
© Daniel Immel
Elektrogeräte: „Kann sein, dass man ein halbes Jahr warten muss“
Lieferengpässe
Beim Kauf von elektronischen Produkten müssen sich Kunden derzeit teilweise auf lange Wartezeiten einstellen - auch in Dortmund. Vor allem Hersteller aus Deutschland liefern mit Verzug.
Betritt man den Laden von Uli Weichert, so deutet wenig auf einen wirtschaftlichen Engpass hin. Kühlschränke stehen gereiht nebeneinander, Trockner und Waschmaschinen, Kaffeemaschine, Spülmaschinen – es ist alles ausreichend da.
Draußen fährt ein LKW vor – der bringt weitere Bestände für den Elektronikladen „Elektro Weichert“ im Stadtteil Wellinghofen. Doch trotz gefüllter Lager befindet sich die gesamte Elektrobranche in einer Ausnahmesituation.
Weiße Ware ist Mangelware
Die sogenannte „Weiße Ware“ ist Mangelware. Es gibt einen Engpass bei Haushaltsgeräten wie zum Beispiel Kühlschränken und Waschmaschinen. „Eigentlich ist alles betroffen, wo ein Computerchip drin steckt“, sagt Weichert-Mitarbeiter Lauren Truckenbrodt.
Trockner, Spülmaschinen, Kühlschränke, Bügeleisen - das Fehlen der Chips und Halbleiter würde alle Produktarten im Haushaltsbereich betreffen, erläutern Truckenbrodt und Laden-Eigentümer Uli Weichert. Das führt zu langen Wartezeiten, möchte man als Kunde gewisse elektronische Waren haben.
Produktart und Marke entscheidet über Lieferzeit
Vor allem Spülmaschinen würden unabhängig vom Hersteller besonders lange Lieferzeiten nach sich ziehen. Je nach Branche und Fabrikant, unterschieden sich die Wartezeiten nochmals. Bei europäischen Produzenten sind die Wartezeiten besonders lang, so Truckenbrodt. „Liebherr hat die längsten Lieferzeiten von allen“, sagt er.
Wartezeiten bis in den April
Bis in den April könnten die Verzögerungen andauern - Tendenz steigend, wie Uli Weichert erläutert. Vor allem ausgefallenere Modelle bedeuten eine lange Wartezeit. „Es kann sein, dass der Kunde je nach Modell ein halbes bis dreiviertel Jahr warten muss“, sagt er.
In der Herd-Branche sei die Knappheit im Vergleich zu anderen Produkten relativ gering. Dort betrage der Verzug aktuell vier bis sechs Wochen. Vorher habe die Lieferung für Herd-Sets nur eine bis zwei Wochen gedauert.
Insgesamt zeigen zumindest die Hälfte aller Kunden Verständnis für die ungewöhnliche Situation. „Entweder man nimmt das, was wir haben oder man muss bei einer Bestellung die lange Wartezeit hinnehmen“, sagt Mitarbeiter Lauren Truckenbrodt. „Bei Geräten wie Waschmaschinen und Spülmaschinen oder der Kunde hat einen akuten Notfall, nehmen die Kunden das, was da ist.“
Laden ist trotz Engpässen gefüllt
Trotz Lieferengpässen bei der „Weißen Ware“ sieht der Laden prall gefüllt aus. „Wir bestellen dann schon mal im Vorhinein, damit wir nicht leerlaufen“, sagt Lauren Truckenbrodt. Man habe als Elektrohändler ein gewisses Verkaufsportfolio.
Wenn dann ein beliebtes Modell vier bis fünf Mal verfügbar ist, würde man dieses in der aktuellen Situation schon mal mehrfach einkaufen. Der aktuelle Bestand ist daher ein Mix aus Resten, günstigen asiatischen Marken - die nicht so stark von den Engpässen betroffen sind - und rechtzeitig gekauften Top-Produkten.
Durch den Mangel an Bauteilen und anderen Faktoren, wie eine Zunahme der Containerpreise, ergibt sich derzeit auch eine Preiserhöhung bei den meisten Geräten. Manche Hersteller verlangen acht bis zehn Prozent mehr als noch vor Beginn der Engpässe - schätzungsweise einhergehend mit Beginn der Pandemie.
Einzelhandel profitiert von Engpässen
Der Elektro-Einzelhandel würde dennoch von der aktuellen Situation profitieren. „Viele im Homeoffice merken, wie doof der alte Backofen ist und wollen dann bei uns einen neuen kaufen“, sagt Lauren Truckenbrodt. „Ohne die Lieferengpässe würden wir von einem bombastischen Jahr sprechen."
Doch auch der Lieferengpass kann positives bedeuten, wie Uli Weichert ergänzt: „Wenn ein Kunde fragt, wieso der Kühlschrank bei uns so viel kostet, der anderswo günstiger ist, können wir sagen, dass wir ihn derzeit auf Lager haben und man bei der Konkurrenz lange warten muss."
Daniel Immel, gebürtiger Westerwälder, den es nach Stationen in Iserlohn und Perth nach Dortmund verschlagen hat. Will die täglichen Geschichten, die die Dortmunder Straßen bieten, einfangen und ein Journalist auf Augenhöhe sein. Legt in seiner Freizeit als DJ auf und liebt den Sound von Schallplatten.
