Das 9-Euro-Ticket wird ein Härtetest für Bus und Bahn. Darin liegen auch Chancen, findet unser Autor.

Das 9-Euro-Ticket wird ein Härtetest für Bus und Bahn. Darin liegen auch Chancen, findet unser Autor.

Wenn das 9-Euro-Ticket scheitert, ist das eine Riesen-Chance

rnMeinung

Viele Menschen haben sich in am ersten Tag mit dem 9-Euro-Ticket eingedeckt. Die nächsten Monate dürften ein Härtetest für Bahn und ÖPNV werden. Wenn der schief geht, hat das etwas Gutes, findet unser Autor.

Dortmund

, 24.05.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Lange wurde es angekündigt, jetzt ist es endlich da: Seit Montag (23.5.) wird das 9-Euro-Ticket verkauft, ab 1. Juni kann dann damit gefahren werden. Und es sollten so viele Menschen wie möglich kaufen.

Ein offensichtlicher Grund: weil es sich lohnt. Nach drei Fahrten mit der U-Bahn hat man den Ticketpreis fast schon wieder raus. Mit dem Kauf setzt man aber auch ein politisches Zeichen.

Wenn Nah- und Regionalverkehr günstiger werden, werden sie für viele Menschen attraktiver. Die Schlangen vor dem Kundencenter von DSW21 zeigen das, ebenso wie 6500 verkaufte Tickets in Dortmund bis zum Montagnachmittag.

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Ultimativer Härtetest

Wenn man Menschen aber zum dauerhaften Umsteigen bewegen will, dann müssen nicht nur die Preise, sondern auch die Bedingungen stimmen. Das Schienennetz ist laut der Allianz Pro Schiene seit 1995 geschrumpft, Züge und Bahnen sind zu Stoßzeiten oft überfüllt und schlechte bis nicht vorhandene Mobilfunk- und Internetverbindungen sind noch immer Zugbegleiter.

Das alles wird jetzt einem ultimativen Härtetest ausgesetzt – es wird Probleme geben, Züge werden noch voller sein, vielleicht gibt es auch mehr Verspätungen. Aber das ist alles eher die große Chance des 9-Euro-Tickets als Argument dagegen.

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Denn dieser Härtetest zeigt Mängel schonungslos und offenbart, wo und in welchem Maße Verkehrspolitik versagt hat – und liefert noch mehr Argumente für Investitionen in die Schiene, die angesichts der Klimakrise dringend notwendig sind.

Die Probleme bei der Bahn gehen uns alle an

Wenn die Waggons zu voll sind, die Taktungen zu schlecht und es zu wenig Strecken gibt, dann brauchen wir mehr Waggons, bessere Taktungen und den Ausbau der Strecken. Alle, die das Ticket nun kaufen, sollten sich nicht genervt abwenden, wenn sie in einer überfüllten Bahn sitzen und mit Verspätungen zu kämpfen haben, sondern sich dafür einsetzen, dass die Probleme endlich behoben werden.

Und selbst, wenn sie sich genervt abwenden, dann ist das ebenfalls ein deutliches Signal an die Politik: Wir brauchen endlich eine ernstgemeinte Verkehrswende. Sonst wird das nie was.