In ihrer Kolumne "Dinner for One" schreibt Charlotte Schuster über Themen, die Singles beschäftigen. © Grafik: Klose
Kolumne „Dinner for One“
Wenn ein falscher Satz das perfekte Date schlagartig beendet
Ein perfektes Date kann durch eine falsche Bemerkung plötzlich in die entgegengesetzte Richtung verlaufen, wie unsere Autorin unglücklicherweise feststellen musste. Der nächste Teil unserer Single-Kolumne „Dinner for One“.
Vor kurzem habe ich meine Kindergartenliebe, nennen wir ihn mal Hannes, auf Tinder entdeckt. Obwohl er mittlerweile keine T-Shirts mehr von „Bob der Baumeister" trägt, ungefähr 70 Zentimeter an Körpergröße dazu gewonnen hat und sein Gesicht von einem Dreitagebart konturiert wird, habe ich ihn direkt wieder erkannt.
Da wir uns seit dem Wechsel auf die Grundschule nicht mehr gesprochen hatten, war ich neugierig und habe kurzerhand nach rechts gewischt. Keine zehn Minuten später hatten wir ein Match und keine zehn Tage später unser erstes Date.
Das beste Date meines Lebens mit meiner Kindergartenliebe
Am vergangenen Sonntag war es dann so weit: Hannes und ich haben uns im Rombergpark in Dortmund getroffen. Trotz unseres langen Spaziergangs gingen uns die Gesprächsthemen nicht aus. Zu Beginn schwelgten wir in Erinnerungen. „Weißt du noch, dass wir immer unsere Brote ausgetauscht haben? Oder wie wir uns einmal vor unserer Erzieherin versteckt haben, um heimlich Händchen zu halten?", fragte Hannes mich und lachte.
Anschließend haben wir uns darüber unterhalten, wie unsere vergangenen 15 Jahren verlaufen sind. Hannes ist inzwischen der stellvertretende Geschäftsführer einer Werbeagentur. Da er großteils in Hamburg arbeitet, seine Heimat jedoch Dortmund ist, pendelt er wöchentlich zwischen den beiden Städten. Es hat mich sehr beeindruckt, wie enthusiastisch und überschwänglich er von seinem Job sprach.
Doch sein Job hat wohl eine gewisse Mitschuld daran, dass Hannes noch Single ist. „Viele meiner Kollegen behaupten, dass ich mit meiner Arbeit verheiratet bin", erklärte er. Den ein oder anderen würde eine solche Aussage sicherlich abschrecken. Mir entgegen hat sie imponiert. Ich finde es super, wenn Menschen eine Leidenschaft haben und diese ausleben. Zudem bin ich auch viel beschäftigt und habe nicht die Zeit, mich 24/7 um meinen Partner zu kümmern.
Die Chemie zwischen Hannes und mir stimmte von Beginn des Dates an. Es war, als hätten wir uns nie aus den Augen verloren, da seine Gegenwart sich direkt sehr vertraut anfühlte. Da ich gar nicht mehr wollte, dass dieses perfekte Date endet, schlug ich vor, dass wir uns noch in das Café des Parks setzen. Eine Fehlentscheidung, wie sich schnell herausstellte.
So schnell kann ein perfektes Date vorbei sein
Angekommen in dem Café haben wir über unsere ehemalige Kindheitsfreundin Niki gesprochen, diese vor kurzem ein Baby zur Welt gebracht hat. „In unserem Alter schon ein Kind an der Backe haben, darauf hätte ich ja echt keine Lust", gab ich von mir. Mir fiel sofort auf, dass Hannes Gesichtsausdruck sich schlagartig veränderte. Er probierte wohl noch, ein Lächeln aufzulegen, doch seine Mundwinkel ließen es nicht zu.
Ich habe das Eine gesagt. Das Eine, was jedes noch so perfekte Date zunichtemacht. Hannes ist nämlich Vater eines einjährigen Sohnes. Er habe es mir noch sagen wollen, aber er habe den passenden Zeitpunkt abwarten wollen. Unser Treffen habe ihm zwar sehr gut gefallen, jedoch wünsche er sich eine Freundin, die seinen Sohn akzeptiert. Dank meiner dämlichen Aussage, bin ich nicht diese Frau, die Hannes sich an seiner Seite vorstellt. Er bezahlte unsere Getränke und verließ das Café.
Ich bereue meine Bemerkung teilweise. Einerseits hätte ich meinen Standpunkt emphatischer rübergebracht, wenn ich vorher gewusst hätte, dass Hannes bereits Vater ist. Andererseits wären wir wohl nicht glücklich miteinander geworden. Er ist mir einige Lebensabschnitte voraus, welche ich auf die Schnelle nicht hätte einholen können.
Derzeit möchte ich meine Freiheiten nicht durch die Bedürfnisse eines Kindes einschränken lassen - wahrscheinlich bin ich einfach noch zu egoistisch, um den Stiefmutter-Job zu übernehmen. Aber wer weiß, vielleicht sehen Hannes und ich uns in 15 Jahren ja noch mal wieder.
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