jagdsaison 2021/2022. Neuere Zahlen liegen nicht vor, weil das Jagdjahr erst am 31. März 2023 endet.

Die zu den invasiven Arten zählenden Nutrias, die früher auf Pelztierfarmen gehalten wurden, müssen laut NRW-Landwirtschaftsministerium und NRW-Innenministerium bejagt werden, um wasser- und landwirtschaftliche Schäden zu vermeiden. Ebenso müsse man die gezielte Fütterung unterbinden.

Nicht nur, dass die Nutrias im Fredenbaumpark den Hai kentern ließen, sie haben auch die teils angepflanzte Ufervegetation des Teichs gefressen. Zudem trägt ihre Gegenwart dazu bei, dass das Gewässer mit Nährstoffen „überdüngt“ ist; denn die Nutrias werden auch in Dortmund neben Gänsen und Enten von Fredenbaumpark-Besuchern gefüttert.

Verbotsschilder aufstellen

Am Baldeneysee in Essen, wo die Nutrias ebenfalls heimisch geworden sind, würden sie mit Lebendfallen gejagt, wusste Sebastian Everding von der Ratsfraktion „Die Linke+“ zu berichten. Einmal gefangen würden die Tiere sich tagelang in der Falle selbst überlassen und sich in Panik verletzten. Am Ende würden sie erschossen. „Vermeintliche Schäden“ seien aber kein Grund für Bejagung, so Everding: „Tierschutz sollte auch für Tiere mit südamerikanischem Migrationshintergrund gelten.“

Lisa Denzel (Grüne) machte den Vorschlag, Füttern-verboten-Schilder aufzustellen. Dazu verwies Rechtsdezernent Norbert Dahmen an die Untere Jagdbehörde beim Umweltamt.

Er sei auch dafür, die Beschilderung zu ergänzen, führte Rüdiger Schmidt (SPD) an, aber er wisse aus Erfahrung: „Das beachtet keiner.“ In Scharnhorst stehe ein Fütterungsverbots-Schild für Enten in sechs Sprachen, trotzdem habe man dort immer wieder ein umgekipptes Gewässer.

Fütterer inflagranti erwischen

Benjamin Beckmann (Grüne) plädierte nicht nur für die Aufstellung von Schildern, sondern forderte, die Verwaltung solle „Kollegen vom kommunalen Ordnungsdienst rüberschicken.“

Dafür fehle das Personal, sagte Dezernent Dahmen – auch, um die illegalen Fütterer inflagranti zu erwischen. Dahmen: „Wir müssen denen fast schon ein bisschen auflauern. Sobald sie eine Uniform sehen, verhalten sich die Leute rechtskonform.“

Jetzt ist die Untere Jagdbehörde am Zuge, weitere Fragen der Politik zu beantworten.

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