
© Foto Susanne Riese
Körper-Kunst mit tiefer Bedeutung
Tätowierte nehmen Risiken in Kauf
Mögliches Gift unter der Haut? Die meisten Menschen, die sich für Tattoos entscheiden, nehmen die gesundheitlichen Risiken offenbar in Kauf. Sie gefallen sich mit der Körper-Kunst. Für den Einzelnen persönlich steckt meist ein tieferer Sinn dahinter.
Victoria Beckham, Susanne Wulff und Gletschermann Ötzi verbindet die Liebe zur Körperkunst: Sie alle sind tätowiert. Fußballstars tragen Ganzarmtattoos, Junge und Ältere, Männer und Frauen zeigen bunte Motive auf Schulter, Knöchel oder im Nacken, Schriftzeichen laufen die Wade rauf oder den Rücken runter. Selbst vor dem Gesicht macht die Tattoonadel nicht halt. Was steckt dahinter?
Yvonne (38) hat sich mit 19 Jahren ihr erstes Tattoo stechen lassen, eine handgroße florale Form auf dem Schulterblatt. Es folgte ein klassisches Tribal am Steiß, ein symmetrisches Ornament in Höhe des Hosenbunds, von manchen abfällig „Arschgeweih“ genannt. Inzwischen hat die Dortmunder Fitnesstrainerin fünf Tattoos.
Einige von ihnen fristen bereits ein zweites Dasein in von Grund auf veränderter Form. Cover-up nennt sich das Überstechen mit einem neuen Motiv – ein Trend, der Stoff gibt für eine eigene Reality-TV-Serie („Horror-Tattoos“, Pro 7).
Schriftzeichen unter dem Herzen
Yvonnes neuestes Tattoo, eine plastisch wirkende Rose auf der Innenseite des Unterarms, ist ebenfalls aus einem älteren Motiv entstanden. Der Schmetterling und die beiden Sterne auf ihrem Knöchel haben für sie eine ganz persönliche Bedeutung. Sie hängt mit Menschen zusammen, die ihr besonders am Herzen liegen und mit denen sie in dieser Welt nicht mehr zusammensein kann. Das muss und soll nicht jeder verstehen, ebenso wie die arabischen Schriftzeichen unter ihrem Herzen.
Für immer und ewig
Die Dortmunderin nimmt das „Unter-die-Haut-Gehen“ wörtlich. „Die Tattoos schaffen eine Verbindung für immer und ewig, bis ich sterbe.“ Deshalb würde sie sich auch nie den Namen eines Partners tätowieren lassen. Den eines Kindes schon, denn diese Verbindung ist immer etwas für die Ewigkeit.
Ihr zweiter Grundsatz: Niemals ein Tattoo an Stellen, die irgendwann hängen könnten. Yvonne hat sich jeden Eingriff genau überlegt. „So etwas macht man nicht aus einer Laune heraus. Ein Piercing kann ich abnehmen, ein Tattoo nicht.“ Trotz allem sei ihr bewusst, dass Tattoos für den Körper nicht unbedingt gesund sind, sagt Yvonne. „Aber das ist es mir wert.“
Es muss sauber aussehen
Wer nicht durch Pfusch oder Dilettantismus fürs Leben gezeichnet sein will, der sollte vor allem bei der Wahl des Tätowierers sorgfältig vorgehen. „Wenn alles sauber aussieht, dann gehe ich davon aus, dass auch das okay ist, was ich nicht kontrollieren kann“, so Yvonne.
Etwa, ob frische Nadeln und Handschuhe und unbedenkliche Farben benutzt werden. Wenn innerhalb von zwei Wochen ein Termin frei sei, sollte man stutzig werden. „Besser ist es, wenn du vier bis sechs Monate warten musst.“ rie
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
