In der Wohnung von Pfarrer Dr. Johannes Ruschke und seiner Familie am Asselner Hellweg steht schon alles voller Umzugskisten. Nach neuneinhalb Jahren verlässt der 43-Jährige die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Asseln. Seine neue Wirkungsstätte, wo er am 1. Februar seinen Dienst antritt, ist schlappe 1.145 Kilometer weit weg: bei der evangelisch-lutherischen Gemeinde Venedig, die als die älteste lutherische Gemeinde in Italien und eine der ältesten außerhalb Deutschlands gilt. Es gibt sogar zwei Briefe Martin Luthers an diese Gemeinde. Sie hat sich also bereits im 16. Jahrhundert gegründet.
Er habe schon lange eine starke Italien-Verbundenheit, sagt Ruschke, habe früher lange Fahrradtouren durchs Land unternommen. Und sogar gearbeitet hat er dort 2007 nach dem Ersten Examen in Evangelischer Theologie mal für ein halbes Jahre - in Sizilien. Eine Italien-Anekdote reicht sogar bis in seine Kindheit zurück: Seine Eltern haben sich in der Vorweihnachtszeit immer auf Italienisch über die Geschenke für die Kinder unterhalten. Da habe er sich geschworen: Irgendwann lerne ich auch diese Sprache.
Das hat er getan, auch wenn viele der derzeit nur 100 Gemeindemitglieder in Italien deutschstämmig sind und er dort zweisprachig - deutsch/italienisch - arbeiten werde. Selbst wohnen werden Johannes Ruschke, seine Frau und deren vier Kinder nicht in Venedig, sondern in einer Zweigstelle in Abano Terme, was mit dem Zug etwa 35 Minuten entfernt liegt.
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ habe er sich gesagt, als sich die Möglichkeit zu diesem Ortswechsel ergab. Vielleicht fühle er sich bereits in zehn Jahren zu alt für einen solchen Schritt. Das sei bestimmt eine tolle Erfahrung auch für seine Kinder (14, 12, 8 und 6 Jahre alt), die demnächst eine italienische Schule besuchen werden und schon jetzt angefangen haben, die Sprache zu lernen.

Aber, und auch das ist für Johannes Ruschke sicher: Er will nicht ewig in Italien bleiben. Der Vertrag laufe über sechs Jahre und beinhalte eine Verlängerungsoption über drei Jahre. Spätestens also nach neun Jahren wolle er wieder zurück nach Deutschland kommen.
Aus Asseln scheide er durchaus mit einem weinenden Auge. Die Luthergemeinde sei einfach eine ausgesprochen aktive Gemeinde mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern, vielen funktionierenden Gruppen und vergleichsweise gut besuchten Gottesdiensten. Seine Anfangszeit als Ein-Mann-Betrieb sei übrigens nicht ganz einfach gewesen. Nach den vielen Jahren mit seinem Vorgänger, Pfarrer Ulf Schlüter, seien die Erwartungen an ihn - und viele Gemeindeglieder in Asseln seien sehr traditionsbewusst - durchaus sehr hoch gewesen.
Einen direkten Nachfolger gibt es zunächst nicht. Die evangelischen Pfarrer in Brackel und Wickede übernehmen die Arbeit in Asseln mit. Allerdings wird mit Valens Karangwa aus Ruanda ein Pfarrer seinen Probedienst in Asseln versehen.
Verabschiedet wird Johannes Ruschke am Sonntag (7.1.) im 12-Uhr-Gottesdienst in der Lutherkirche.
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