Keine Herrenkleidung bei TK Maxx, geschlossene Umkleiden Kunden bekommen Streik zu spüren

Warnstreik bei Karstadt und Co: Kunden bekommen die Folgen zu spüren
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„Das ist ja eine tolle Umkleide. Komm‘ wir gehen.“ Teenager-Talk am Mittwochmorgen (12.7.) bei Primark. Es sind ja Ferien. Die jungen Frauen haben kurz zuvor auf einen Aushang in dem Bekleidungsgeschäft geschaut, der am Eingang zu den versperrten Umkleiden hängt. „Die Umkleiden in diesem Store sind aufgrund des Streiks derzeit leider geschlossen“, steht auf dem Blatt Papier.

Es ist mal wieder Warnstreik im Dortmunder Einzelhandel. Die Gewerkschaft Verdi hatte für Mittwoch die Beschäftigten von Primark, H&M, TK-Maxx, Amazon, Karstadt, Sportscheck, Ikea sowie Kaufland (mehrere Filialen) dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen. Die Forderung: 2,50 Euro mehr Lohn und Gehalt pro Stunde und vertragliche Verbesserungen.

In den vergangenen Monaten hatte es häufiger solche Warnstreiks gegeben. Neu ist diesmal, dass die Kunden die Folgen deutlicher zu spüren bekommen. Sonst war es lediglich so, dass beispielsweise Karstadt etwas später öffnet und früher schließt als üblich.

Zuspruch für Streikende

Am Mittwoch müssen sich die Kundinnen und Kunden von Primark in der Thier-Galerie damit arrangieren, dass sie vor Ort nichts anprobieren können, wofür man sich entkleiden müsste. Immerhin: Das Unternehmen weist auf dem Blatt Papier auch darauf hin, dass 28 Tage lang ein Recht auf Rückerstattung und Umtausch besteht. „Vielen Dank für Ihr Verständnis“, heißt es zum Schluss.

Eine Frau, geschätzt um die 30 Jahre alt, kommt gegen 12 Uhr aus dem Geschäft. Unserem Reporter sagt sie, dass es für sie kein Problem sei, die Einkäufe mit nach Hause zu nehmen und dort anzuprobieren. Für Leute mit einer weiten Anreise sei es ärgerlich. Die Frau, die anonym bleiben möchte, äußert Verständnis für die Streikenden. Sie unterstütze deren Anliegen.

Primark in der Thier-Galerie wies am Mittwoch auf einem Aushang auf streikbedingte „Änderungen“  im Store hin. Im Geschäft gab es dazu auch Durchsagen.
Primark in der Thier-Galerie wies am Mittwoch auf einem Aushang auf streikbedingte „Änderungen“ im Store hin. Im Geschäft gab es dazu auch Durchsagen. © Tim Schulze

Die geschlossenen Umkleiden sind das eine. Doch auch sonst läuft bei Primark nicht alles ganz normal. Die Kassen in der zweiten Etage sind geschlossen. Und es fällt auf, dass auf einigen Tischen Klamotten wild durcheinander auf großen Haufen liegen.

Die Frau um die 30 hat festgestellt, dass weniger Mitarbeiter vor Ort sind als üblich. Und ein Kunde, der ebenfalls seinen Namen nicht veröffentlicht wissen möchte, sagt, dass solche Klamottenberge nicht die Regel seien. „Mir ist das in der Kinderabteilung aufgefallen“, sagt er. Bereits an den Eingängen zu dem Store weist Primark auf streikbedingte „Änderungen“ am Mittwoch hin.

Etage abgesperrt

Bei TK-Maxx am Ostenhellweg ist die obere Etage, wo es sonst unter anderem Herrenbekleidung gibt, abgesperrt. „Diese Filiale wird heute kurzfristig bestreikt“, heißt es auf einem Aushang. Daher könne man nur einen „begrenzten Kundenservice“ anbieten. Die Umkleiden sind geschlossen - auch hier gibt es eine extra-lange Umtauschfrist. Das Unternehmen wirbt um Verständnis.

Eine Kundin sagt unserem Reporter, dass sie sich ein Kleid, das ihr gefiel, einfach drübergezogen habe, um es anzuprobieren. Ihr habe das nichts ausgemacht. Und auch sie zeigt sich auf Nachfrage solidarisch mit den Streikenden.

In der TK-Maxx-Filiale in der Thier-Galerie sind am Mittwoch keine Einschränkungen erkennbar. Es gibt hier auch keine Aushänge wie am Ostenhellweg.

Das gilt auch für die beiden H&M-Filialen in der Thier-Galerie und am Westenhellweg. In beiden geht augenscheinlich alles seinen normalen Gang. Kassen und Umkleiden sind jeweils geöffnet.

Weniger Kassen geöffnet

Bei Sportscheck im Hansa-Carré ist zwar eine Damenumkleide auf der ersten Etage geschlossen. Ob streikbedingt oder nicht, ist aber unklar. Auf einem Aushang ist von „technischen Gründen“ die Rede. Andere Umkleiden sind geöffnet. Und auch sonst bemerken Kunden auf den ersten Blick keine Einschnitte.

Bei Karstadt sind am Mittwoch weniger Kassen geöffnet als üblich. Das beobachten Kunden, die häufiger dort einkaufen. Werner Wawziniak (76) sagt, er habe in der zweiten Etage etwas gefunden, das ihm gefällt. Damit habe er herauf in die dritte fahren müssen, um zur nächsten Kasse zu gelangen. „Da waren lange Schlangen“, erzählt er unserem Reporter. Wawziniak genervt: „Am liebsten hätte ich die Sachen gleich wieder zurückgelegt.“ Am Ende kaufte er doch.

An den Eingängen von Karstadt gibt es am Mittwoch Aushänge, die erstens darauf hinweisen, dass das Warenhaus trotz des Streiks öffnet und zweitens, dass die Filiale an diesem Tag bereits um 19 Uhr schließt - eine Stunde früher als regulär.

Karstadt-Kunde Werner Wawziniak schlägt sich auf die Seite der Streikenden. Er findet deren Anliegen „richtig“.

Der Aushang an den Eingängen von Karstadt in Dortmund am Tag des Warnstreiks.
Der Aushang an den Eingängen von Karstadt in Dortmund am Tag des Warnstreiks. © Tim Schulze

Unser Reporter sieht sich am Mittwochmittag in der Kaufland-Filiale an der Bornstraße in der Nordstadt um. Einschränkungen sind auf den ersten Blick nicht zu beobachten. Wurst- und Käsetheke sind geöffnet. Allerdings haben sich an den Kassen lange Schlangen gebildet, obwohl gegen 14.15 Uhr vergleichsweise wenige Kunden im Laden sind. Drei Kassen sind geöffnet.

Verdi hatte diesmal keinen Demonstrationszug für die Streikenden organisiert. Sie trafen sich in den Tyde Studios am Hafen. 300 Menschen wurden dort laut Verdi erwartet. Auch am Donnerstag soll der Streik weitergehenDie Auswirkungen des Streiks in der City

Beschäftigte aus dem Dortmunder Einzelhandel trafen sich am Mittwochmorgen in den Tyde Studios am Hafen. Die Gewerkschaft Verdi erwartete rund 300 Teilnehmer.
Beschäftigte aus dem Dortmunder Einzelhandel trafen sich am Mittwochmorgen in den Tyde Studios am Hafen. Die Gewerkschaft Verdi erwartete rund 300 Teilnehmer. © privat

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