Bluttat im Obdachlosenheim: „Aus dem Ruder gelaufen“

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Bluttat im Obdachlosenheim: „Aus dem Ruder gelaufen“

rnLandgericht Bochum

In einer Obdachlosenunterkunft in Waltrop wird ein Bewohner angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Jetzt stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht. Sie kommen aus Waltrop und Dortmund.

Waltrop/ Dortmund

, 11.11.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es müssen brutale Szenen gewesen sein, die sich im Frühjahr in einer Obdachlosenunterkunft in Waltrop abgespielt haben. Einer der Bewohner wurde mit Baseballschlägern, Knüppeln und einem Messer angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Seit Donnerstag (11.11.) stehen die mutmaßlichen Täter in Bochum vor Gericht – und schweigen.

Es war der 18. Mai 2021 gegen 13.30 Uhr: Laut Anklage stürmten die vier Männer aus Waltrop und Dortmund in das Gebäude und schlugen sofort zu. Der 27-Jährige hatte offenbar keine Chance. Im Klinikum Nord in Dortmund waren später Riss- und Quetschwunden am Kopf sowie zahlreiche Stichverletzungen festgestellt worden. Die Lunge war getroffen, ein Teil der rechten Niere musste amputiert werden.

„Selbst erschrocken“

Die Hintergründe der Tat sind völlig rätselhaft. Möglicherweise war eine Abreibung geplant, die aus Sicht der Angeklagten längst überfällig gewesen sei. Wie es heißt, soll es schon länger Streit gegeben haben. „Die Sache ist dann allerdings völlig aus dem Ruder gelaufen“, so Verteidiger Gunnar Cordes am Rande des Prozesses. Über den Vorwurf des Mordversuchs seien die Angeklagten selbst erschrocken.

Das Opfer selbst war am ersten Verhandlungstag noch nicht erschienen. Der 27-Jährige aus Waltrop soll erst an einem späteren Verhandlungstag vernommen werden. Nach Angaben seines Anwalts könnten bei der Blut- und Gewalttat möglicherweise auch Drogengeschäfte eine Rolle gespielt haben.

Drogen im Garten

Es gibt tatsächlich eine weitere Anklage, die zwei der Angeklagten betrifft. Sie sollen rund 1,6 Kilo Marihuana von Holland nach Deutschland geschmuggelt haben. In der Dortmunder Innenstadt waren sie von der Polizei gestoppt worden. Einer von ihnen soll zwar noch versucht haben, mit dem Rauschgift zu fliehen, konnte aber dann doch gestellt und festgenommen werden. Der andere, der noch im Auto war, konnte laut Anklage in einer Sackgasse gestoppt werden.

Das Marihuana war später in einem Garten gefunden und sichergestellt worden.

Alle in Untersuchungshaft

Außerdem sollen bei einer Wohnungsdurchsuchung in Waltrop weitere Gegenstände gefunden worden sein, die zum Drogenhandel geeignet gewesen sein sollen. Aber auch zu diesem Vorwurf haben sich die Angeklagten am ersten Verhandlungstag noch nicht geäußert.

Alle vier Männer waren unmittelbar nach der Tat in Waltrop festgenommen worden und sitzen seitdem in Untersuchungshaft. Nur einer von ihnen hatte bei der Polizei eine Aussage gemacht und dabei angeblich auch zugegeben, bei der Gewaltaktion dabei gewesen zu sein. Zumindest er will sich nach Angaben seines Verteidigers auch im Prozess zu den Vorwürfen äußern. Wann das sein wird, ist allerdings unklar.

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