
Marie-Luise und Ernst-Alfred Danz vermissen die Schilder in der Reichsmarkstraße, die sie zum Schutz der Kinder aufgestellt haben. © Susanne Riese
„Vorsicht Kinder“-Schilder an der Reichsmarkstraße sind plötzlich verschwunden
Verkehrsberuhigung
„Kinder haben keinen Airbag“ steht auf bunten Schildern, die Autofahrer zu vorsichtigem Fahren auffordern sollen. An der Reichsmarkstraße in Dortmund sind die Plakate plötzlich verschwunden.
In knalligen Farben weisen Schilder auf spielende Kinder hin und mahnen zu langsamem Tempo und Umsicht. „Vorsicht – Unsere Kids haben keinen Airbag“, steht auf den Schildern. Die wetterfesten Mini-Plakate mit dem Logo der Polizei NRW und von Radio 91.2 wurden vor einiger Zeit kostenlos herausgegeben, um Straßen sicherer zu machen.
Ernst-Alfred Danz hat gleich vier Stück davon besorgt, um sie in der Reichsmarkstraße in Dortmund-Syburg zu installieren. Einige Monate lang taten die Warnschilder ihren Dienst, doch dann sind sie plötzlich verschwunden. Das Ordnungsamt habe sie abmontiert, sagt Danz.
Er und seine Frau finden das sehr bedauerlich. Sie wohnen seit 42 Jahren in Syburg. In der Reichsmarkstraße, die eigentlich nur für Anlieger gedacht ist, werde viel zu schnell gefahren. Das blau-weiße Verkehrsschild, das die Straße als verkehrsberuhigte Zone ausweist, würde kaum beachtet und sei auch viel zu klein.

Das Verkehrsschild an der Reichsmarkstraße ist derart zugewuchert, dass das Foto einem Suchbild gleicht. © Susanne Riese
Das Durchfahrt-Verboten-Schild mit der Einschränkung für Anlieger und Radfahrer dagegen ist so gut wie gar nicht mehr zu sehen, weil es komplett zugewachsen ist. Aber das interessiere ohnehin niemanden, sagen die Anwohner der Reichsmarkstraße. Die Verlockung ist einfach zu groß, von der Wittbräucker Straße aus den kurzen Weg am Golfplatz Richtung Syburg zu fahren, statt den weiten Bogen über die Hohensyburgstraße zu nehmen.
Grünschnitt soll freie Sicht auf Verkehrsschild herstellen
Bezirksbürgermeister Michael Depenbrock (CDU) hat sich der Sache angenommen. Das zugewachsene Schild werde in den nächsten Tagen freigeschnitten. Und auch der Austausch des zu kleinen Hinweises auf die verkehrsberuhigte Zone – oft als „Spielstraße“ bezeichnet – gegen ein größeres Schild sei in die Wege geleitet.
Bleibt die Frage, was mit den „Vorsicht Kinder“-Schildern passiert ist. „Formal rechtlich gesehen dürfen Bürger nicht einfach Verkehrsschilder aufstellen. Das dürfen nur die Straßenverkehrsbehörden“, erklärt Ulrich Spangenberg, Geschäftsführer der Hörder Bezirksvertretung. Solche Hinweise dürften nur auf privatem Grund stehen.
Auch die Polizei Dortmund und der Radiosender 91.2 hatten bei der Plakat-Aktion darauf hingewiesen, dass die Schilder nicht an Laternen oder Verkehrsschildern aufgehängt werden dürfen: „Die Schilder können auf privaten Grundstücken zum Beispiel in Vorgärten oder an Zäunen aufgehängt werden und so auf die Schulanfänger aufmerksam machen. Bitte hängt die Plakate nicht im öffentlichen Raum auf, etwa an Verkehrszeichen“, hieß es bei der Aktion im Dezember 2021.
Dialog-Display könnte Verkehrsberuhigung bringen
Es war also rechtens, die Schilder aus dem öffentlichen Raum zu entfernen. Allerdings suche normalerweise niemand gezielt danach, so Ulrich Spangenberg. Ob sich jemand beschwert hat oder was sonst der Hintergrund für das Verschwinden der Plakate an der Reichsmarkstraße war, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Die Reichsmarkstraße ist eine Anliegerstraße. © Susanne Riese (A)
Mehr Verkehrsberuhigung kann auch der Bezirksbürgermeister den Anwohnern nicht versprechen. Geschwindigkeitsbegrenzung und Anwohnerprivileg seien ja bereits ausgeschöpft. „Die Regeln sind da, aber sie werden nicht eingehalten“, sagte Michael Depenbrock beim Termin vor Ort. Rund um die Uhr kontrollieren ließe sich das leider nicht. Und Ausreden für ein Anliegen in der Anliegerstraße ließen sich nur schwer widerlegen.
Allerdings könnte man über ein sogenanntes Dialog-Display nachdenken, das den Autofahrern elektronisch ihr Fahrverhalten spiegelt – mit lachenden oder traurigen Smileys oder einfach, indem sie die Geschwindigkeit anzeigen.
Seit 2001 in der Redaktion Dortmund, mit Interesse für Menschen und ihre Geschichten und einem Faible für Kultur und Wissenschaft. Hat einen Magister in Kunstgeschichte und Germanistik und lebt in Dortmund.
