Der Dortmunder Weihnachtsmarkt lockt ein weiteres Mal Menschen von weit her in die Dortmunder Innenstadt. Das hinterlässt Spuren, auch in der Gastronomie. Ob Café, Bar oder Restaurant, überall bemerkt man den höheren Andrang von Menschen. Das führe zu höheren Umsätzen, aber wohl noch nicht in der Höhe, die benötigt werde, um die aktuellen und kommenden Krisen zu überstehen.
„Wenn die Mehrwertsteuererhöhung kommt: Das wird eine Katastrophe für die ganze Branche“, sagt Susanne Eckhardt, Inhaberin des Pfefferkorns. Das Pfefferkorn ist selbst mit einem Grünkohlstand auf dem Weihnachtsmarkt vertreten und bietet beheizte Sitzplätze unter den Arkaden an.
„Das Weihnachtsgeschäft belebt immer sehr“, sagt sie, „so auch in diesem Jahr. Aber es ist dennoch so, dass wir nicht auf die Umsätze von früher kommen.“ Beim Pfefferkorn vergleiche man die Zahlen mit den Zahlen vor Corona, aus dem Jahr 2019. „Das betrifft die Ganzjahresumsätze. Alles ist weniger geworden, in der Normalzeit wie auch zum Weihnachtsgeschäft.“
Der Weihnachtsmarkt hat einen „Impact“ auf Dortmund
Im Café Lotte merkt man den größeren Zulauf zum Weihnachtsmarkt ebenfalls, doch „heißt das nicht, dass wir dann mehr Umsatz haben“. Herbert Lindenberg beobachtet, dass im Café viele der zusätzlichen Kundinnen und Kunden einen schnellen Kaffee besorgen würden, um auf die Toilette zu können. Umsatzmäßig mache das also nicht viel aus.

Ähnlich ist es bei der CU Bar. Inhaber Nima Khalili bemerkt auch den höheren Andrang in der Weihnachtszeit, sei sich aber unsicher, ob es zwingend am Weihnachtsmarkt liege. „Wir sind generell sehr international“, sagt er. Also sei es nicht sicher, ob zum Beispiel Gäste aus den Niederlanden in der Bar zwingend ursprünglich auf dem Weihnachtsmarkt waren.
„Aber klar, der Weihnachtsmarkt hat einen Impact auf die Leute, auf das Geschäft, auf Dortmund“, so Khalili. Dass draußen die Lichter leuchteten und die Stadt erhellter sei als sonst, spüre man in der Stimmung der Menschen. Das belebe nochmal auf eine andere Art. „Ich wünschte, man würde häufiger auf schöne Deko in der Innenstadt setzen. Ich denke, das würde der Stadt generell guttun. Nicht nur zu Weihnachten.“
Patrick Arens, Schaustellersprecher des Weihnachtsmarktes, freut sich über diese Aussagen: „Wir haben hier ein tolles Wechselspiel, und ich freue mich sehr, wenn der Weihnachtsmarkt der hiesigen Gastronomie hilft“, sagt er und scherzt, „es ist doch toll, wenn Leute sich neben dem Weihnachtsmarkt auch mal ein Pils holen können, das bieten wir ja zum Beispiel nicht an.“
„Wir sind mehr als ein Markt. Auch im Vergleich zu ähnlichen Weihnachtsmärkten. Und das liegt an der Gastro hier in der Dortmunder Innenstadt. Hier ist immer noch sehr viel inhabergeführt und keine Kette oder so“, sagt er.
Einfluss vom Weihnachtsmarkt „kolossal“
Ein weiterer der besagten Inhaber ist Frank Furtkamp von Royen. Er ist Inhaber vom „Gänsemarkt“ und „Zum Sauren“. „Wir spüren den Einfluss des Weihnachtsmarktes sogar kolossal“, sagt er, „abseits unserer Stammgäste sehen wir aktuell viele neue Gesichter.“ Die kämen aus dem Umland, zum Beispiel dem Sauerland, aber auch Holländer würde er viele begrüßen.
Den Andrang bewältigt er mit dem vorhandenen Personal, von dem allerdings mehr Arbeitszeit verlangt werde. „Die wird selbstverständlich im Januar wieder abgebaut“. Die anderen Gastronomiebetriebe werden in Sachen Personal teils kreativer. Während das Café Lotte mangels abgebauter Außengastro kein weiteres Personal benötigt, setzt das Pfefferkorn auf die Familie.
„Vor allem am Grünkohlstand hilft manchmal die Familie. Zusätzlich besorgen wir studentische Aushilfen auf 520-Euro-Basis“, sagt Susanne Eckhardt. Nima Khalili lacht nur, wenn er das Wort ‚Zusatzpersonal‘ hört. „Früher, ja, da haben wir auf Saisonpersonal gesetzt, heute sind wir froh, überhaupt Personal zu haben.“
Mehr Gäste bedeuten für die CU Bar teilweise, dass man manche Gruppenreservierungen nicht annehmen könne. „Würden wir es tun, wären auch irgendwann die Gäste nicht mehr glücklich, wenn wir ewig für die Bedienung bräuchten.“
Krisen überschatten gesteigerte Umsätze
Personal, Mehrwertsteuer, Energie. All diese Dinge kommen in Gesprächen mit Gastronomie-Inhabern immer wieder zur Sprache, obwohl ja gerade mehr Zulauf herrscht. Eine Erklärung gibt von Royen. „Der Andrang nimmt niemandem die Bauchschmerzen, der vorher unter den vielen Krisen leidet. Die vermehrten Umsätze, die wir dank Weihnachten machen, sind quasi nur ein Puffer, damit wir die Kosten im Januar und Februar decken können.“
Susanne Eckhardt vom Pfefferkorn sagt dazu: „Ich glaube, die ganze Branche wird sich irgendwie umstrukturieren.“ Die Lebensmittelpreise würden teurer, zum 1. Januar stiegen die Mehrwertsteuern wieder auf 19 Prozent und die Energiekosten würden aus aktueller Sicht auch nicht mehr viel günstiger. „Wir werden sehen, was die anderen machen. Wir werden auf jeden Fall nicht mit den Preisen hochgehen, wir setzen dann eher auf günstigere Gerichte“, sagt sie.
Die Probleme sehen die unterschiedlichen Inhaber jeweils anders, eher beim Personal, bei der Mehrwertsteuer, oder wie das Café Lotte bei den Energiepreisen. Doch bei einem Punkt sind sich alle einig: Ja, es kommen zu Weihnachten mehr Leute. Aber nein, eigentlich reicht das nicht, wenn man sich die Umsätze anschaut.