In den vergangenen Wochen war durchgesickert, dass Grüne und CDU bei der Kandidatensuche wohl auf keinen gemeinsamen Nenner gekommen sind. Die Hintergründe dafür sind unklar. Auch wenn die CDU-Oberen bis heute keine Personalien bestätigen: Aus mehreren Quellen war zu erfahren, dass Alexander Omar Kalouti, Beisitzer im Dortmunder CDU-Parteivorstand und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Dortmunder Stadttheater, auf der CDU-internen OB-Kandidatenliste ganz oben rangiert.
Haben sich die Geister daran geschieden? Die Grünen jedenfalls führten einen anderen Bewerber ins Feld, dessen Name in der Stadtverwaltung und auf den Rathausfluren längst die Runde macht:
Es geht um Jan-Henrik Gruszecki, Leiter der Stabsstelle „Strategie & Kultur“ bei Borussia Dortmund. Gruszecki (40) verfügt über ein großes Netzwerk und hat sich auf vielen Ebenen einen Namen gemacht. „Ja, es hat intensive Gespräche gegeben, wir waren auf einem guten Weg“, bestätigt Katrin Lögering, Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion. Zu den weiteren Vorgängen und Hintergründen werde sie sich aber nicht äußern – auch nicht zum Kandidaten, so Lögering auf Anfrage.
"Man kann über alles sprechen"
Auch CDU-Parteichef Sascha Mader wollte sich dazu nicht äußern. „Ich kommentiere keine Namen“, sagte Mader. Er könne aber bestätigen, dass es Gespräche mit den Grünen und den Versuch gegeben habe, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden. Eine Stellungnahme, aus welchen Gründen das Vorhaben nun offenbar im Sande verläuft, wollte Mader nicht geben.
Wie Dortmunds CDU-Parteichef dennoch betonte, sei „das gegenseitige Vertrauen während des Findungsprozesses gewachsen.“ Und: Die Tür für mögliche weitere Gespräche zwischen Grünen und CDU sei nicht zugeschlagen. „Man kann über alles sprechen“, so Mader. Allerdings schließe sich langsam das Zeitfenster, wie Mader mit Blick auf die Kandidatenaufstellung formulierte. Die ist für Samstag (7.12.) terminiert. Dabei dürfte es neben der Nominierung der Ratskandidaten dann auch um die OB-Kandidatur gehen.
Gruszecki selbst war trotz mehrfacher Versuche telefonisch nicht zu erreichen. Stünde er im Fall der Fälle doch zur Verfügung? Ob Gruszecki das Grünen-Parteibuch hat oder parteilos ist, ließ sich aktuell nicht herausfinden. Grünen-Fraktionssprecherin Lögering wollte „aus Datenschutzgründen“ dazu keine Angaben machen.
Gruszecki und der Borsigplatz
Tatsächlich ist Gruszecki weiten Teilen der Stadtgesellschaft bestens bekannt – und weit darüber hinaus. Der eingefleischte Borussenfan dürfte vielen noch aus seiner Zeit als krtischer „BVB-Ultra“ bekannt sein, in der er der Fan-Bewegung in Deutschland zu einer mächtigen Stimme verhalf - und damit weit über Dortmund hinaus von sich reden machte.
Gruszecki hat in Buenos Aires „Historia“ studiert und an der Uni Bielefeld Medienkommunikation und Journalistik. Er hat Bücher geschrieben und war u.a. Initiator zweier Filme zum Thema Fußball. Vor allem sein Film „Am Borsigplatz geboren“ dürften nicht allein BVB-Fans gut in Erinnerung haben.
Darüber hinaus hat sich Gruszecki in der Stadtverwaltung durch diverse Projekte der Stadtentwicklung einen Namen gemacht: Am Borsigplatz wohnend, gründete er mit Partnern die „Borsigplatz Development GmbH“ – und macht sich zur Aufgabe, das Borsigplatzviertel so weit wie möglich zum Besseren zu entwickeln.
So kaufte Gruszecki beispielsweise das Haus an der Dürener Straße 29, um die heruntergekommene Wohnimmobilie mit erheblichem Aufwand auf Vordermann zu bringen. Es ist das Haus, in dem der BVB 1909 gegründet wurde. Obendrein ist er Gesellschafter der Borussia Brauerei, für die er ebenfalls große Pläne schmieden soll.