Mit Neu- und Umbauten von alten Speichergebäuden soll am Hafen eine neues Stadtquartier entstehen. © Wirtschaftsförderung/geschossen.com designbüro
Immobilien-Messe Expo Real
Vorzeigeprojekte am Hafen und auf Phoenix-West sollen internationale Investoren anlocken
Auf der Immobilienmesse Expo Real hat die Stadt Dortmund für Investitionen im Norden der Stadt und mit den hochfliegenden Plänen an den Phoenix-Hochöfen geworben. Auch anderswo tut sich was.
Wer will, kann in den Münchener Messehallen bei der Immobilien-Messe Expo Real eine kleine Europa-Reise unternehmen. Moskau, Helsinki, Stockholm und Düsseldorf liegen nur einen Steinwurf weit vom Ruhrgebiet entfernt. Dass die Metropole Ruhr sogar den flächenmäßig größten Stand hat, spricht für ein gesundes Selbstbewusstsein. Man will im Konzert der großen Metropolen mitspielen.
Der Messestand der Metropole Ruhr auf der Expo Real in München. © Oliver Volmerich
„Das Interesse am Ruhrgebiet und an Dortmund ist nach wie vor groß“, stellt Pascal Ledune, Vize-Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung am zweiten Messetag fest. Und natürlich wetteifern auch die Ruhrgebietsstädte untereinander, selbst wenn sie sich gemeinsam als Metropole Ruhr präsentieren, um die Aufmerksamkeit des internationalen Messepublikums, allen voran mögliche Investoren. Die Dortmund-Tische am Metropole-Ruhr-Stand zieren so Aufkleber und Wimpel mit dem Hinweis auf den Gewinn des deutschen Städtebaupreises für das Phoenix-Projekt. „Dazu haben uns viele gratuliert“, sagt Oberbürgermeister Ullrich Sierau.
Pläne für Neubauten am Hochofen
Als Auszeichnung empfindet man auch das Engagement des kanadisch-niederländischen Investors World of Walas auf Phoenix-West. Am vergangenen Freitag ist der Kaufvertrag für die denkmalgeschützte Hochofenanlage und das Schalthaus 101 unterzeichnet worden. Jetzt stellen Sierau und World-of-Walas-Chef Gerben van Straaten dem internationalen Publikum die Pläne für die Zukunft rund um die Hochöfen vor.
An fünf Plätzen weltweit wolle Walas Zentren für Innovationen schaffen, erklärt van Straaten. Einer davon ist Dortmund. Der Niederländer schwärmte noch einmal von der Besonderheit des Standorts. Man könne sich nicht nicht für die Hochöfen interessieren. Die seien weltweit einmalig, stimmt OB Sierau ein. World of Walas will in der alten Industriehalle am Ostrand des Phoenix-West-Geländes und in Neubauten, die die Hochöfen umgeben, eine Mischung aus digitalem Entwicklungs- und Gründerzentrum mit Kultur und Gastronomie schaffen. In sieben Jahren könnte es sichtbare Ergebnisse gegen, kündigte van Straaten an.
Gemeinsam mit Gregor Boldt von der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr (Mitte) stellten Gerben van Straaten (l.) von „World of Walas“ und Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Pläne für die Hochöfen auf Phoenix-West vor. © Oliver Volmerich
Ansonsten versuchten die Vertreter der Stadt auf der Expo Real den Blick nach Norden zu richten. Das „Nordwärts“-Projekt als Anschub für den Strukturwandel in den nördlichen Stadtteilen wurde präsentiert. Besonders im Fokus: Der Hafen mit der Speicherstraße, an der ein „neues urbanes Quartier“ entstehen soll. Den Anfang macht ein Neubau direkt am Santa-Monika-Anleger mit Büros für Gründer und Unternehmen aus dem digitalen Sektor. Jörg Borchers von der Apodo Bauen und Wohnen GmbH und Chris Hofschröer von der Hofschröer-Projektbau hoffen Im dritten oder vierten Quartal 2019 starten zu können.
Gleich nebenan entsteht in einem alten Speichergebäude, der „Lensing Media Port“, in dem das Medienhaus Lensing seine digitalen Aktivitäten bündelt und Platz schafft für Agenturen, Entwickler und Webdesigner aus der Digital-Branche. Daran anschließen wird sich in weiteren Speicherbauten ein Gründungs- und Innovationscampus. Ein Interessenbekundungsverfahren dafür soll noch in diesem Jahr starten, kündigt Pascal Ledune an.
Direkt am Stadthafen entstehen das Lensing Media Port in einem der alten Speichergebäude (links) und ein Büro-Neubau (links hinten). © Wirtschaftsförderung/geschoss.com designbüro
Bewegung kommt aber auch in die Entwicklung der nördlichen Speicherstraße. Die vorhandene Straße soll nach Osten verlegt werden. So entsteht Platz für Bürobauten am Wasser. Der Kauf der fast fünf Hektar großen Fläche von Knauf-Interfer regt die Fantasie der Planer zusätzlich an. Überlegungen, hier einen Mix aus Büros und Wohnen und schaffen, sind allerdings noch Zukunftsmusik.
Vorbild für Entwicklung des HSP-Geländes in Essen
Ebenso wie die Entwicklung des früheren Hoesch-Spundwand-Geländes (HSP) an der Rheinischen Straße. Unter dem Titel „Emscher Nordwärts“ wollen die Stadtplaner hier bis zur Internationalen Gartenausstellung (IGA) 2027 ein Quartier mit Wohnen und Gewerbe mit Wasser und Grün schaffen. Die Frage ist, ob Grundstückseigentümer Thelen, der das alte Industrieareal von Thyssen-Krupp übernommen hat, mitzieht. Man spreche intensiv miteinander, erklärt Unternehmens-Chef Wolfgang Thelen.
Ein Vergleichsprojekt, das die Thelen-Gruppe in Essen in Angriff nimmt, lässt erahnen, dass die Vorstellungen durchaus in Einklang gebracht werden können. Das Projekt Essen.51 mit neuen Wohnformen für das digitale Zeitalter könnte Vorbild für das HSP-Gelände sein.
Erst einmal läuft auf dem Areal aber der Abriss der alten Industrieanlagen. Gutachter untersuchen, ob und welche Gebäude erhalten bleiben. Und auch der Boden wird unter die Lupe genommen, in dem sich möglicherweise noch Überraschungen auftun könnten. Bis Mitte nächsten Jahres wolle man Klarheit und ein mit der Stadt abgestimmtes Konzept haben, deutet Thelen-Projektleiter Stefan Christochowitz an. Dass die IGA 2027 ein ehrgeiziges Zeitziel für die Realisierung der Pläne setzt, sei durchaus positiv, merkt Wolfgang Thelen an.
Leerstandsquote auf dem Büromarkt ist weiter gesunken
Wesentlich aktueller sind die Sorgen der Wirtschaftsförderer mit Blick auf den Büromarkt. 88.000 Quadratmeter wurden im vergangenen Jahr vermarktet. Weniger als im Vorjahr, als mit 116.000 Quadratmetern ein neuer Rekord aufgestellt wurde. Man liegt aber immer noch deutlich über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt. Vor allem aber, ist die Leerstands-Quote bei den Büroflächen aktuell auf 2,8 Prozent gesunken. Das heißt, dass man größere Ansiedlungsvorhaben nicht mehr bedienen kann.
Große Neubauten wie ein Hochhaus auf dem Sparkassen-Gelände an der Märkischen Straße sind bislang nur eine Vision. Konkreter sind das Pläne für Neubau-Vorhaben, die flächenmäßig überschaubar sind. Die Firma Hoff und Partner aus Gronau möchte etwa die Bebauung am Kreisverkehr auf dem Hohenbuschei-Gelände in Brackel komplettieren. „LEIon“ heißt das erste schon realisierte Projekt in der Nordost-Ecke des Kreisels. Das „LUXon“ im Südosten steht kurz vor der Vollendung. Nutzer sind ein Software-Unternehmen, ein Medizintechnik-Anbieter und ein Steuerberatungsbüro.
So soll der dritte Neubau der Firma Hoff und Partner am Löwenkreisel auf dem Hohenbuschei-Gelände in Brackel aussehen. © Hoff und Partner
Danach will Hoff die gegenüberliegenden Ecken in Angriff nehmen. Insgesamt 5300 Quadratmeter Mietfläche für Büros und Praxen sind in zwei Neubauten geplant. Die Architektur soll die gleiche Qualität haben wie die beiden ersten Gebäude, verspricht Hoff-Architektin Katrin Berger. Die Entwürfe dafür liefert erneut das holländische Büro „MAS architektuur“. Ganz dezent wird auch die ovale Form von „LEIon“ und „LUXon“ in der Fassade aufgenommen. Im Übergang zum Gewerbegebiet wird es dann wieder quadratisch.
Ein größeres Bauprojekt bahnt sich für die Gartenstadt an. Ein Projektentwickler aus Frankfurt will das frühere Siemens-Nixdorf-Gebäude an der Max-Eyth-Straße abreißen und das Gelände mit mehreren Gebäuden beleben. An der B1 sollen ein Gewerbekomplex, dahinter in Richtung Stadtrat-Cremer-Allee Wohnhäuser entstehen. Gemeinsam mit der Stadt wird noch an Einzelheiten gefeilt. Die Bebauung wird eine Bereicherung für die Gartenstadt sein, verspricht der Bauherr. Dazu wolle man die Anwohner frühzeitig mit einbeziehen.
Große Nachfrage nach Wohnbau-Flächen
Zum Katalog der neuen Büroflächen im Immobilienbericht der Wirtschaftsförderer gehört auch der Bürokomplex Phoenix-Werk auf Phoenix-West, wo der erste Bauabschnitt schon begonnen hat, und das Stiftsforum in Hörde. Ein Neubau soll die Überreste der früheren Stiftsbrauerei ersetzen. Der Abriss könnte noch in diesem Jahr beginnen, heißt es bei Investor DIAG. Sieben Monate sind dafür veranschlagt. Fertig sein könnte das neue Stiftsforum 2022.
Dieser Neubaukomplex soll das alte Stiftsforum gleich neben der Hörder Burg an der Faßstraße in Hörde ersetzen. © DIAG (Animation)
Bei der Expo Real geht es aber längst nicht mehr nur um Gewerbe-Immobilien. Auch Wohnen ist ein wichtiges Thema. „Und die Nachfrage nach Wohnprojekten in Dortmund ist enorm“, freute sich Planungsdezernent Ludger Wilde. Zum Problem wird da eher der Engpass in der Bauwirtschaft und in der Verwaltung. Für neue Bebauungspläne gibt es dort keine Kapazitäten.
Immerhin gibt es für ein großes Wohnprojekt, für das das Bebauungsplan-Verfahren aktuell läuft, Fortschritte: Die Beta Eigenheim GmbH, die das Kronprinzen-Viertel auf dem früheren Güterbahnhof-Süd entwickelt, tritt nun auch als Bauherr für 260 Wohnungen auf, die dann von Vivawest vermietet werden. 100 Wohnungen sollen mit öffentlicher Förderung entstehen. Wenn die Politik den Bebauungsplan Anfang 2019 beschließt, könnten im Sommer die Bagger anrollen.
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