Kinder der Libellen-Grundschule in Dortmund spielen in der Pause auf ihrem Teil des abgetrennten Schulhofes fangen. © Lena Heising
Öffnung der Grundschulen
„Warum man das Risiko eingeht, ist für mich nicht nachvollziehbar“
Zwei Wochen vor den Sommerferien öffnen die Grundschulen wieder für alle Schüler. Kinder, Eltern und Lehrer müssen sich den neuen Regelungen anpassen. Ein Besuch vor Ort.
An der Libellen-Grundschule in der Nordstadt klingt es am Montag (15. Juni) wieder fast wie so, wie man es von Grundschulen gewöhnt ist: Kinder rufen wild durcheinander, während sie Spielgeräte erobern und ihre Freunde begrüßen.
Doch ganz so normal ist es noch nicht: Auf dem Boden hat die Schule mehrere gelbe Punkte in einer Linie gemalt, alle mit einem großen Abstand zueinander. Einige Kinder stehen schon mit aufgesetzter Maske auf jenen Punkten, die zu ihrer Klasse gehören, und warten darauf, von ihren Lehrern abgeholt zu werden.
Es ist der erste Tag der kompletten Öffnung der Grundschulen. Die letzten Wochen, erzählt Schulleiterin Christiane Mika, seien immer nur acht bis 12 Kinder gleichzeitig gekommen. Jetzt seien 25 zeitgleiche Ankünfte geplant. Die Eltern sollten ihre Kinder gestaffelt bringen, so dass alle 15 Minuten eine neue Gruppe Kinder das Schulgelände betritt. Doch nicht alle Eltern haben sich daran gehalten. Gegen acht Uhr sind deutlich mehr als 25 Kinder auf dem Schulgelände.
Schulleiterin Christiane Mika sprach sich gegen die komplette Öffnung der Grundschulen vor den Sommerferien aus. © Lena Heising
Mindestabstand nur noch zur Nachbarklasse
Bisher gingen die Kinder je nur an einem Tag der Woche in verkleinerten Gruppen zur Schule. Jetzt sind die Klassen wieder voll. Doch das ist nicht die einzige Veränderung: Der Mindestabstand zu Klassenkameraden, der bisher für die Kinder an ihren Anwesenheitstagen galt, wurde ebenfalls aufgehoben. Nur Kindern aus anderen Klassen dürfen die Schüler nicht zu nahe kommen. Die Tische in den Klassenräumen haben die Lehrer bereits wieder zusammengestellt.
„Die drei da hinten sind zum Beispiel aus einer Klasse, die habe ich schon im Blick“, sagt die Direktorin und deutet auf drei Kinder, die sich vor Unterrichtsbeginn auf eine Rundschaukel stürzen. Doch nicht alles ist so einfach zu kontrollieren.
„Die Problematik ist, dass jetzt viele Eltern ihre Kinder doch um 8 Uhr herschicken, weil sie alles richtig machen wollen“, sagt Mika. „So sind heute doch einige Kinder zur falschen Zeit gekommen.“ Die Kinder, die noch weiter warten müssen, bekommen Malhefte, mit denen sie sich bei gelben Punkten, die zu ihrer Klasse führen, auf den Boden setzen können.
„Wir hassen Corona, wann ist das zu Ende?“
„Ich glaube, die Schule hat das ganz gut organisiert“, sagt Aleksandra Mankova. Zwei ihrer Kinder besuchen die Libellen-Grundschule. Die Kinder würden das auch gut machen und sich an die Regeln halten. Ihre Kinder waren während der ganzen Corona-Zeit zur Notbetreuung in der Schule. Dennoch: Die Wiedereröffnung würde die beiden riesig freuen.
Dass die Regeln für Grundschulen nur zwei Wochen vor den Sommerferien nochmal geändert wurden, findet Mankova nicht schlimm. „Ich denke, das ist eine Situation, die die Welt zum ersten Mal erlebt - und es gibt keine perfekte Lösung dafür. Ich glaube, das ist für alle schwierig“, sagt die Mutter.
Aleksandra Mankova musste ihre Kinder auch während Corona in die Schule zur Notbetreuung schicken. Zuhause bleiben kann sie nicht. © Lena Heising
Schulleiterin Mika: Öffnung kurz vor den Ferien „problematisch“
Um 8.30 Uhr sitzen auch die letzten Kinder im Unterricht. Von Christiane Mikas Büro aus kann man beobachten, wie Lehrkräfte bereits den Pausenhof mit Flatterbändern absperren. Jede Klasse hat eigene Pausenzeiten, in denen die Kinder in einem abgesperrten Teil des Schulhofes spielen dürfen.
Einige Kinder seien nicht gekommen, berichtet die Schulleiterin - für viele Familien sei vermutlich nicht klar gewesen, dass ab diesem Tag die Schulpflicht gilt.
Von der Entscheidung der Landesregierung, die Schulen zwei Wochen vor den Sommerferien wieder zu öffnen, hält Mika nicht viel. „Für zwei Wochen nochmal alles zu öffnen und auch das Risiko so zu erhöhen, finden wir problematisch“, sagt sie.
„Wenn das acht Woche wären, wäre das etwas ganz anderes.“ Acht Schultage mehr würden für die Schüler jedoch nicht viel bringen. „Warum man dafür das Risiko eingeht, dass sich auch das Personal ansteckt, ist für mich nicht nachvollziehbar.“
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