André Dupont ist Dortmunds schönster Feuerwehrmann „Wir können nicht jeden retten“

André Dupont (40) ist Feuerwehrmann, Extremsportler und Kalendermodel
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André Dupont ist Feuerwehrmann in Dortmund und war bereits im Australian Firefighters Kalender zu sehen, in dem Feuerwehrleute aus der ganzen Welt abgebildet werden. Seit neuestem ist noch dazu in die Hall of Fame der Feuerwehrleute aufgenommen worden – im beinharten Extremsportwettkampf während der Feuerwehrsport-Weltmeisterschaft in Florida.

André Dupont (l.) und seine Kollegen (l.n.r.) Tom Trost, Jörg Dombrowski und Oliver Moj waren bei der Feuerwehrsport-WM in Florida.
André Dupont (l.) und seine Kollegen (l.n.r.) Tom Trost, Jörg Dombrowski und Oliver Moj waren bei der Feuerwehrsport-WM in Florida. © André Dupont

Mit in Florida waren einige Mitglieder aus seinem Team: Firesports Dortmund. Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft ist hart. Nur einige haben es geschafft. André Dupont war nicht unter ihnen. Ein herber Rückschlag, wie er sagt. „Ich habe in der Woche vor den Qualifikationsläufen richtig flachgelegen. Erkältung. Auf diesem Level geht es um Sekundenbruchteile. Das hab ich einfach nicht geschafft.“

Einer der Wettkämpfer aus Dortmund in voller Montur.
In voller Montur wird der Parkour bei der Combat Challenge bewältigt – inklusive Atemschutzmaske. © André Dupont

Und trotzdem hat Dupont das nicht auf sich sitzen lassen. Parallel zur WM findet in Florida nämlich immer die sogenannte Firefighter Combat Challenge statt. Der Aufbau ist für die teilnehmenden Feuerwehrsportler ähnlich wie bei der WM. Der Unterschied: hier muss man nicht andere Teilnehmer besiegen, sondern die Uhr.

Kampf gegen die Zeit

Zwei Minuten, die über Erfolg und Niederlage entscheiden. Zwei Minuten, die darüber entscheiden, ob Dupont mit leeren Händen zurück nach Dortmund fährt oder nicht. Zwei Minuten, in denen der Feuerwehrmann einen dreistöckigen Turm hochklettern, ein Gewicht dort nach oben ziehen, herunterklettern, einen Parkour um Hydranten laufen, zielgerichtet mit dem Feuerwehrschlauch schießen und einen menschengroßen Dummy über mehrere Meter tragen muss.














Am Ende soll es denkbar dramatisch gelingen. Während der Feuerwehrmann direkt neben ihm auf den letzten Metern kraftlos zusammensackt, zieht Dupont durch. Er schafft den Kurs in unter zwei Minuten. Damit ist er aufgenommen bei der Elite der Feuerwehrleute und Feuerwehrsportler. In der Hall of Fame der sogenannten Lion‘s Den.

André Dupont gewinnt den Lions Den
André Dupont schafft den Parcour in der nötigen Zeit und gehört nun zum Lion‘s Den. © André Dupont
Teamkollegen von Dupont aus dem Team Firesports Dortmund jubeln.
Teamkollegen von Dupont aus dem Team Firesports Dortmund haben in der gemischten Staffel in der Weltmeisterschaft den 9. von über 50 Plätzen erreicht. © André Dupont

Er findet es schade, dass die schlechte Förderung dieses Sports in Deutschland dem Team Steine in den Weg legt. „In anderen Ländern werden die Gewinner von so Wettkämpfen am Flughafen erwartet. Wir kämpfen um einen Feuerwehrturm, mit dem man endlich vernünftig trainieren könnte.“ Den Nachteil merke man bei Wettkämpfen deutlich, was für Frust sorge. Aktuell trainieren die Dortmunder in Unna beim Feuerwehr-Servicecenter.

Der Feuerwehrjunge wurde Feuerwehrmann

Spricht er über seinen Beruf, der mittlerweile zum Hobby wurde, merkt man die Leidenschaft in Duponts Stimme. In seinem Leben habe er nie etwas anderes gemacht oder machen wollen. „Ich bin mit der Feuerwehr groß geworden. Alle männlichen Familienmitglieder waren in der Berufsfeuerwehr“, erzählt er. Er selbst sei mit 10 in die Jugendfeuerwehr eingetreten und dann mit 17 in die aktive Feuerwehr eingestiegen.

Inzwischen ist er Berufsfeuerwehrmann in der Feuerwache 1 in Dortmund. 2008 ist er von Bochum nach Dortmund gewechselt, war erst sieben Jahre in Hörde, dann ging es 2015 in die Innenstadt. „Ich mache das aus Überzeugung, ja - aber auch, weil dieser Job mir Spaß macht“, sagt er, „für mich war es wichtig, dass ich etwas Sinnvolles mache. Und bei jedem Einsatz, der einen positiven Ausgang hat, da merke ich einfach genau das.“

Der emotionale Alltag bei der Feuerwehr

„Trotz des Berufes weiß ich gar nicht, ob ich mich als besonders empathisch bezeichnen würde“, sagt er, „zu viel ist auch für mich zu viel. Man muss natürlich ein gutes Maß an Einfühlsamkeit haben, aber auch ein dickes Fell.“ Dieses dicke Fell bemerkt man im Gespräch mit ihm. Besonders negative Einsätze, die ihn extrem berührt haben, fallen ihm gar nicht ein, sagt er.

„Es ist einfach viel, was man mitbekommt. Das darf man gar nicht zu nah an sich heranlassen. Aber ja, es gab viel Schlimmes, gerade auf dem Rettungswagen, wie zum Beispiel plötzlichen Kindstot. Ich denke, ich bin froh, inzwischen nur noch im Brandschutz und technischer Hilfeleistung zu sein.“

Die Einstellung führe zu einer Art Distanziertheit, die André Dupont auch ausstrahlt. „Wir müssen uns einfach vor Augen halten, dass wir nicht jeden retten können. Ohne uns ist die Lage schlimm. Wenn wir kommen, versuchen wir das Beste zu machen. Und wenn wir dann jemanden Retten. Irgendwie helfen. Das fühlt sich dann schön an.“

Auch über besonders positive Ereignisse muss er lang nachdenken. Irgendwann beginnt er zu grinsen: „Ich glaube zu den schönen Momenten gehört es, wenn man plötzlich bei einer Geburt hilft, die glattgeht und dann ein neues Leben zur Welt gebracht hat.“

Feuerwehr, Extremsport... Model?

Für André Dupont kam irgendwie alles ganz organisch. Die Familie brachte ihn zur Feuerwehr, der Job zu seinem Sport. Und der sollte ihm im Jahr 2018 ein ganz neues Betätigungsfeld öffnen: das Modeln im Oben-Ohne-Feuerwehr-Kalender. Darauf angesprochen, lacht Dupont. Schon viele Medien, wie Stern oder Bild, haben über seinen Auftritt im Australian Firefighters Calendar berichtet.

André Dupont ziert den berühmtesten Feuerwehr-Kalender der Welt.
André Dupont ziert den berühmtesten Feuerwehr-Kalender der Welt. © Australian Firefighters 2020

„Ich hab schon immer viel über meinen Sport gepostet. Auf Instagram unter anderem. Dort hat mich Ende 2018 der Produzent des Kalenders angeschrieben, ob ich nicht als Deutscher mitmachen wolle“, erzählt Dupont. „Ehrlich gesagt, dachte ich zuerst, da will mich einer auf den Arm nehmen.“















Doch ganz im Gegenteil. Im Februar 2024 soll es laut Plan wieder so weit sein, da fliegt der Dortmunder ein zweites Mal für den Kalender nach Down Under, für den Kalender 2025. Das erste Mal war er zu sehen im 2020er-Kalender. „Damals hat der Produzent mir versprochen, ich darf nochmal. Das hat jetzt wegen Corona und den Einreisebestimmungen nicht geklappt.“

„Die ganze Aktion mit dem Kalender ist wirklich cool“, sagt er. Auch seine Frau sei stolz. Ein Problem mit den oberkörperfreien Bildern habe sie gar nicht, erzählt er. Im Gegenteil, „sie reist meist sogar mit und wir kombinieren solche Aktionen immer mit einem Urlaub“.

Denn einfach nur Modeln reicht nicht, wenn man beim international erfolgreichen Firefighters Kalender dabei ist. „Man fährt international auf Messen, zum Beispiel zur Katzenmesse in Kalifornien. Ist ja klar, Feuerwehrmänner retten Katzen. Ob man es glaubt oder nicht, die Kalender mit uns und den Katzen darauf verkaufen sich am allerbesten“, sagt er und lacht.

So gelangt man zu einiger Berühmtheit. „Ich war schon im australischen Fernsehen. Das fühlte sich komisch an. Und sogar in Deutschland wurde ich schon erkannt wegen des Kalenders.“ Oft komme das zwar nicht vor, aber er freue sich darüber.

Wichtig sei ihm aber trotz der für einen Feuerwehrmann eher ungewöhnlich hohen Bekanntheit, diese nicht so heraushängen zu lassen, wie er sagt. „Ich will ja keinem auf den Sack gehen. Ich genieße es einfach, wie es ist.“ Und wie es ist, soll es auch weitergehen. „Ich bin weiter primär bei der Feuerwehr und liebe diesen Job. Jeden Tag ist etwas anders, man lernt dauerhaft, hat ständig Veränderungen. Und auf der Wache quasi eine zweite Familie.“ An Aufhören denke André Dupont noch lange nicht.

Hinweis der Redaktion: Dieser Text erschien erstmals am 27. Dezember 2023. Wegen des großen Interesses haben wir ihn erneut veröffentlicht.