
Wie könnten das Terminal und die gesamten Flächen ohne den Flughafen genutzt werden? Die Stadtplaner haben „Visionen“ entworfen. © RN
Was, wenn Dortmunds Airport schließen müsste? 7 Ideen für eine neue Nutzung
Dortmunder Flughafen
Ist Dortmunds Flughafen noch wegzudenken? Selbst wenn: Wie könnte die Riesenfläche dann genutzt werden? Die Verwaltung hat das geprüft – und der Politik verblüffende "Alternativen" vorgestellt.
Im Februar 2021 hatte der Rat auf Vorstoß von Grünen, Linken und CDU die Verwaltung beauftragt, Folge-Szenarien auszuarbeiten, falls der Dortmund Airport irgendwann aufgegeben werden sollte. Der Schritt sei nicht gedacht, die Schließung des Airports vorzubereiten, wurde gebetsmühlenartig betont.
Es geht vielmehr um Vorbeugung für den Fall, dass der Platzhirsch Wizz Air, mit Abstand die größte Airline am Flughafen, plötzlich und unvermutet den Abflug mache. Zudem bestehe das Risiko, dass Dortmunds Flughafen die von der EU gesetzte Zielmarke nicht schaffe, bis Ende 2023 für ein ausgeglichenes Betriebsergebnis zu sorgen.
Tenor der Politik: Es gehe lediglich um „Vorsorge“ – und darum, im Fall der Fälle ein Nutzungskonzept in der Hinterhand zu haben. Bei Flughafen-Chef Ludger van Bebber und der Airport-Belegschaft hatte das Kopfschütteln ausgelöst. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Wizz Air den Rückzug antrete, hieß es. Ganz im Gegenteil.
Airport sieht sich aktuell auf gutem Weg
Die Airline, in deren Flugzeuge mehr als die Hälfte aller Passagiere einsteigen, weite ihren Flugplan sogar aus. Darüber hinaus sei absehbar, dass Dortmunds Flughafen die EU-Vorgaben sehr wohl einhalte - und Ende 2023 tatsächlich auf die „schwarze Null“ im EU-Betriebsergebnis komme.
Dabei wäre es bereits 2019 fast so weit gewesen. Damals lag der Flughafen um minus 300.000 Euro von der Zielmarke entfernt. Dann kam Corona und warf den Airport zurück. Ende 2020 waren die Zahlen mit minus zwölf Millionen Euro wieder im tiefroten Bereich. Im vergangenen Jahr 2021 konnte der Airport das Defizit im Betriebsergebnis auf minus 6,2 Millionen Euro halbieren. Ende 2022 soll es bis auf minus 1,2 Millionen Euro abgebaut sein.

Eine Diskussion über Wizz Air wäre rein theoretischer Natur: Der Aiport sieht keinen Hinweis auf einen möglichen Rückzug. © RN
Dennoch spielt die tatsächliche Entwicklung am Flughafen beim Blick in die Zukunft offenbar keine Rolle. Die städtischen Planer sind dem Auftrag des Rates gefolgt – und haben der Politik sieben (theoretische) Szenarien für die „Zeit danach“ vorgestellt.
Ein „Fun- und Freizeitpark“ als Nachfolgenutzung?
Eine ausführliche Bewertung hat die Verwaltung dabei ausgespart. Wie es heißt, seien einige „Szenarien“ mit Eingriffen in die Landschaft verbunden und würden – Flughafen hin, Flughafen her -, ebenfalls verkehrliche Belastungen mit sich bringen.
Das dürfte vor allem für die Idee zutreffen, die Airport-Fläche zu einem „Fun- und Freizeitpark“ zu entwickeln. Dort könnten, so die grobe Überlegung der Verwaltung, auf 147 Hektar Fläche Großveranstaltungen und Festivals stattfinden. Ein Konzept, wie sich dieser „Fun- und Freizeitpark“ darstellen soll, gibt es nicht.
Eine weitere Idee zielt darauf, aus dem Airportgelände ein Areal für Work-Life-Balance zu machen, wie es vonseiten der Planer heißt. Mit großzügig bemessenen Liegewiesen, Obstwiesen und Spazierpfaden – ergänzt um kleinteiliges Gewerbe mit Angeboten zum Thema Work-Life-Balance. Weshalb in Teilen der Politik bereits über eine „Beauty-Farm“ („Schönheitsfarm“) gewitzelt wird.
Auch Wohnen käme für die Stadtplaner infrage. Unter der Überschrift „Urbane Stadtentwicklung“ wird eine 47 Hektar Fläche große Fläche für Wohnungsbau bereitgestellt. Von bis zu 3000 Wohneinheiten war die Rede. Weitere 88 Hektar, so das Szenario, könnten für kleinteiliges Gewerbe und für Handel genutzt werden.
Planer denken sogar an Testfläche für E-Mobilität
Auch ein insgesamt 77 Hektar großer „Gewerbepark“ liegt für die Stadtplaner im Bereich des Möglichen. Er soll mit großzügigen Grüngebieten durchzogen sein, zudem soll es Raum für landwirtschaftlich genutzte Fläche geben. Darüber hinaus bringen die Planer sogar eine Testfläche für E-Mobilität ins Gespräch.
Ein weiteres Szenario sieht vor, das Flughafenareal als Natur- und Landschaftspark in die Zukunft zu führen. Dafür gibt es zwei Varianten: In einer ist die Start- und Landebahn verschwunden. In der anderen Variante bleibt sie bestehen. Aber nicht für Starts und Landungen – sondern „mit Mobiliar für Picknick und Grillen.“
Windräder kommen für die Airportfläche nicht in Betracht – wohl aber die Entwicklung eines „Energieparks“. Wer den bauen und betreiben soll, blieb allerdings unklar. Die Verwaltung beschränkte sich bei allen Varianten auf die Frage, welche Nutzung zumindest aus planerischer Sicht infrage komme. Beim Energiepark waren es im Wesentlichen Photovoltaik-Anlagen zur Stromgewinnung aus Sonnenenergie.
„Ein Flugplatz light“ ohne Linienverkehr?
In einem weiteren Szenario stellen die Planer gedanklich den Linienverkehr am Airport ein. Während der Urlaubs- und Geschäftsreiseverkehr beendet wird, sollen aber Frachtmaschinen (also Cargoverkehre) sowie Polizei- und Rettungshubschrauber weiterhin starten und landen. Das liefe auf einen „Flugplatz light“ hinaus. Kombiniert mit Gewerbenutzung im heutigen Terminal sowie mit kleinteiligem Gewerbe entlang der Wickeder Chaussee.
Ein Gutachter hat sich über keinen der Vorschläge gebeugt. Für die Politik bleiben etliche Fragen offen – erst recht die nach den finanziellen Folgen der einzelnen Szenarien. Wie es weitergeht, soll sich nach den Sommerferien zeigen: Die Ratsfraktionen wollen sich die Karten legen, ob tatsächlich ein Gutachter eingeschaltet werden soll. Seine Aufgabe wäre es dann, zumindest eines der Szenarien auf Herz und Nieren abzuklopfen. Welches das am Ende wäre, müsste der Rat entscheiden. Von den Fraktionen war dazu aktuell keine Stellungnahme zu bekommen.
Jahrgang 1961, Dortmunder. Nach dem Jura-Studium an der Bochumer Ruhr-Uni fliegender Wechsel in den Journalismus. Berichtet seit mehr als 20 Jahren über das Geschehen in Dortmunds Politik, Verwaltung und Kommunalwirtschaft.