Früher war in dem Gebäude am Hansaplatz die Dresdner Bank. Zu Beginn der 80er-Jahre zog in die große City-Immobilie der Teppichhandel Azad ein. Nach insgesamt über 60 Jahren in Dortmund schließt das Einrichtungshaus nun seine Pforten. Die Zeit für Orientteppiche scheint vorbei. „Ausverkauf statt Insolvenz“ steht seit Monaten auf einem Transparent über dem Haupteingang.
Im Oktober 2024 senkte Azad die Preise für die Teppiche radikal und begann mit der Suche nach einem Interessenten für die Verkaufsflächen mitten in der Dortmunder City. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude ist im Familienbesitz. Karim Azad hat es 1980 gekauft und aus dem Bankhaus ein Teppich- und Einrichtungshaus gemacht. Für einen neuen Mieter, bei dem viele in der City auf einen Markthallen-Betreiber hoffen, soll und muss es jetzt wohl erneut umgebaut werden.
Die Suche verzögert sich allerdings. „Leider müssen wir mitteilen, dass sich unser Mietinteressent aus der Konzeptgastronomie kurzfristig aus wirtschaftlichen Gründen zurückgezogen hat. Sämtliche Mietverhandlungen waren abgeschlossen und man war sich fast handelseinig“, erklärte Werner Müller, Pressesprecher des Einrichtungshauses am Hansaplatz, auf Anfrage.
Azad vermeldet Rückschlag
Eigentlich sollte der Räumungsverkauf in wenigen Wochen eingestellt werden und die Verkaufsräume besenrein für die Umbauarbeiten übergeben werden. „Das ist nun ein herber Rückschlag für unser Unternehmen und alle Bemühungen für einen adäquaten Nachmieter beginnen von vorne. Wir haben zwar mehrere Mietinteressenten aus dem Bereich Textileinzelhandel, der Lifestylebranche, klassische Gastronomie und einer Eventgastronomie. Die Verhandlungen müssen nun erneut aufgenommen werden und man muss sich um die weiteren Maßnahmen wie Nutzungsänderungen und Genehmigungen kümmern“, so Werner Müller. Weiterhin werde man die Stadt Dortmund und die betroffenen Behörden um verstärkte Mithilfe und Unterstützung bitten.

Bis ein neuer Nutzer für das Gebäude gefunden ist, läuft am Hansaplatz nicht nur einfach ein Räumungsverkauf, sondern quasi der Ausverkauf eines Kulturguts. Orientteppiche waren beispielsweise im Nachkriegs-Deutschland über Jahrzehnte als wertvolle Handwerkskunst geschätzt und als exotisch-heimeliges Ausstattungsobjekt begehrt. „Der kaufkräftige Mittelstand, mit dem wir unser Hauptgeschäft gemacht haben, ist weggebrochen“, sagt Firmenchef Ali Azad.
Alles war schon auf das nahe Ende des Einrichtungshauses ausgerichtet. Geht man in das Geschäft, so sieht man, dass die Reduzierungen bereits bei 80 Prozent angelangt sind. „Hier zählt nur noch Liquidität vor Rentabilität. Wir werden in jedem Fall den Räumungsverkauf zu Ende bringen. An diesem Entschluss hat sich bei der Familie Azad nichts geändert. Jedoch verzögert sich aufgrund der neuen Situation der zeitliche Fahrplan. Unser Pech und das Glück der Kunden, die noch etwas Zeit haben, ihr Schnäppchen zu unschlagbaren Niedrigpreisen zu sichern“, sagt Werner Müller.
Der Artikel ist ursprünglich am 13.2. erschienen.