Dortmunder besuchten Partnerstadt Buffalo

Sierau will 40-jährige Verbindung mit US-Stadt ausbauen

Eine von Oberbürgermeister Ullrich Sierau angeführte Delegation aus Dortmund hat die US-Partnerstadt Buffalo besucht. Die Städtepartnerschaft besteht seit 40 Jahren – und wurde jetzt bekräftigt. Sierau will den Kontakt ausbauen und hofft, über Buffalo den Elektroautobauer Tesla für Dortmund interessieren zu können.

Dortmund

, 19.04.2018 / Lesedauer: 5 min

Oberbürgermeister Ullrich Sierau und sein Amtskollege Byron Brown unterzeichneten ein neue Städtepartnerschaftsvereinbarung. Hinter ihnen stehen (v.l.) Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft, Joe Roetter vom City Sister Committee und ein Mitarbeiter Browns. © Michael Schnitzler

Das neue Symbol für die Städtepartnerschaft zu Dortmund liegt in Buffalo etwas außerhalb, in Sichtweite der „Peace Bridge“, die über die Grenze nach Kanada führt. Es ist eine kleine, dreieckige Wiese, umgeben von Straßen, eine Tankstelle auf der einen, ein Elektrizitätswerk auf der anderen Seite: „Dortmund Park“ steht auf einem Schild, das Oberbürgermeister Ullrich Sierau am Montagmittag mit dem Handy fotografiert.

Klaus Wegener, Präsident Auslandsgesellschaft, steht im „Dortmund Park“ in Buffalo, der bislang nur eine Wiese ist. © Michael Schnitzler

Außer dem Schild, zwei Bäumen und einem Bäumchen ist nichts zu fotografieren. Buffalo will 150.000 Dollar in die „Konstruktion“ des Parks stecken, wie es heißt. Eigentlich hätte dieser am Wochenende anlässlich der 40-jährigen Städtepartnerschaft mit Dortmund feierlich eingeweiht werden sollen. Weil der Winter Buffalo auch im April noch mit Schnee und Eis im Griff hat, fiel die Feier aus. Die Wiese bekommt also noch etwas Zeit, Park zu werden, ehe sie wieder fotografiert wird.

Dortmunder feierten 40-jähriges Bestehen der Städtepartnerschaft

Mit einer 19-köpfigen Delegation war Sierau nach Buffalo gereist, um von Samstag bis Montag das 40-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft zu feiern. Und obwohl es keine Feier im Dortmund Park gab, und obwohl es lausig kalt war, war Sierau anschließend zufrieden. Was vor allem am warmen Empfang durch das Buffalo-Dortmund „Sister City Committee“ lag.

Es besteht aus Privatpersonen, die sich ehrenamtlich dafür engagieren, dass die Partnerschaft zu Dortmund lebt. „Die Herzlichkeit der Leute fand ich überwältigend“, sagt Sierau. Die Leute, die er meint, sind meist über Schüleraustausche mit Dortmund in Kontakt gekommen.

Da ist etwa der langjährige Committee-Präsident Joe Roetter (72), der Lehrer in Buffalo war und viele Jahre einen Austausch mit dem Heisenberg-Gymnasium organisierte. Da ist Joan McGuire (54), die seit zehn Jahren Schüler aus Dortmund bei sich beherbergt, nachdem ihre Kinder in Dortmund waren. Jedem ihrer Austauschschüler gibt McGuire am Ende einen Haustürschlüssel, „sie sind für immer willkommen“.

Greg und Lynn Engle vom Sister City Committee in Buffalo engagieren sich stark für die Städtepartnerschaft mit Dortmund. © Michael Schnitzler

Und dann sind da noch Lynn (54) und Greg Engle (53), die als Schüler nach Dortmund reisten – sie 1981, er 1982 –, sich dadurch hinterher in Buffalo kennenlernten und heirateten. Heute ist Greg Präsident des Sister City Committees, Lynn organisiert auf der Buffalo-Seite alle Schüleraustausche mit Dortmund.

1850 Dortmunder nahmen an Schüleraustauschen mit Buffalo teil

Die Besuche von Schülern sind der wichtigste Pfeiler der Städtepartnerschaft. Die Auslandsgesellschaft NRW mit Sitz in Dortmund schickt seit 37 Jahren rund 50 Schüler pro Jahr nach Buffalo. Also schon 1850 Jugendliche. „Und die haben fast alle noch Kontakt zu ihren früheren Gastfamilien“, sagt Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft: „Das ist ein richtiges Netzwerk.“ Bis 2020 will Wegener 100 Schüler pro Jahr nach Buffalo schicken.

Jenseits der Schüleraustausche und eines Studentenaustauschs mit der Technischen Universität Dortmund ist Dortmund vielen „Buffalonians“ nicht so geläufig (wie es umgekehrt in Dortmund ähnlich sein dürfte).

Greg und Lynn Engle (rechts) vom Sister City Committee, der BVB-Fanclub Buffalo und die Dortmunder Delegation sahen sich gemeinsam das Derby gegen Schalke an. Gejubelt wurde nur fürs Foto. © Michael Schnitzler

Einen Beleg für diese These gibt es am vergangenen Wochenende in einer Soccer Bar, in der sich die Dortmunder Delegation das Derby gegen Schalke anschaut. Wegen der Zeitverschiebung rollt der Ball um 9.30 Uhr morgens, das Bier fließt nur verhalten. In der Bar verfolgt, wie immer, auch der rund 15 Mitglieder starke BVB-Fanclub Buffalo das Spiel.

Fanclub-Chef Ernesto Diaz-Ordaz (29) erzählt, wie er vor fünf Jahren anfing, den BVB zu verfolgen und wie er durch das Malaga-Spiel 2013 (der BVB gewann in letzter Minute 3:2) zum Fan wurde. Und sagt: „Dass Dortmund eine Partnerstadt von Buffalo ist, habe ich erst danach mitbekommen.“

Dortmund und Buffalo (257.000 Einwohner) haben zahlreiche Gemeinsamkeiten: Beide Städte hatten etwa einst eine bedeutende Stahlindustrie, beide hatten viele Brauereien. Sierau stellte in Buffalo, das am Eriesee, liegt, zudem den Vergleich mit dem Phoenix-See an. Wobei der im Vergleich zum tausendfach größeren Eriesee, der zu den fünf „Great Lakes“ in Nordamerika zählt, nur eine Pfütze ist.

Dortmunder fordern mehr Engagement der Stadt Buffalo

Während das Sister City Committee sehr aktiv ist, könnte das Engagement der Stadt Buffalo für die Städtepartnerschaft größer sein. „Wir würden es begrüßen, wenn die Kontakte intensiviert würden“, sagt Renate Weyers, die für die SPD-Ratsfraktion am Buffalo-Besuch teilnahm. Und auch Sierau wünscht sich, dass Buffalos Bürgermeister Byron Brown „mehr zeitlichen und inhaltlichen Aufwand“ in die Partnerschaft steckt. Bei den offiziellen Terminen mit Brown ersetzte Sierau diese Forderung durch nette Worte: „Buffalo ist nach 40 Jahren noch immer der perfekte Partner.“

Brown seinerseits lud die Dortmunder ins Rathaus sein, wo ein halbes Dutzend lokaler Fernsehsender filmten, wie die Stadtoberhäupter die Städtepartnerschaft mit einer Unterschrift erneuerten (berichtet hat auch Buffalo's NPR News Station). Brown versicherte „Lord Mayor Oolrick Sirrau“, wie sehr seine Stadt die Beziehung zu Dortmund schätze.

Dass Sierau im Rathaus über den BVB sprach, Brown ein schwarzgelbes Trikot mit der Nummer 40 überreichte und die Stadt „auf den BVB reduzierte“, fand der mitgereiste Kanzler der Technischen Universität (TU), Albrecht Ehlers, enttäuschend: „Das wird der Stadt nicht gerecht.“

TU Dortmund bahnt Kooperationen mit University at Buffalo an

Bei einem anschließenden Termin in der University at Buffalo (UB), die 30.000 Studenten hat, rückte Sierau die TU dann allerdings in den Fokus. Die TU-Vertreter Ehlers, Prof. Gerhard Schembecker und Dr. Barbara Schneider als Leiterin des Referats Internationales führten gute Gespräche, es bahnen sich neue Studentenaustausche und andere Kooperationen mit der UB an. Überdies knüpften die TU-Vertreter zum Buffalo State College Kontakte.

Auch Sierau verspricht sich vom Buffalo-Besuch neue universitäre Projekte. Durch die vielen Treffen vor Ort, glaubt er, ergeben sich zudem im Nachhinein „noch mehr interessante Kontakte in die Wirtschaftsszene von Buffalo“. Dort entwickelt der Elektroautobauer Tesla mit Panasonic Solarzellen. Sieraus stille Hoffnung ist, Tesla auch für den Standort Dortmund begeistern zu können.

Die Mitglieder des Sister City Committees müssen nicht mehr für Dortmund begeistert werden. Joe Roetter kommt in zwei Wochen zum Dortbunt-Festival, auch Lynn und Greg Engle besuchen Dortmund bald wieder. Greg Engle erzählt von seinen Töchtern, für die seine frühere Gastmutter wie ihre eigene Großmutter sei: „Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Familien solche Erlebnisse haben.“ In einer Zeit mit vielen Konflikten rund um den Globus sei es umso wichtiger, Freundschaften in der Welt zu pflegen.