Nur etwa 25 Kilometer südlich von Dortmund stand am 3. April eine Waldfläche von rund 9000 Quadratmetern in Flammen. Am Sonntag (6. April) brannte ein Waldstück in Essen. Die Meldungen von Waldbränden in NRW häufen sich, auch in Alstätte, Altena, Straelen und Meinerzhagen musste die Feuerwehr ausrücken.
Zu Beginn des Aprils hatte der Regionalverband Ruhr (RVR) gewarnt: „Erhöhte Waldbrandgefahr im Ruhrgebiet“, lautet die Überschrift einer Pressemitteilung. Auch die Emschergenossenschaft zeigt sich besorgt.
Wie trocken waren die ersten Monate des Jahres in Dortmund? Warum ist das so? Wann wird es für Mensch und Natur gefährlich? Viele Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Wie wenig hat es geregnet?
Die Emschergenossenschaft betreibt in Dortmund neun Messstationen. Dort wurden im Februar im Mittel 12,6 mm Niederschlag gemessen (1 mm sogenannte Niederschlagshöhe entspricht einem Liter pro Quadratmeter). Im gesamten Einzugsgebiet des Wasserwirtschaftsverbands fielen sonst durchschnittlich 56 mm. Langjährige Auswertungen nur für Dortmund liegen nicht vor. Damit liegt der Februar unter den zehn trockensten Februarmonaten, so Emschergenossenschaft-Sprecher Ilias Abawi.
Im März, das zeigen die Daten der Genossenschaft, hat es in Dortmund noch weniger geregnet. An den Wetterstationen wurden im Mittel 10,9 mm Niederschlag gemessen. Der langjährige Durchschnitt für den Monat liegt ebenfalls bei 56 mm. Damit hat es im März etwa fünfmal weniger geregnet als gewöhnlich. „Solche trockenen Monate, insbesondere der Februar, sind sehr ungewöhnlich“, erklärt Abawi.
Die Monate Februar und März seien in Dortmund viel zu trocken gewesen, heißt es vom Deutschen Wetterdienst. Dagegen sei der Januar aber sehr niederschlagsreich gewesen. Somit konnte der erste Monat des Jahres das Defizit der Folgenden etwas auffangen. Verantwortlich für die niederschlagsarme Witterung im Februar und März waren Hochdruckgebiete, die sich immer wieder über Mitteleuropa oder in der näheren Umgebung festsetzten, so der DWD.
Wie trocken ist der Boden in Dortmund?
Mit einem Modell simuliert das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ den Bodenfeuchtezustand. Täglich aktualisiert das Forschungszentrum seinen Dürremonitor. Laut einer aktuellen UFZ-Karte ist der Gesamtboden in Dortmund (bis zu einer Tiefe von 1,8 Metern) von einer ungewöhnlichen bis moderaten Dürre betroffen (Stufe 1 und 2 von 5). Extreme Dürre herrscht laut den Experten vor allem im Bergischen Land, Süd-Westfalen und in Teilen von Ostwestfalen-Lippe.

Die Trockenheit im Oberboden (bis zu einer Tiefe von 25 Zentimetern) dagegen ist laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in nahezu allen Gebieten in NRW außergewöhnlich hoch (Stufe 5 von 5).

Waldbrand in Dortmund – wie groß ist die Gefahr?
„Mit dem Einzug frühlingshafter Temperaturen und anhaltend trockener Witterung steigt die Waldbrandgefahr in den Waldgebieten des Ruhrgebiets“, schreibt der Regionalverband Ruhr in seiner Pressemitteilung. Das gelte auch für Dortmunds Wälder, wie RVR-Sprecher Jens Hapke auf Anfrage bestätigt.
Ein Grund für die zu dieser Jahreszeit ungewöhnlich hohe Waldbrandgefahr: Unbelaubte Bäume. Somit treffe das Sonnenlicht ungefiltert auf den ausgetrockneten Waldboden, erklärt Hapke. Oftmals liegen dort trockene Äste und Totholz, was die Gefahr eines Feuers weiter erhöht.

Die Dortmunder Feuerwehr bewertet die Waldbrandgefahr nicht selbst, sondern richtet sich nach Informationen des Deutschen Wetterdienstes. Solange der DWD keine Warnung für das Stadtgebiet herausgibt, sind die Brandbekämpfer nicht in erhöhter Alarmbereitschaft. In Dortmund (und dem gesamten Ruhrgebiet) prognostiziert der Deutsche Wetterdienst aktuell (Stand 8. April) eine mittlere Waldbrandgefahr. Das entspricht der dritten von insgesamt fünf Warnstufen. Ab Stufe 4 dürfen Forstbehörden gefährdete Waldflächen prophylaktisch sperren.
Treffen die Einsatzkräfte besondere Vorbereitungen?
Eine der größten Herausforderungen zur Brandbekämpfung in Waldgebieten ist die Wasserversorgung. Die Strecke zum nächsten Hydranten ist oft weit. Die Feuerwehr halte ständig verschiedene Sondereinheiten bereit, so Sprecher Oliver Körner. Die Sondereinheit Löschwasserversorgung etwa habe unter anderem eine große Anzahl an Schläuchen in ihren Fahrzeugen. Somit könnten im Falle eines Waldbrands lange Strecken zwischen Brandstelle und Wasserversorgung aufgebaut werden.
Worauf müssen Waldbesuchende jetzt achten?
Insbesondere durch falsches Verhalten von Waldbesuchenden kann aktuell ein Waldbrand ausgelöst werden. Daher empfiehlt der RVR einige Vorsichtsmaßnahmen:
- Kein Rauchen im Wald
- Keine Zigarettenkippen wegwerfen
- Kein offenes Feuer oder Grillen
- Fahrzeuge nicht auf trockenem Gras parken
- Müll mitnehmen, insbesondere Glas
Welche weiteren Gefahren birgt die Trockenheit?
Nicht nur Waldbrände können bei langanhaltender Trockenheit eine Gefahr sein. Auch könnten Bäume umstürzen, da das Wurzelwerk in der trockenen Erde keinen Halt finde, so Feuerwehrsprecher Oliver Körner. Einzelne Äste von einem Baum könnten ebenfalls abbrechen und auf Menschen herabstützen.
Die aktuelle Dürre könnte noch im Verlauf des Jahres problematisch werden. Besonders gefährlich werde es, wenn es weiterhin trocken bleibt, so Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. „Im Sommer droht dann die Austrocknung von Flüssen und Bächen“. In der Folge kommt es zu einem Fischsterben.

Die größte Gefahr bestehe allerdings in Verbindung mit Starkregen. „Sollte es nach einer langen Dürreperiode zu einem Starkregenereignis kommen, kann der ausgetrocknete Boden das Regenwasser nicht ausreichend aufnehmen“, erklärt Abawi. Sollte in kurzer Zeit viel Regen fallen, kann es somit möglicherweise zu Überschwemmungen kommen. Bäche und Flüsse würden über die Ufer treten. „Im Ernstfall besteht dann eine Gefahr für Leib und Leben sowie Hab und Gut“. Das Tückische am Klimawandel sei, dass sich Extremwetterereignisse gegenseitig begünstigen.
Doch Abawi beruhigt: Der Hochwasserschutz in Dortmund sei sehr gut. Insbesondere in den letzten Jahren seien die Schutzmaßnahmen optimiert worden. Dennoch: Einen hundertprozentigen Schutz gebe es nie.
Trockener Frühling – ein Vorbote für einen Hitze-Sommer?
Die Frage, ob der ungewöhnlich regenarme Frühling ein Anzeichen für einen Dürre-Sommer ist, liegt nahe. „Ob die trockene Witterung der letzten Wochen ein Vorbote dafür ist, lässt sich nicht sagen“, erklärt Markus Winkler, Meteorologe beim DWD in Essen.
Allerdings weist die aktuelle saisonale Basis-Klimavorhersage des Deutschen Wetterdienstes auf eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine überdurchschnittlich hohe Mitteltemperatur für die kommenden Monate hin. Solche Klimavorhersagen sind nur eine Tendenz und mit größeren Unsicherheiten behaftet. Winkler stellt klar: „Höhere Mitteltemperaturen sind nicht mit dem vermehrtem Auftreten von Hitzetagen gleichzusetzten.“ Sie können auch ein Resultat von weniger kühleren Tagen sein, so Winkler.