Auf Grünflächen im Dortmunder Westen sollen rund 200 Wohneinheiten entstehen. Genau dort hat sich aber vor wenigen Wochen eine vom Aussterben bedrohte Vogelart, der Wachtelkönig, niedergelassen. Bebauungsgegner sprechen deshalb von einem „deutlichen Signal aus der Natur“ und appellieren an die Stadt, diese Botschaft nicht zu ignorieren.
Mit ungläubiger Verwunderung habe man in den vergangenen Wochen die Entwicklung auf den Grünflächen am Bezirksfriedhof Lütgendortmund beobachtet, heißt es in einer Stellungnahme der Bürgerinitiative (BI) „Biotope am Grüngürtel Lüdo“. Erklärtes Ziel dieses eingetragenen Vereins ist es, den Bebauungsplan „Lü 141 Auf dem Toren“ zu verhindern.
Die biologische Sensation auf der Lügendortmunder Wiese, die namhafte Ornithologen wie Dr. Erich Kretzschmar bereits offiziell bestätigt haben, interpretieren die Bebauungsgegner in ihrer Stellungnahme so: „Das Wiesenareal, das mit dem Bebauungsplan Lü 141 verschwinden soll, ist von extrem hoher ökologischer Bedeutung.“
Zusammen mit dem Netzwerk der angrenzenden Grüngebiete, wie dem Naturschutzgebiet Dellwiger Bachtal und dem renaturierten Schmechtingsbach und den jeweils angrenzenden Agrarflächen, stelle die Freifläche am Bezirksfriedhof einen Biotopverbund dar, der sogar extrem bedrohten Tierarten einen attraktiven Lebensraum biete.
Vogel auf der Roten Liste
Dazu gehört nun auch der Wachtelkönig, von dem es in ganz Nordrhein-Westfalen nachweislich keine 100 Exemplare mehr gibt. Der Vogel steht nicht nur auf der Roten Liste, sondern auch unter dem Rechtsschutz der Europäischen Union.
Auf den Wiesenflächen am Bezirksfriedhof waren laut Erich Kretzschmar zeitweise sogar mehrere konkurrierende Männchen zu hören. Mit einem rhythmischen Krächzen, auf den auch der lateinische Name des Vogels „crex crex“ hinweist, versuchen die Männchen ein Weibchen zur Brut anzulocken. Selbst ein ornithologischer Laie könne den Ruf eindeutig identifizieren, so der Vogelexperte. Zu Gesicht bekommt man den Bodenbrüter indes selten, weil er sich in dem hohen Gras meisterhaft versteckt.

Seit ein paar Tagen scheinen die in Lütgendortmund entdeckten Wachtelkönige stumm zu sein. Erich Kretschmar und die Anwohner haben sie schon eine ganze Weile nicht mehr gehört.
Die Hoffnung ist groß, dass hier vielleicht sogar mehrere Paare begonnen haben zu brüten. „Die Chance wäre gegeben, weil der Bauer bisher darauf verzichtet hat, seine Wiese zu mähen – ein wichtiger, direkter Beitrag zum Artenschutz, den man kaum hoch genug würdigen kann“, schreibt die Bürgerinitiative.
„Stadt muss Botschaft hören“
Aber selbst wenn die Vögel einer Katze zum Opfer gefallen sind oder die Brautschau aufgegeben haben, die klare Botschaft des Wachtelkönigs sollte von den Verantwortlichen bei der Stadt Dortmund gehört werden, fordert die Bürgerinitiative „Biotope am Grüngürtel Lüdo“.
Hinzu kämen, so der Verein, die seiner Meinung nach weiteren begründeten Bedenken gegen den Bebauungsplan Lü 141, wie etwa ein hohes Verkehrsaufkommen, Lärmbelästigung und Abwasserprobleme durch die großflächige Versiegelung. „In Summe muss es einfach eine alternative Lösung geben, den Wohnungsbedarf in Dortmund zu decken und dafür diese wertvollen Freiflächen zu verschonen und zu schützen“, schreibt die Bürgerinitiative.
Storchenküken in freier Wildbahn geschlüpft: Nicht die einzige Sensation im Dortmunder Westen
Nach Beschwerde über Lärm: Vogelexperten machen auf Wiese in Dortmund Sensationsfund
Protest gegen Baugebiet im Dortmunder Westen: „Brutal und rücksichtslos“