
Immer wieder neue Sorgen um Karstadt, Konkurrenz durch den Online-Handel und Insolvenzen von Modeketten: Der Einzelhandel hat es schwer und das hat auch Folgen für die Attraktivität der City. Dortmund ist damit nicht allein. Das zeigt, dass die lokale Politik auf solche Faktoren wenig bis gar keinen Einfluss hat.
Die Entscheidungen werden in der Regel im Konzernzentralen und von privaten Immobilieneigentümern getroffen. Der Stadt und auch einem künftigen City- Manager oder einer City-Managerin bleibt da nur eine moderierende Rolle.
Deshalb sollte sich Verwaltung und Politik vor allem auf das konzentrieren, was sie selbst beeinflussen können: den Rahmen für eine attraktive City schaffen und sich um die städtische Infrastruktur zu kümmern - also in erster Linie Straßen und Plätze. Seit vielen Jahren wird über die Belebung der City-Plätze gesprochen. Passiert ist noch nicht sehr viel.
Der Geschäftsmann und Handelsexperte Axel Schroeder hat recht, wenn er mehr Tempo bei den Entscheidungen fordert. Mehr als 20 verschiedene Gremien in Verwaltung und Politik befassen sich mit der City, brachten SPD, Grüne und CDU mit einer gemeinsamen Anfrage in Erfahrung. Es wäre schön, wenn weniger über die City geredet, sondern mehr gehandelt wird.
Boulevard als Paradebeispiel
Das Parade-Beispiel für Versäumnisse und Verzögerungen ist der „Boulevard Kampstraße“. Die Pläne sind mittlerweile 25 Jahre alt, Baustart war vor 15 Jahren am Westentor. Und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. 2029 wird nun als Ziel genannt.
Fraglich ist, ob die ohnehin reduzierten Pläne überhaupt noch umsetzbar sind. Denn eine Steinwüste - als nichts anderes kann man ein mehr als acht Meter breites Pflasterband bezeichnen - ist unter Klimagesichtspunkten alles andere als zeitgemäß. CDU und SPD im Rat wollen trotzdem an der grundsätzlichen Planung festhalten. Die Folgen des Klimawandels sollen in die weitere Entwicklung zur Neugestaltung der Kampstraße einfließen, teilt die SPD mit.
Ja, was denn bitte? Pflasterband und Klimaschutz gleichsam zu wollen, klingt nach der berühmten Quadratur des Kreises. Entscheidet Euch, bitte!
Am Ende könnte vielleicht der finanzielle Aspekt den Ausschlag geben. Ohne öffentliche Fördermittel, das hatte die Verwaltung immer wieder erklärt, ist die Neugestaltung der Kampstraße nicht möglich. Es ist aber höchst fraglich, ob der Pflaster-Boulevard weiterhin mit Geld von Bund und Land bedacht wird. Denn Klimaschutz ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Städtebauförderung.
„Klimaanpassung wird Voraussetzung für eine Förderung durch den Bund“, hatte Bundesbau-Ministerin Klara Geywitz (SPD) unlängst erklärt. Ein paar Bäume mehr als Kosmetik am Rande des Pflasterbandes in der Kampstraße dürften da nicht reichen. Die Politik sollte das im Blick haben und rechtzeitig reagieren. Wenn die ersten Förderanträge abgelehnt werden, ist es zu spät.
Halbzeit-Bilanz zur Kommunalwahl: So kommt die Hilfe für die notleidende City in Gang
Dortmunds City soll neuen Bolzplatz bekommen - mitten auf der Kampstraße
Streit um Boulevard Kampstraße: „Werden uns den Zeitplan nochmal ansehen“
Boulevard Kampstraße: Sind die alten Pläne überhaupt noch zeitgemäß?