Wen beim Bummel über den Dortmunder Weihnachtsmarkt 2022 oder nach dem zweiten Glühwein plötzlich der Hunger packt, der wird von der Auswahl fast erschlagen: Bratwurstbude reiht sich an Pommesbude reiht sich an nächsten Klassiker. Gebrannte Mandeln, Schokoladenobst, Zuckerwatte. Fisch, Fleisch, Champignons.
Doch wer zwischen all den altbekannten Gerichten mal was anderes essen möchte, sucht in der Dortmunder Weihnachtsstadt erstaunlich lange. Wir haben fünf der außergewöhnlichsten kulinarischen Angebote gefunden – und getestet.

Käsespieße mit Füllung
Schon seit 27 Jahren stehe ihre Familie auf dem Weihnachtsmarkt in Dortmund, sagt Pauline Schäfer. Doch trotz des Klassiker-Staus’ gehört das, was sie verkaufen, zum Außergewöhnlichsten auf dem ganzen Markt: Bei „Schäfer’s Käsespezialitäten“ auf dem Hansaplatz gibt es, wie der Name schon sagt, Verschiedenstes mit Käse.
„Über das Jahr sind wir mit Karussells auf Kirmessen unterwegs“, erzählt Schäfer. „Zur Weihnachtszeit haben wir dann hier den Käsestand.“ Dort gibt es unter anderem Käsebaguettes, gebackenen Camembert oder Käsespieße. Und Letztere haben es in sich.

Die frittierten Käsespieße haben alle einen besonderen Kern: Es gibt Spieße mit Champignons, Blumenkohl, Ananas, Schinken, Salami oder auch Bacon. Dazu verschiedenste Soßen wie Joghurt-Kräuter, Knoblauch, Hollandaise, Preiselbeere, Meerrettich, Curry oder scharfe Chili. Wir testen die Variante mit Blumenkohl innen und Preiselbeeren als Soße.
Unsere Meinung: Echt lecker! Der Käse zieht schöne Fäden, ist geschmacklich aber trotzdem nicht zu dominant. Allerdings mit 5,50 Euro recht teuer für einen kleinen Spieß - satt wird man davon nicht.

Baumstriezel aus Ungarn
Den zweiten Stand in unserer Auswahl gibt es erst seit letztem Jahr: die „Original Baumstriezel“ auf dem Hansaplatz. „Baumstriezel sind ein ungarisches Gebäck aus Hefeteig“, erklärt Inhaberin Chanela Hoster. „Der Hefeteig wird über Buchenholz gerollt und auf Holzkohlefeuer gebacken.“

Dann werde er karamellisiert und anschließend in verschiedensten Variationen bestreut. Im Angebot ist auch hier Ungewöhnliches wie Kokos, Oreo, Mohn, Lebkuchen oder Spekulatius. „Zimt-Zucker ist der Klassiker“, so Hoster, „dicht gefolgt von gebrannten Mandeln und Haselnuss.“
Wer mag, kann für einen Euro extra die hohlen Baumstriezel auch noch von innen mit Nutella oder weißer Schokoladencreme bestreichen lassen. Weil es mehr dem ungarischen Original entsprechen soll, entscheiden wir uns zum Testen aber für eine ungefüllte Variante – mit gebrannten Mandelstückchen außen.

Unsere Meinung: Das leckerste sind die gebrannten Mandeln außen, das eigentliche Hefegebäck schmeckt nach recht wenig. Außerdem ist es an einem Ende angebrannt. Könnte man besser (und billiger) einfach gebrannte Mandeln essen. Insgesamt leider wenig überzeugend.

Süßbackkartoffeln mit Chilibutter
Backkartoffeln gibt es an verschiedensten Ständen. Was es nur an einer Ecke des Hansaplatzes gibt: Süßbackkartoffeln. Für nur einen Euro mehr bekommt man hier alle Variationen statt einer normalen Kartoffel als Süßkartoffel.
„Seit sechs bis sieben Jahren haben wir auch die Süßkartoffeln“, sagt Inhaberin Perdita Gaedig. „Als das neu war, war das etwas schleppend, dann wurde es immer besser, und jetzt läuft es hier schon gut, weil auch viele wissen, dass es uns gibt.“

Neben den Süßkartoffeln seien bei ihnen auch ein paar der Toppings einzigartig auf dem Markt: So gibt es neben den Klassikern Butter, Kräuterquark oder Käse auch eine vegane Rosmarinbutter und eine Chilibutter. Wir testen letztere Variante (Preis inklusive Süßkartoffelaufschlag: 5 Euro).

Unsere Meinung: Richtig lecker! Die Chilibutter sieht nicht so appetitlich aus, schmeckt aber gut. Die Süßkartoffeln ist allerdings kleiner als die meisten normalen Backkartoffeln auf dem Markt.

Maronen
Auf jedem Weihnachtsmarkt gibt es irgendwo, meist recht nah am Ausgang, einen kleinen Stand mit Maronen. So auch in Dortmund an der Reinoldikirche. So sehr der Stand auch irgendwie zum Bild des Weihnachtsmarkts gehört, so ungewöhnlich ist ja doch auch, was dort verkauft wird. Was sind denn eigentlich genau Maronen?
„Maronen sind eine essbare Unterart der Kastanien“, sagt Betreiberin Simona Woitschack. „Viele haben Maronen schon mal gesehen, wissen aber gar nicht, wie gesund die sind. Die schmecken wie eine Mischung aus Kartoffeln und Nüsse, haben aber auch viel weniger Fett als Nüsse.“
30 Jahre lang müsse ein Maronenbaum wachsen, bis er überhaupt die erste Frucht trage, erzählt ihr Mann Stefan. „Die wachsen hauptsächlich im Süden, in Frankreich, Spanien, Italien …“ Dort würden sie geerntet, und dann frisch auf dem Weihnachtsmarkt erhitzt.

Das Ehepaar komme aus Mecklenburg-Vorpommern, auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt betrieben sie auch noch das Kasper-Theater nebenan. Beim Maronen-Machen sei vor allem wichtig, sie vorher einzuschneiden, betont Stefan Woitschack. „Viele probieren, die zu Hause im Backofen zu machen und vergessen das Einschneiden. Dann explodieren die Maronen.“
Für 5 Euro gibt es eine kleine Portion, für 10 Euro eine mittlere und für 15 Euro die Jumbo-Variante.
Unsere Meinung: Besser als Simona Woitschak hätte man den Geschmack nicht beschreiben können. Im Vergleich zu Kartoffeln oder Nüssen fehlt allerdings Salz oder anderes Gewürz. Muss man mögen. Teilweise sehr frimelig zu schälen – das macht kalte Finger.

Cannoli aus Sizilien
Zum Schluss die einzige kalte Spezialität in unserer Auswahl, ein süßes Dessert: Bei „Mallek’s Gourmetträumen“ auf dem Alten Markt gibt es verschiedene süße glutenfreie Spezialitäten – darunter auch Cannoli. Kleine Rollen aus Mandel- oder Haselnusskrokant, die mit einer Milch-Sahnecreme mit verschiedenen eingearbeiteten Geschmacksrichtungen gefüllt sind.
Die Auswahl reicht hier von Ricotta bis Limette. Alle Cannoli würden von einer Familienmanufaktur in Sizilien extra für sie hergestellt, erklärt ein Mitarbeiter. Das macht sie teuer: 100 Gramm kosten 5,99 Euro, das soll etwa zwei bis drei dieser kleinen Röllchen entsprechen.

Unsere Meinung: Wirklich extrem lecker! Die einen sind süß, die anderen superfruchtig. Aber im Vergleich zu anderen süßen Leckereien auf dem Markt auch sehr teuer.
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