Es war bei Weitem nicht der erste Bahnstreik und doch kam er diesmal etwas überraschend. Eigentlich waren zwischen der Deutschen Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) noch Verhandlungen erwartet, da rief die GDL am Mittwoch (15.11.) einen spontanen Warnstreik aus. Die Folgen waren auch in Dortmund spürbar.
Am Donnerstagmorgen (16.11.) fielen die meisten Fernzüge in Dortmund aus. Die DB rechnete noch am Vortag damit, höchstens 20 Prozent der ICE- und IC-Verbindungen abwickeln zu können. In machen Regionen sei auch mit erheblichen Einschränkungen im Regionalverkehr zu rechnen.
Zu denen gehörte Dortmund jedoch offenbar nicht. Denn viele Regionalverbindungen fuhren am Donnerstagmorgen regelmäßig. Unter anderem der wichtige RE 1 wird von einem privaten Unternehmen betrieben, steht also außerhalb des Tarifstreits zwischen DB und GDL.
Spontane Lösungssuche
Dass solche Verbindungen stattfinden können würden, war nicht von vornherein absehbar. Denn auch Fahrdienstleiter der DB waren zum Streik aufgerufen. Sie koordinieren auch den Zugverkehr anderer Anbieter. Allerdings sind nicht alle Fahrdienstleiter in der GDL organisiert - einige sind vielmehr sogar Beamte und dürfen nicht streiken.

Entsprechend konnte der vornehmlich regionale Pendler-Verkehr in Dortmund am Donnerstag mit vergleichsweise wenigen Einschränkungen stattfinden - weniger jedenfalls, als im Fernverkehr. Doch auch dort hatten sich viele Reisende auf die Einschränkungen eingestellt.
Eine Garantie, das geplante Ziel pünktlich zu erreichen, war auch das allerdings am Donnerstagmorgen nicht. So berichtet ein Reisender, er habe extra einen anderen Zug gebucht, der trotz des Streiks fahren sollte. Am Hauptbahnhof angekommen habe sich dann herausgestellt, dass auch der Ausweichzug ausfiel. „Das ist natürlich ungünstig“, so der Reisende. Er musste erneut umsatteln, um an sein Ziel zu kommen.

Um solche Flexibilitäten zu ermöglichen, hatte die DB die Zugbindung aufgehoben. Doch das löste nicht alle Probleme. Jochen von Köller (58) wollte beispielsweise mit seinem DB-Ticket einen Zug des Anbieters Flixtrain nutzen. Erst im Zug sei ihm mitgeteilt worden, dass das mit dem Ticket der DB nicht geht. Also musste auch er am Dortmunder Hauptbahnhof spontan eine andere Lösung finden.
Uneinigkeit in Kernpunkten
Der GDL geht es bei dem Warnstreik darum, ihren Forderungen im Tarifstreit Nachdruck zu verleihen. Denn die Gewerkschaft und die DB liegen noch in wesentliche Punkten auseinander.
So fordert die GDL 555 Euro mehr Lohn, die DB bietet hingegen 11 Prozent - für die allermeisten Beschäftigen weniger als 555 Euro. Auch bei der Laufzeit einer eventuellen Einigung sind Bahn und Gewerkschaft uneins: Die GDL will maximal 12 Monaten zustimmen, die DB fordert eine Friedenspflicht von 32 Monaten.

Wesentlicher Knackpunkt der Verhandlungen ist jedoch die Forderung einer 35-Stundenwoche im Schichtbetrieb - bei vollem Lohnausgleich. Die hält die DB wegen des Personalmangels für unerfüllbar. „Das ist uns allen sehr wichtig“, betont hingegen Marcel Fabinski von der GDL in Dortmund. „Wir sind alle überlastet. Wir haben teils Schichten, die sind über 11 Stunden lang.“
Streik dauert bis zum Abend
Kritik von Reisenden gab es am Donnerstagmorgen wenn überhaupt gegenüber der DB. Mit den Streikenden erklärten sich einige sogar solidarisch: „Viel Erfolg für euren Arbeitskampf“, rief beispielsweise eine Passantin der GDL-Gruppe am Hauptbahnhof zu. Und, auch der Eindruck drängt sich auf, mittlerweile sind Bahnstreiks ein Stück weit Routine geworden.
Dennoch: Auch nach Streik-Ende am Donnerstag um 18 Uhr ist wohl noch mit Einschränkungen im Bahnverkehr zu rechnen.
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