Dortmunds Personalkarussell dreht sich weiter. Nachdem die Stadt-Töchter EDG, DSW21 und die Dortmunder Hafen AG mit neuen Führungskräften besetzt worden sind, ist nun die Stadtverwaltung an der Reihe: Luder Wilde, 2014 zum Dortmunder Planungsdezernenten gewählt, steht vor dem Ruhestand. Mitte Februar 2023 ist es soweit. Wer wird sein Nachfolger in dem wichtigen Dezernat, zu dem neben der Stadtplanung die Ressorts Wohnen und Umwelt gehören?
Die Ratsfraktionen von Grünen, CDU und SPD haben sich Kandidaten angehört – und nunmehr festgelegt: Das Rennen macht Stefan Szuggat aus Dresden. Der 55-Jährige leitet das dortige Planungsamt, hat aber seinen Hauptwohnsitz in Dortmund. Szuggat wurde von den Grünen ins Spiel gebracht, sie haben das Vorschlagsrecht. Er selbst hat aber kein Parteibuch.
Szuggat kennt Dortmund gut
Die Aufgaben, die ihn in Dortmund erwarten, kennt er aus Dresden. Ähnlich wie Dortmund, hat Sachsens Landeshauptstadt eine kommunale Wohnungsgesellschaft gegründet, die für preiswerten Wohnraum sorgen soll. „Dabei hat Dresden auch schon einige Erfolge vorzuweisen“, sagt Grünen-Fraktionschefin Ingrid Reuter nach der Vorstellungsrunde. Punkte sammeln konnte Szuggat offenbar auch beim Thema Mobilität.
Während Dresden quer durch die Stadt mittlerweile „Mobilitäts-Stationen“ zur Verknüpfung verschiedener Verkehrsträger aufgebaut habe, müsse Dortmund noch immer auf ein solches Angebot warten. Reuter nennt ein weiteres Plus für Szuggat: „Er kennt sich in Dortmund aus“. Was bei den Grünen ebenfalls gut angekommen sein dürfte: Szuggat habe deutlich werden lassen, dem Dortmunder Projekt „Klimaneutralität bis 2035“ Vorrang zu geben, sagt Reuter.
CDU: "Er ist kein Ideologe"
„Er hat Kenntnisse über Dortmund und betrachtet die Dinge nicht durch die ideologische Brille, sondern nutzt den gesunden Menschenverstand“, kommentiert CDU-Fraktionschef Jendrik Suck. Der Eindruck der CDU-Fraktion sei, dass Szuggat die Themen Ökologie, Okönomie und Soziales als gleichberechtigt ansehe und sie miteinander in Einklang bringe. Szuggat wolle das ÖPNV-Angebot erweitern und den Radwegeausbau voranbringen.
Gleichzeitig erkenne er an, dass es „immer auch motorisierten Individualverkehr geben werde“, so Suck. Weitere Knackpunkte, die in Szuggats Ressort fallen, kündigen sich bereits an: Dortmund braucht dringend Flächen für Gewerbeansiedlung und für den Wohnungsbau.
Auch die SPD-Fraktion will Szuggat mittragen. Etliche Jahre lang war das Dezernant, das eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung Dortmunds spielt, in Händen von SPD-Kandidaten. Als zweitgrößte Ratsfraktion sind es nun die Grünen, die das Planungsdezernat mit einem von ihnen ausgeguckten Bewerber besetzen - eine Premiere in Dortmund „Der Kandidat bringt ausreichend Fachwissen und Erfahrung aus einer ähnlich großen Stadt mit“, sagt SPD-Fraktionschefin Carla Neumann-Lieven. „Und er kennt Dortmund gut.“
SPD erwartet „neue Ideen“
Szuggat wisse, wie Verwaltung funktioniere; auch im Zusammenspiel mit der Politik. Man erwarte von ihm aber auch „innovative Ideen in Bereichen wie Wohnungsbau, Verkehrswende, Klimaschutz und Schwammstadt“, so Neumann-Lieven. Szuggat selber hielt sich mit Blick auf seine bevorstehende Wahl vorerst zurück.
„Ich bin sehr gespannt auf das Ergebnis“, sagte Szuggat auf Anfrage der Redaktion. „Die Aufgabe in Dortmund ist sehr reizvoll.“ In der Ratssitzung am Donnerstag, 10. November, soll es soweit sein. Bleiben Grüne, CDU und SPD bei ihrem „Ja“, ist ihm die Mehrheit der Stimmen gesichert. Szuggats Wechsel und Aufstieg vom Amtsleiter zum Dezernenten stünde nichts mehr entgegen. Offen ist allerdings noch, wann konkret er in Dortmund beginnt. „So schnell wie möglich“, wünscht Reuter.