Wer auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund Glühwein trinken will, hat die Qual der Wahl: Gleich zehn unterschiedliche große Buden bieten den alkoholischen Verkaufsschlager und Publikumsmagneten an, vom „Go-Gärtchen“ an der Petrikirche bis zum „Arens Bistro“ an der Kleppingstraße.
Wie schmecken die Glühweine an den einzelnen Buden? Stimmt der Mythos, dass an allen eigentlich das Gleiche aus den Zapfanlagen kommt? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir am Eröffnungstag der Dortmunder Weihnachtsstadt 2022 alle Glühweinbuden getestet.
Dazu haben wir uns geballte Wein-Expertise besorgt, und zwar in Person von Kai Kober. Der 53-Jährige arbeitet als Wein-Fachberater beim Dortmunder Feinkostgeschäft Stendels. Kober hat in den vergangenen drei Jahrzehnten Tausende Weine getestet und zahlreiche Weinkarten zusammengestellt, auch für Gourmetrestaurants.

Bereits vergangenes Jahr hatte uns Kober seinen geschulten Gaumen für einen Test zur Verfügung gestellt. Sein Urteil damals: Bis auf zwei, drei Ausnahmen schmeckten alle Glühweine gleich.
Entsprechend groß war seine Überraschung beim Verkostungs-Rundgang am Donnerstagmittag (18.11.): „Es ist mehr Diversität drin, manche haben mehr Frucht, andere sind etwas herber.“ Seine Beurteilungen der einzelnen Stände im Überblick:
„Hansa-Treff“ (der Gewinner des Tests):
Die kleinere der beiden Glühwein-Buden am Hansaplatz hat nach Überzeugung unseren Testers den besten Glühwein des Weihnachtsmarkts. „Bei ihm wurde ein guter Grundwein benutzt“, erklärt Kober, „die Aromen der Weihnachtsgewürze - Zimt, Stern Anis - sind gut herausgekommen. Er hat eine schöne Süße, trotz alledem auch eine kleine Säure dabei. Für mich ist er die Nummer Eins, ganz klar.“
„Wendler’s Almhütte“:
„Der riecht extremst streng und schmeckt sehr chemisch“, urteilt Kober über den Glühwein der vielleicht beliebtesten Glühweinbude des Dortmunder Weihnachtsmarkts. Da wir ausschließen wollen, dass der Test durch äußere Umstände (eine schlecht gespülte Tasse, Rückstände in der Zapfanlage, etc.) beeinflusst wurde, probieren wir später am Tag eine zweite Tasse. Das Ergebnis bleibt für Kober jedoch dasselbe. „Er hat einen metallischen Geschmack.“
„Go-Gärtchen“:
Die einzige Glühweinbude am Westenhellweg stellt Kober zufrieden: „Geschmacklich kommt er tatsächlich einem guten Glühwein nah“, sagt der Tester. „Er ist gut zu trinken, schön süffig - das kann man sich gefallen lassen.“
„Glühwein-Pyramide“:
Die schöne Glühweinbude am Platz von Netanya bekommt von Kober ein geteiltes Urteil: „Der Geruch der Weihnachtsgewürze kommt raus, da kann man nicht meckern. Er ist schön heiß. Geschmacklich etwas flacher als der letzte (das ‚Go-Gärtchen‘, die Redaktion). Aber: gut zu trinken, schön süffig.“
„Alt-Dortmund“:
Die Glühweinbude am Alten Markt bekommt ordentliche Kritiken: „Auch hier schmeckt man die weihnachtlichen Aromen, aber auch wesentlich mehr Säure. Der Geruch ist nicht so intensiv wie beim „Hansa-Treff“ (dem Test-Sieger, die Redaktion). Trinken kann man ihn auf alle Fälle. Der ist gutes Mittelfeld.“

„Rudis Hütte“:
Der Glühwein der zweistöckigen Hütte zwischen Reinoldi- und Marienkirche erinnert Kober an jenen des „Go-Gärtchens“ an der Petrikirche: „Geschmacklich kommt er dem ‚Go-Gärtchen‘ sehr nahe. Er ist ein bisschen flach, aber süffig.“ Eine Nachfrage bringt Gewissheit: An beiden Buden wird Nürnberger-Christkindlsmarkt-Glühwein ausgeschenkt.
„Altes Weinhaus“:
Wenig überzeugt ist Kober von dem Glühwein der Bude an der Ecke Ostenhellweg/ Kleppingstraße: „Hier fällt mir leider ein etwas beißender Geruch auf. Auch vom Geschmack her ist er nicht so harmonisch wie die letzten, die wir verkostet haben (Rudis Hütte und Alt-Dortmund, die Redaktion). Trinkbar ist er auf alle Fälle, für den Sinn und Zweck, den er erfüllen soll, sicher ganz in Ordnung.“
„Arens Bistro“:
Die Bude am südöstlichen Ende des Weihnachtsmarktes, an der Ecke Klepping-/Viktoriastraße wartet mit einem Superlativ auf: „Das ist der heißeste Glühwein, den ich heute hatte“, sagt Kober. Geschmacklich sei er besser der davor (das Alte Weinhaus), allerdings habe er auch einen leicht bitteren Nachgeschmack. Sein Urteil: „Ein solider, guter Glühwein.“ Für Kober ist es Platz zwei unter allen Glühweinen des Weihnachtsmarkts.
„Schäfer’s Cafe-Bar“:
Der Glühwein der Bude auf der Kampstraße im Schatten der Reinoldikirche bekommt eine gute Kritike: „Geschmacklich ein guter Glühwein, er hat ein bisschen eine herbe Note, die herauskommt, aber durchaus diese weihnachtlichen Gewürze dabei“, sagt Kober. „Für mich könnte er etwas süßer sein, aber er schmeckt.“
„Die kleine Kneipe“:
Das Urteil über den Glühwein der „Kleine Kneipe“ auf der Kampstraße ähnelt ihrem Mitbewerber „Schäfer’s“ ein paar Hundert Meter weiter die Straße runter: „Temperatur ist super, geschmacklich hat man den Grundstoff von Wein da, auch die Weihnachtsgewürze, die Süße fehlt ein bisschen“, so Kober, aber: „Ein guter Glühwein, den man gut trinken kann - macht Spaß.“
Das Fazit
Am Ende des Testes steht ein zufriedener Tester auf dem Hansaplatz und zieht ein wohlwollendes Fazit: „Die große Mehrheit ist gut trinkbar“, meint Kober. Die meisten Glühweine seien „gutes Mittelfeld“.
Der Glühwein kostet an alles Buden des Dortmunder Weihnachtsmarkts 2022 dasselbe: 3 Euro plus Pfand.
Die Glühweinbuden sind - wie der Rest des Weihnachtsmarkts - vom 17. November bis zum 30. Dezember geöffnet, Ausnahmen bilden nur der Totensonntag (20.11.) und der erste Weihnachtstag (25.12.). Montags bis donnerstags sind die Öffnungszeiten des Markts von 11 bis 21 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 21 Uhr. Glühwein- und Imbissstände können bis zu eine Stunde länger offen bleiben.
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