Delegation aus Dortmund reiste in die USA
Dortmund strebt Projekte mit Pittsburgh an
Eine Delegation der Stadt Dortmund reiste zum 40-jährigen Bestehen der Städtepartnerschaft in die US-Stadt Buffalo. Danach standen noch Stopps in Pittsburgh - wie Dortmund eine alte Stahlstadt - und New York an. In New York traf die Gruppe um Dortmunds Oberbürgermeister zwei Botschafter, in Pittsburgh den Vater eines BVB-Spielers.
Zum Sightseeing hatte die Dortmunder Delegation auf der USA-Reise kaum Zeit. Hier sehen sich die Ratsmitglieder Thomas Pisula (r.) und Christian Gebel aber kurz am Times Square in New York um. © Michael Schnitzler
Mit Hunderten Visitenkarten von neuen Kontakten ist eine Delegation der Stadt am Sonntag (22. 4.) von ihrer einwöchigen USA-Reise zurückgekehrt. Zu Beginn feierten die Dortmunder das 40-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft in Buffalo; danach reiste die 19-köpfige Delegation bestehend aus Stadt- und Ratsvertretern, Wissenschaftlern und Unternehmern nach Pittsburgh und New York. Über 40 Gesprächs- und Besichtigungstermine standen auf dem Programm.
Erste Ergebnisse der Reise: Die Beziehung zu Buffalo wird ausgebaut, die Auslandsgesellschaft NRW will statt 50 bis 2020 100 Schüler pro Jahr in die Stadt nahe den Niagarafällen schicken. Die Technische Universität Dortmund verspricht sich neue Studentenaustausche. „Die Reise hat sich absolut gelohnt“, sagt der mitgereiste TU-Kanzler Albrecht Ehlers.
In die USA-Reise flossen seitens der Stadt rund 15.000 Euro aus dem Geschäftsbereich Repräsentation im Amt des Oberbürgermeisters, zudem rund 45.000 Euro von der Wirtschaftsförderung. Was die Reise Dortmund „an Dividende bringt, kann man noch nicht sagen“, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Stadt: Reisekosten für USA-Kosten sind gut angelegt
Möglichen Kritikern der Reise hält er erstens die Verantwortung der Stadt entgegen, den Austausch mit Buffalo aufrechtzuerhalten, um Schülern das Kennenlernen von Sprache und Kultur zu ermöglichen. In den USA gab es zudem zig Gespräche mit Entscheidern, Start-ups und Experten. Hätte man sie eingeladen oder müsste Gutachter bezahlen, würde das laut Stadt mehrere 100.000 Euro kosten. Daher seien die Reisekosten gut angelegt.
Auf viele Gemeinsamkeiten mit Dortmund stießen die Besucher in der einstigen Stahlmetropole Pittsburgh. Dort wurde reichlich Kohle gefördert und Stahl produziert, ehe in den 1980ern der krasse Niedergang der Schwerindustrie folgte. Wie in Dortmund kostete er Zigtausende ihre Jobs. Die Arbeitslosenquote in Pittsburgh lag in den 1980er-Jahren bei 18,3 Prozent.
Heute liegt sie bei unter 5 Prozent, die Wirtschaftsleistung der Stadt ist von 2001 (89 Milliarden Dollar) auf 138 Milliarden Dollar in 2016 gestiegen. Mit Gesundheit, Wissenschaft, IT, Energie und Finanzen gibt es viele starke Branchen. Die Dortmunder Delegation erfuhr vor Ort, wie der Aufschwung - die „Pittsburgh Story - gelang. Unter anderem kaufte die Stadt Industriebrachen, die heute Parks und Wohngebiete sind, man finanzierte Umschulungen und bezuschusste die Hochschulen. Die Stadt profitierte dabei vom Geld von Stiftungen wie jener der Stahlriesen Carnegie und Mellon oder der des Ketchup-Erfinders Heinz.
Sierau strebt Projekte mit Stadt und Forschern in Pittsburgh an
Vom Aufschwung in Pittsburgh (über den vor Jahren beispielsweise auch die Süddeutsche Zeitung und die NZZ berichteten) will Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau lernen. Er strebt Projekte mit der Stadt und Forschungsinstituten in Pittsburgh an. Mit Forschern aus Pittsburgh sowie der Technischen Universität und vielleicht auch der Fachhochschule Dortmund könnte sich Sierau ein gemeinsames Projekt zur Elektromobilität, möglicherweise zu E-Bikes, vorstellen.
Rasmus Beck, Wirtschaftsförderer fürs Ruhrgebiet, will Pittsburgh mit einer Firmen-Delegation erneut besuchen.
Auch der BVB war beim Dortmunder Besuch in Pittsburgh ein Thema: Just während des Besuchs flog auch BVB-Botschafter Patrick Owomoyela nach Pittsburgh, um für das dort geplante Spiel zwischen dem BVB und Benfica Lissabon zu werben. Bei einer Abendveranstaltung traf Dortmunds Oberbürgermeister Sierau zudem auf Mark Pulisic, den Vater von BVB-Star Christian. Der ist in der Nähe von Pittsburgh aufgewachsen.
Treffen mit dem deutschen Generalkonsul in New York
In New York besuchten die Dortmunder unter anderem den Telekommunikationsdienstleister Cisco und das Department of Transportation (zuständig für Brücken, Straßen, Ampeln etc.), vor allem aber mehrere Start-up-Schmieden.
Beim deutschen Generalkonsul in New York, David Gill, warb Sierau für Dortmund „als Stadt, die etwas vom Strukturwandel versteht“. Und vom deutschen Botschafter bei den Vereinten Nationen, Jürgen Schulz, erfuhr Sierau, dass sich noch keine Stadt beworben hat, um 2022 das „World Urban Forum“ auszurichten.
Laut Koalitionsvertrag will die Bundesregierung die Konferenz für nachhaltige Stadtentwicklung nach Deutschland holen. Eine solche Konferenz in Dortmund? „Könnte ich mir vorstellen“, sagte Sierau zu Schulz.