Entscheidung über Karstadt Dortmund verzögert sich Überraschende Entwicklung sickert durch

Entscheidung über Dortmund Karstadt erst im März?
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Seit Wochen warten die gut 160 Beschäftigten im Karstadt-Haus am Westenhellweg auf eine klare Ansage des Managements: Kommt die Dortmunder Karstadt-Filiale tatsächlich auf die Streichliste? Antworten hatte sich die Belegschaft von der Aufsichtsratssitzung bei Galeria Karstadt Kaufhof am Mittwoch (18.1.) erwartet.

Sie wurden enttäuscht: „Wir haben nach wie vor keine Informationen, was geschehen soll“, sagt der Dortmunder Karstadt-Betriebsratsvorsitzende Joffrey Kallweit.

Eines allerdings sickerte doch durch: Die Entscheidung, von welchen Filialen sich der angeschlagene Kaufhauskonzern trennen will, soll nun angeblich erst im März fallen. Das kommt überraschend: Bislang lauteten die Ansagen, „im Januar“ werde es Gewissheit geben.

„Spiel mit unseren Nerven“

Offenbar nicht. Die „Schließungsliste“ wird vom Karstadt-Management und den eingesetzten Sanierern weiter unter Verschluss gehalten. Filialen, die möglicherweise auf der Kippe stehen, wurden bei der Aufsichtsratssitzung nicht genannt.

Wie das bei den Beschäftigten ankommt? „Man spielt mit unseren Nerven, es ist einfach nur zermürbend“, sagt Anja Herzog, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Karstadt Dortmund. Die Stimmung unter den Mitarbeitern beschreibt sie so: „Es gibt viele, die meinen: Sollen sie uns doch sagen, dass wir auf der Streichliste stehen, wenn es so ist. Dann haben wir wenigstens Gewissheit“, schildert Herzog.

„Man stumpft ab“, fügt ihr Betriebsratskollege Christian Kalots hinzu. „Je länger sich der Prozess zieht, desto gleichgültiger werden die Leute“. Das sei quasi eine Art Selbstschutz.

Ständig neue Zahlen

Zur allgemeinen Unsicherheit passt, dass ständig neue Zahlen die Runde machen. 131 Filialen sind nach der Schließungsrunde 2020 übrig geblieben. Vor Kurzem noch war in Kreisen des Karstadt-Gesamtbetriebsrats befürchtet worden, „90 bis 95 Filialen“ könnten auf der Kippe stehen.

Dies Zahl hatte sich zuletzt „auf 81 Filialen“ verringert. Tatsächlich dürfte die Zahl noch weiter sinken: In Galeria-Kreisen geht man aktuell davon aus, dass davon „rund zehn Filialen“ weiterhin eine Zukunft im Konzern haben könnten.

Nach Informationen der WAZ gibt Karstadt-Sanierer Arndt Geiwitz „höchstens 70 Filialen“ eine Überlebenschance. Genauer: eine Überlebenschance unter dem Dach von Galeria.

Rätselraten um Investoren

Inzwischen sollen eine Handvoll Investoren aufgetaucht sein, die eine Übernahme „abgängiger“ Karstadt-Häuser prüfen. Darunter der Dortmunder Textilunternehmer und frühere Sinn-Chef Friedrich-Wilhelm Göbel. Er hat eine neue Modekette namens „aachener“ aufgebaut und befindet sich auf Expansionskurs.

Ob für das noch relativ junge Unternehmen auch das Dortmunder Karstadt-Haus in Betracht käme, ist dabei völlig offen. Erstens ist unklar, ob es überhaupt auf die berüchtigte Streichliste kommt. Zweitens hat das Haus rund 21.000 Quadratmeter Verkaufsfläche – ein beachtliches Pfund. Deshalb gehen Insider eher davon aus, dass sich der „aachener“ und weitere Interessenten auf kleinere Standorte konzentrieren.

Rund 20 Mitarbeiter haben schon gekündigt

Kleiner werden die Sorgen der Belegschaft dadurch nicht. Seit Beginn des Schutzschirmverfahrens Ende Oktober 2022 haben allein in der Dortmunder Karstadt-Filiale rund 20 Mitarbeiter die Segel gestrichen und haben sich anderweitig orientiert.

„Es gibt weitere Kollegen, die damit liebäugeln“, weiß Betriebsrat Kallweit. In anderen Filialen sehe es ähnlich aus. Bis Ende Januar haben die eingesetzten Sanierer Arndt Geiwitz und Frank Kebekus Zeit, dem Amtsgericht einen Sanierungsplan vorzulegen.

Aber selbst zu dem Zeitpunkt soll Medienberichten zufolge noch immer keine Schließungsliste präsentiert werden. Das wiederum dürfte mit den aktuell laufenden Verhandlungen zwischen Galeria und interessierten Investoren zu tun haben. Das Nervenspiel für die Beschäftigten geht weiter.

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