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Wenn Streit entsteht, weil Paare sich gar nicht kennen
Tipps von der Expertin
Wie war die Kindheit, wer sind wichtige Bezugspersonen und wie heißt die Lieblingsserie des Partners? Nur wer sich gut kennt, kann langfristig Konflikte vermeiden. Das Kennenlernen müssen beide Seiten aber auch zulassen.
„Es ist wichtig, einander zu kennen. Nur so kann man aufeinander aufpassen, einander verstehen und für den anderen da sein“, sagt Jennifer Angersbach. In loser Reihenfolge stellen wir einige Themen vor, die die Paartherapeutin aus Unna in ihrem Podcast behandelt.
Ob durch die Geburt eines Kindes, ein anderes bedeutendes Ereignis, oder einfach die Dauer einer Beziehung: Viele Paare kommen an einen Punkt, an dem einer der beiden Partner oder auch beide charakterliche Veränderungen an den Tag legen. Dabei handle es sich in den meisten Fällen um das Ablegen einer Maske, erklärt Jennifer Angersbach.
Reaktionen auf das eigene Verhalten, oder das Verhalten des Partners werden rätselhaft. Wir stellen fest, dass wir einander gar nicht kennen. Die Paartherapeutin nennt drei Gründe, wie es dazu kommen kann:
1. Man redet nicht über vorherige Beziehungen, weil das eine Art Tabuthema ist: Dabei gehe es ja weder darum über einen Verflossenen oder eine Verflossene herzuziehen, oder von ihm oder ihr zu schwärmen. Sprechen Partner über Ex-Beziehungen können sie daraus lernen, was der andere erfahren hat, mitbringt und sich wünscht.
2. Der Irrglaube, dass man sich immer von seiner besten Seite zeigen sollte: Gerade zu Beginn einer Beziehung zeigen wir nicht alles, sondern nur die positiven Aspekte. Das kann Konflikte verursachen und zu Unzufriedenheit führen. Durch das permanente Verstellen oder wenn wir unsere Bedürfnisse plötzlich zeigen.
3. Der Irrglaube, dass die Kindheit nun wirklich nicht wichtig ist: Hatten wir damals schon das Gefühl, nicht genug zu sein? Haben sich die Eltern aufgeopfert? Oder waren sie unberechenbar? Die Eltern haben auf jeden Fall unser Spannungsverhältnis von Autonomie und Nähe und unsere Bindungsbereitschaft geprägt, ist Jennifer Angersbach überzeugt. Darüber zu reden sei wichtig, vor allem bei negativen Erfahrungen in der Kindheit.
Was sind die Folgen?
1. Es kommt zu „unverhältnismäßig“ starken Reaktionen auf vermeintliche Kleinigkeiten.
2. Nicht selten überraschen wir unser Gegenüber mit Träumen und Verhaltensweisen, wenn wir aus dem „Gefallenwollen“ ausbrechen.
3. Eigenschaften treten zu Tage, die einen in den Wahnsinn treiben.
Die Lösung lautet: Lernt euch kennen!
Wer die prägenden Ereignisse des anderen, die Beziehungserfahrungen, die Definition von Liebe, traumatische Erfahrungen, Träume, Pläne, Ziele, wichtige Personen, Ängste und Sorgen des anderen kennt, kann besser verstehen.
Und es wird seltener zu der Frage kommen: „Warum hast du mir das nie gesagt?“
Jahrgang 1988, aufgewachsen in Dortmund-Sölde an der Grenze zum Kreis Unna. Hat schon in der Grundschule am liebsten geschrieben, später in Heidelberg und Bochum studiert. Ist gerne beim Sport und in der Natur.
