Mourad Louloud ist erblindet. Er nutzt technische Hilfsmittel und arbeitet damit in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. © Uwe von Schirp

Gelungene Inklusion

Von einem, der positiv denkt und zielstrebig ist – trotz Migration und Erblindung

Mourad Louloud ist erblindet und Migrant. Keine guten Karriere-Voraussetzungen, könnte man meinen. Die Geschichte eines 36-Jährigen, die Mut macht und Arbeitgeber zum Umdenken einlädt.

Kaiserstraßenviertel

, 10.04.2019 / Lesedauer: 3 min

Mourad Louloud kommt aus Marokko und er ist erblindet: gleich ein doppeltes Hindernis, um auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen – aber nur auf den ersten Blick. Denn seit ein paar Monaten berät der 36-Jährige bei der QuickStep GmbH blinde Flüchtlinge. Dem Integrationsfachdienst (IFD) des Caritasverbandes ist mit der Vermittlung eine erfolgreiche Inklusion wie auch Integration gelungen.

Vor allem aber erzählt die Geschichte von Mourad Louloud etwas von Lebensmut, Willen und Entschlossenheit. Sie kann anderen Betroffenen Mut machen und Arbeitgeber zu einem Perspektivwechsel animieren.

Deutsch lernen ohne technische Hilfsmittel

Als Mourad Louloud nach einem Unfall in seiner Heimat erblindete, war er 15 Jahre alt. Später, als er sein Studium in Marokko abschloss, hatte er kaum Hoffnung, eine Arbeit zu finden. „Ich bin ein zielstrebiger Mensch“, sagt er heute über sich. Und es ist die positive Grundhaltung, die ihn immer weiter trägt.

Deutsch wollte er lernen, beim Goethe-Institut. Gesagt, getan – noch ganz ohne technische Hilfsmittel, die mittlerweile seine steten Begleiter sind. Mourad Louloud lernte Deutsch durch Hören und schloss die Prüfung der Sprachstufe B1 mit gutem Erfolg ab.

Vor der Promotion steht die Versorgung der Familie

2007 bekam er ein Stipendium, um in Mannheim und Heidelberg seine Sprachkenntnisse zu verbessern. Mit 103,5 von 120 Punkten schloss er die C1-Sprachprüfung ab – als einziger Sehbehinderter und mit einer der besten Prüfungen unter allen Teilnehmern. „Es war für mich ein Traum, nach Deutschland zu kommen und hier zu studieren“, sagt er.

Louloud studierte Germanistik in Kassel, machte später seinen Master in Arabistik in Marburg. Nicht genug: „Ich habe das Ziel, in Deutschland zu promovieren.“ Wer den sympathischen Mann erlebt, hat daran keinen Zweifel. Aber das Ziel muss noch etwas warten. „Ich habe Kinder und muss erst für meine Familie sorgen.“

Außergewöhnliche Fähigkeiten

Dazu trägt sein Job bei der QuickStep GmbH bei, einem Dienstleister, der Menschen mit Behinderung hilft, eine berufliche Perspektive zu finden. Mourad Louloud unterrichtet blinde Flüchtlinge in Deutsch, EDV und Punktschrift.

Als er an Laptop, iPhone und Braillezeile – einer Schreib-/Lesetastatur – einen Einblick in die Fähigkeiten und Fertigkeiten seiner Kommunikation gibt, würde das manchem Schnellleser gewiss Respekt abnötigen. Die Geschwindigkeit, mit der er den digitalen Sprachassistenten im iPhone und die Braillezeile nutzt, zeugt von besonderen kognitiven Fähigkeiten.

Arbeitgeber sollten schauen, was der Bewerber gut kann

Ulrike Flaspöhler vom Integrationsfachdienst war „von Anfang an begeistert von der exzellentem Ausbildung“ und davon, was Mourad Louloud „als Mensch auszeichnet“. Sie möchte an seinem Beispiel Arbeitgebern Mut machen, sich der Einstellung sehbehinderten Menschen gegenüber offener zu zeigen.

Mourad Louloud, Ulrike Flaspöhler, Stephan Gante und Torsten Stern (v.l.) freuen sich über eine gelungene Inklusion und Integration. © Uwe von Schirp

„Die meisten sehbehinderten Menschen arbeiten als Telefonisten“, stimmt ihr Kollege, IFD-Koordinator Torsten Stern bei. „Die Arbeitgeber sollten nicht vom Defizitansatz, sondern anders herum an die Sache heran gehen: Was kann der Bewerber gut?“ Der IFD Dortmund ist im Auftrag des Inklusionsamtes Arbeit des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe tätig.

Stephan Gante von der Agentur für Arbeit überwies Louloud an den IFD. Er räumt ein, dass die Gruppe erblindeter Flüchtlinge klein ist. „Eine Nische. Wenn wir aber die Möglichkeit haben, diese Leute in die Welt hineinzuholen, ist das ein Pfund.“

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