Spitzenkoch Overkamp verrät sein Zwiebelkuchen-Rezept Und er gibt Tipps zum Genießen

Günther Overkamp rät: Federweißen und Zwiebelkuchen als Paar genießen
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Der Herbst ist ja für mich der Frühling des Alters. Das heißt: Es kommt noch mal alles so richtig in Wallung, ehe die Schotten dicht sind. Ein Mitarbeiter von mir geht jetzt in Altersteilzeit. Ich hab ihn schon versehentlich in die Rente verabschiedet.

Aber er geht ja noch gar nicht in Rente. Er geht erstmal nur in den freien Teil seiner Altersteilzeit. Für mich ist er natürlich weg. Aber er kann jetzt seinen Herbst, also den Frühling des Alters, so richtig genießen. Irgendwie zu beneiden.

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Overkamps Lecka-reien

Warum schmeckt westfälische Küche so „lecka“ und wie führt man ein Traditions-Gasthaus? Darüber - und über manches mehr - schreibt Koch Günther Overkamp in seiner Kolumne „Overkamps Lecka-reien“. Hier finden Sie alle Folgen.

Aber auch für uns Nicht-Rentner und Nochnicht-Altersteilzeitler hat der Herbst eine Menge Schönes zu bieten: Herrliche Farben, Früchte und Gemüse, die es im Sommer nicht gibt.

Am schönsten im Sauerland

Es gibt nichts Schöneres, als durch Mischwälder im wunderbaren Sauerland zu wandern oder durch das jetzt hektische Treiben in den Weinbergen. An dem Treiben muss man sich ja nicht unbedingt beteiligen, außer, dass man dem Trecker aus dem Weg geht. Möglichst schnell, denn die sind im Weinberg mit ordentlich Tempo unterwegs.

Man kann auch schön finden, dass es abends früher dunkel wird. Dass man wieder gemütlich in der Küche wohnen kann, weil die Balkon- und Gartensaison zu Ende ist. Und dann diese Tage, die manchmal noch richtig warm sind, aber abends rückt man trotzdem herbstlich gemütlich zusammen.

Spekulatius ignorieren

Gut ist auch, dass der Weihnachts-Wahnsinn noch weit entfernt ist! Man kann ganz entspannt am Spekulatius vorbeigehen, der überall schon gestapelt herumliegt, und ihn einfach ignorieren.

Und mega ist natürlich die herbstliche Tradition von Federweißem und Zwiebelkuchen. Federweißer ist ja eigentlich nix anderes als Traubensaft, der anfängt zu gären. Das ist die sogenannte Spontan-Gärung, wie man heute sagt. Das liegt an der natürlichen Hefe darin.

Im Bauch gärt‘s weiter

Darum kann er anfangs mehr nach Saft schmecken und später mehr nach Wein. Aber in jedem Stadium wirkt er rumorend im Balg. Unterstützend wirken dabei die Zwiebeln des Zwiebelkuchens. Sodass man Federweißen und Zwiebeln am besten als Paar genießen sollte. Wenn die Peinlichkeiten auftreten, dann haben es wenigstens beide.

Zwiebelkuchen geht aber auch ohne Federweißen. Was sehr schön dazu passt, ist ein trockener Chardonnay. Und hier nun mein Zwiebelkuchen-Rezept:

Zwiebelkuchen-Rezept

1 kg Zwiebeln in Streifen und 100 g Speck klitzeklein geschnitten in der Pfanne mit gaaanz wenig Pflanzenöl leicht Farbe annehmen lassen. Bissfest, aber gar schmoren.

450 g Mehl, 1 Päckchen Trockenhefe, 1 Prise Zucker und Salz in eine Schüssel geben, eine Mulde drücken und 200ml kaltes (!) Wasser hinein. Dazu 50 g weiche Butter und alles zu einem Teig kneten. ½ Stündchen ruhen lassen.

Dann auf Backblechgröße (mehliert) ausrollen. Auf das Backblech legen und die Ränder nach oben andrücken.

Für den Belag 3-4 Eier und 200 ml Sahne (gleiches Volumen) mit einem Pürierstab verquirlen und mit Salz, Muskat und Pfeffer würzen.

Zwiebelmasse auf den Teig geben, Ei/Sahne-Masse darüber und Käse (nach Geschmack) darüber streuen, im vorgeheizten Backofen bei 200 °C ca. 30 min backen.

Mit Federweißem oder Chardonnay dazu kann man zu zweit den Frühling des Alters so richtig genießen. In diesem Sinne: Bis denne!