„Weihnachtsflair“ in Dortmund Schloss-Eigentümer überarbeiten Sicherheits- und Verkehrskonzept

„Weihnachtsflair“ in Bodelschwingh: neues Sicherheits- und Verkehrskonzept
Lesezeit

Zweimal im Jahr ist der Park von Schloss Bodelschwingh ein Hotspot für Liebhaber des exquisiten Geschmacks und eines faszinierenden Ambientes: im Spätsommer bei der Veranstaltung „Gartenflair“ und im Advent bei der „Weihnachtsflair“. Ausgesuchte Händler bieten Schönes für Heim und Garten an, Gastronomen manch Leckerei.

Die Veranstaltungen locken tausende Besucher auch von weit her an. Bei der „Weihnachtsflair“ 2022 war der Andrang am Frühabend des Samstags vor dem ersten Advent besonders groß. Vor der Brücke über die Gräfte kam es zum Gedränge. Die alte Steinbrücke, die von der Vorburg in den Schlosspark führt, wurde zum Nadelöhr.

Besucher der „Weihnachtsflair“ wählten den Notruf. Die Polizei rückte an und verhinderte eine Panik. Dabei standen vor dem Schlosstor noch hunderte Besucher, die die besonders romantische abendliche Stimmung am Renaissance-Wasserschloss erleben wollten.

Brücke „einzige Schwachstelle“

Derweil stand im Ortskern von Bodelschwingh der Verkehr still. Nichts ging mehr. Der Parkplatz auf Zeit auf einem Feld an der Schloßstraße war restlos voll. Vor allem Auswärtige parkten ihre Autos in den Wohnsiedlungen. Die Linienbusse kamen nicht mehr durch.

Bereits am Tag danach versicherte Wiebke Flender vom Organisationsteam mit Blick auf das Gedränge: „Das kann sich nicht wiederholen.“ Die Situation aber hallte nach. In der Mai-Sitzung der Mengeder Bezirksvertretung (BV) waren Mireta Freifrau zu Knyphausen und Felix Freiherr zu Knyphausen zu Gast. Sie sind Eigentümer von Schloss Bodelschwingh und Veranstalter der „Weihnachtsflair“.

Im Gespräch zwischen Politik und Veranstaltern ging es um Lösungsmöglichkeiten, damit sich eine Situation wie am vergangenen ersten Adventswochenende tatsächlich nicht wiederholt. Denn die Gesamtveranstaltung infrage stellen wolle niemand, unterstrichen Vertreter aller Fraktionen.

Bezirksvertreter Roman Senga (FDP) stand mit drei Kindern selbst vor der Brücke, als es zum Gedränge kam. „Die Brücke ist die einzige Schwachstelle“, erklärte er. „Von hinten schoben die Menschen.“ Die Polizeibeamten, die sich auf die Brückenmauer stellen mussten, hätte er in der Dämmerung und in ihren dunklen Uniformen kaum gesehen.

Lange Schlange mit hunderten Menschen vor der Kasse auf der Zufahrt von Schloss Bodelschwingh.
Während es auf der Vorburg und im Schlosspark immer voller wurde, standen vor Kasse und Einlass noch hunderte Besucher. © Uwe von Schirp

Dass der Andrang sich nicht in Richtung Vorburg oder Park auflöste, lag wahrscheinlich an Besuchern in unmittelbarer Nähe der Brücke. Sie standen plaudernd mit Glühwein vor einem Imbissstand auf der Vorburg direkt neben dem Nadelöhr.

Das Ehepaar zu Knyphausen räumte vor den Bezirksvertretern ein, von dem „enormen Andrang“ selbst „überrascht“ gewesen zu sein. Allerdings seien zu keinem Zeitpunkt mehr als die im Sicherheitskonzept festgelegten 4500 Besucher gleichzeitig auf dem Gelände gewesen. Mitarbeiter hätten den Ein- und Auslass per Zählmaschinen durchgängig kontrolliert.

Da andere Mitarbeiter auch mit Bollerwagen zwischen beiden Geländeteilen hätten pendeln können, habe man das Gedränge zunächst als „nicht kritisch“ angesehen. Als es zu groß wurde, hätten Mitarbeiter die Menschen unter Zuhilfenahme von Megafonen angesprochen. „Das hat sich aber als schwierig herausgestellt, weil einige Besucher uneinsichtig waren“, berichtete der Schlossherr. „Wir haben die Situation nicht in den Griff bekommen.“

Im Moment des größten Gedränges kam wohl ein weiterer Faktor hinzu. Die aus Berlin engagierte professionelle Sicherheitsbeauftragte hatte kurz vor Beginn der Weihnachtsflair abgesagt. „Wir mussten das Konzept komplett selbst machen“, erklärte Felix zu Knyphausen. „Das hat nicht gut funktioniert, weil der Kopf fehlte.“

Shuttle-Bus und Parkleitkonzept

Die Konsequenz: Bei den künftigen Flair-Veranstaltungen soll ein auf noch größere Events spezialisiertes Unternehmen aus Dortmund für die Sicherheit sorgen. Kritische Situationen an der Brücke, so der Eindruck in der Bezirksvertretung, lassen sich mit gezielten Lösungen vermeiden.

Eine Lösung verlangt auch die Verkehrssituation. Andreas Flur ist Fraktionsvorsitzender der CDU und Löschzugleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bodelschwingh. Er beobachtete die „Weihnachtsflair“ im Ortskern und auf dem Bodelschwingher Dorfplatz vor dem Gerätehaus des Löschzugs.

„Alle Straßen im Dorf waren komplett zugeparkt“, schilderte Flur. Auf dem Dorfplatz hätten Fahrer ihre Autos vor der Ausfahrt der Feuerwehr geparkt und sich uneinsichtig gezeigt. Parken ist auf dem Platz nicht erlaubt. Wäre es zu einer Panik gekommen, hätten die Rettungskräfte ihren Einsatz nicht fahren können.

Verkehrsstau und Passanten im Ortskern von Bodelschwingh. Im Hintergrund das Restaurant "Fachwerk".
Gegen 17 Uhr brach im alten Ortskern von Bodelschwingh der Verkehr zusammen. © Uwe von Schirp

Bisher habe das Verkehrskonzept immer funktioniert, erklärte ein Vertreter der städtischen Straßenverkehrsbehörde in der BV. Einig zeigten sich Veranstalter und Politik, dass das Verkehrskonzept überarbeitet werden müsse. Zentrale Frage: Wie kann der Anteil der mit dem Auto anreisenden Besucher von Schloss und Ortskern ferngehalten werden?

„Ein Shuttlebus ist ein super Vorschlag“, erklärte Mireta zu Knyphausen auf eine Anregung aus der Politik. „Das nehmen wir mit in die Planung.“ Ehemann Felix verwies auch auf den Öffentlichen Personennahverkehr. „Wir fänden es sehr schön, wenn er mehr genutzt wird.“ Der Vertreter der Straßenverkehrsabteilung im Tiefbauamt zeigte sich „offen für alle Vorschläge“. Dazu könne auch ein Parkleitkonzept zählen.

Noch ist bis zur nächsten Weihnachtsflair (30. November bis 3. Dezember) ein gutes halbes Jahr Zeit, die Herausforderungen aus dem vergangenen Advent anzugehen. Die „Gartenflair“ findet von 1. bis 3. September statt. Erfahrungsgemäß verteilen sich die Besucherströme zu dieser Veranstaltung mehr über den gesamten Tag.

Weihnachtsflair und Gartenflair auf Schloss Bodelschwingh: Die Termine für 2023 stehen fest

„Das kann sich nicht wiederholen“: Weihnachtsflair-Veranstalter reagieren auf Gedränge

Gedränge bei Weihnachtsflair: Polizei rückt zum Schloss Bodelschwingh aus