Wer ist wer? Auf dem Plakat im Hintergrund und vorne am Handy: Markus Bartel. Auf dem Handy: Jürgen Klopp. © Oliver Schaper
Wahl 2020
Wahlplakate im Kreuzviertel: Ist Jürgen Klopp plötzlich Politiker?
Will Jürgen Klopp etwa in den Rat? Nein, nein. CDU-Mann Markus Bartel sieht Klopp zwar zum Verwechseln ähnlich, als BVB-Coach hat er sich auch schon beworben, aber das ist lange nicht alles.
von Michael Nickel
Dortmund
, 24.08.2020 / Lesedauer: 4 minWer in den Tagen und Wochen vor der Wahl durchs Kreuzviertel fährt, reibt sich die Augen. Der Grund ist das Wahlplakat eines CDU-Mannes namens Markus Bartel, der glatt als Doppelgänger von Jürgen Klopp durchgehen könnte.
Der will nicht nur in den Rat der Stadt, sondern noch weiter. Also Bartel, nicht Klopp. Bartel hat sich zwar schon mal offiziell als BVB-Trainer beworben, doch sein Leben und seine Politik werden vor allem durch seine Arbeit und seine Erfahrungen als Notfallsanitäter bestimmt - er wurde verprügelt, schwer verletzt und hat gleich mehrere Konsequenzen daraus gezogen.
2008 war es, als Bartel im Rettungswagen bei einem Patienten saß. Sie waren auf dem Weg zum Krankenhaus und schon kurz vor dem Ziel, als der Patient seinen Notfallsanitäter unvermittelt angriff, ihn zusammenschlug. Bartel wurde schwer verletzt.
Ein Angriff sorgte dafür, dass Bartel in die Politik kam
Der 50-jährige Bartel ist seit 32 Jahren in seinem Beruf, immer wieder hat er schlechte Erfahrungen mit tätlichen Angriffen gemacht. Doch dieser Einsatz vor zwölf Jahren hat den Grundstein für seine politische Karriere gelegt.
Ein Freund, der bei der Polizei arbeitet, habe ihm nach der Attacke gesagt: „Es kann doch nicht sein, dass ihr euch verprügeln lasst.“ Das fand Bartel auch.
„Ich habe angefangen, Konzepte zu schreiben, weil zu wenig in Sachen Gewaltprävention gegen Einsatzkräfte passiert ist. Ich habe mir gedacht: Diejenigen, die dafür bezahlt werden, sich darum zu kümmern, tun nichts. Anstatt nur zu meckern, habe ich etwas getan.“ Also hat er die Sache selbst in die Hand genommen, seine Ideen nach Berlin und Düsseldorf geschickt. Bei der Berufsgenossenschaft und beim Dachverband der Unfallkassen ist er seitdem aktiv.
Er hat eine wissenschaftliche Studie initiiert, die die Gewalt gegen Einsatzkräfte der Feuerwehren und Rettungsdienste in NRW untersucht hat.
Im NRW-Landtag und in Ministerien hat er vorgesprochen. Damit hat Bartel, wie er selbst sagt, unter anderem dafür gesorgt, dass Rettungskräfte nun in Deeskalation und Selbstverteidigung geschult werden. Außerdem, so Bartel, habe er mit dafür gesorgt, dass 2011 Angriffe gegen Einsatzkräfte zur Straftat wurden. Verankert ist das seitdem im neuen Paragraph 115 des Strafgesetzbuches.
„Politik? Das war so eigentlich nicht geplant“
Das war aber nicht die einzige Konsequenz, die Bartel aus der Gefahr für Einsatz- und Rettungskräfte gezogen hat. Zusammen mit der Unfallkasse und einem Unternehmen aus Süddeutschland hat er eine Schutzweste für den Rettungsdienst konzipiert, die stich- und schusshemmend ist.
Einer Partei hatte er zuvor nie angehört. Das änderte sich vor einem Jahrzehnt, seitdem ist er Mitglied der Christlich Demokratischen Union. Die hatte er zwar schon immer gewählt, aber eintreten? „Das war so eigentlich nicht geplant“, sagt Bartel. Geplant hatte er eigentlich, Arzt oder Polizist zu werden.
Markus Bartel kandidiert für die CDU und will in den Rat der Stadt Dortmund einziehen. © Oliver Schaper
In Bochum studierte der gebürtige Dortmunder, der am Westpark groß geworden ist, Medizin. „Doch das habe ich aus familiären Gründen abgebrochen.“ Groß- und Außenhandelskaufmann hatte er da schon gelernt. Der Weg in den medizinischen Bereich war nun aber auch geebnet.
In den mehr als drei Jahrzehnten als Notfallsanitäter habe Bartel viel erlebt, viele Schicksale und Probleme der Menschen kennengelernt. „Es gibt leider sehr viele Baustellen, die hier in Dortmund reguliert werden müssen“, sagt er.
Wie ein Doppelgänger von Jürgen Klopp
Sein persönliches Wahlprogramm für den Wahlbezirk 8, der den Tremoniapark und Westpark einschließt, umfasst 20 Punkte. Sicherheit und Respekt sind die großen Themen.
<div id="lom-da17ba51-f0c4-4063-a375-95251d672097"></div> <script src="https://wahl.ruhrnachrichten.de/da17ba51-f0c4-4063-a375-95251d672097.js" async=""></script>Am 13. September will er sich in den Rat der Stadt wählen lassen. Das soll aber nicht alles sein. Denn im kommenden Jahr will er für Dortmund in den Bundestag einziehen. Warum sollte man dann jetzt sein Kreuz bei Markus Bartel setzen, wenn er Ende 2021 vielleicht gar nicht mehr im Rat sitzt? „Ich würde auch in Berlin weiter versuchen, die Situation in Dortmund weiter zu verbessern“, sagt er.
Dass man auch aus mehreren hundert Kilometern Entfernung einen großen Einfluss auf Dortmund und die Menschen in der Stadt haben kann, beweist einer, dem Markus Bartel zum Verwechseln ähnlich sieht. Jürgen Klopp ist mittlerweile erfolgreich in Liverpool, doch in Dortmund unvergessen.
Watzke schrieb: „Danke, dass ich herzlich lachen durfte“
Dass er Klopp ziemlich ähnlich sieht, hat Markus Bartel schon ein paar mal gehört. Tatsächlich muss man schon mindestens zweimal hinschauen, um zu erkennen, wer da jetzt von den vielen Wahlplakaten lächelt.
Die Doppelgänger-Chance wollte Bartel vor einigen Jahren nutzen. „Da ich ein humorvoller Mensch bin, habe ich mich spaßeshalber bei Hans-Joachim Watzke als Trainer beworben, als Klopp 2015 ging“, erzählt Bartel. „Aber die Absage dauerte nicht lang.“
Bartel hatte eine komplette Bewerbungsmappe an den BVB geschickt. Zwei Tage später kam die Antwort, persönlich unterschrieben vom Boss der Borussia. „Sehr geehrter Herr Bartel“, schrieb Watzke damals, „herzlichen Dank für Ihre sicherlich humoresk gemeinte Bewerbung. Ich bin sicher, dass Sie verstehen, dass wir davon keinen Gebrauch machen können. Auf der anderen Seite möchte ich mich aber auch dafür bedanken, dass ich einmal herzhaft lachen konnte - weil eine gewisse Ähnlichkeit ja definitiv auch nicht zu verleugnen ist“.
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