Wucher-Wahnsinn in Dortmunder Siedlung Vivawest-Mieter sorgen sich um Kinder auf der Straße

Wucher-Wahnsinn: Vivawest-Mieter sorgen sich um Kinder auf der Straße
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Die Hecken sind so hoch, dass parkende Autos dahinter fast verschwinden. Gleichzeitig wuchern sie in die Breite und schränken Parkraum ein. Wer aus seiner Einfahrt fährt, muss sich sehr vorsichtig auf die Fahrbahn tasten, um bloß niemanden zu übersehen. Vor allem die Sorge um die spielenden Kinder auf der Straße ohne Bürgersteig ist in der Dortmunder Siedlung groß.

Alle Jahre wieder bringt der Wucher-Wahnsinn in der Straße Im Wiesengrund in Dortmund-Dorstfeld Vivawest-Mieter auf die Palme. Ihre Vorwürfe: Ohne Beschwerden ihrerseits würden die Hecken nicht geschnitten und wenn es dann doch passiert, sei das viel zu oberflächlich. „Wir fordern einen Radikalschnitt. Der würde die Sicherheit für alle Bewohner erheblich verbessern“, sagen Uwe Kisker und Jürgen Prochnau.

Die beiden Nachbarn wohnen schon viele Jahre in der Siedlung und kennen das jahrelange Tauziehen um den Heckenschnitt nur zu gut. „Seit Wochen erinnern wir Vivawest an den dringend erforderlichen Heckenschnitt, doch bis jetzt ist mal wieder nichts passiert“, klagt Uwe Kisker beim Ortstermin am Montag (26.6.) mit dieser Redaktion.

Er zeigt auf zugewucherte Eingänge, die kaum noch passierbar sind, auf Hecken, die geparkte Autos fast überragen und auf Pkw, die wegen des Wildwuchses mit Abstand zur Hecke auf dem Parkstreifen stehen und damit 40 bis 50 Zentimeter der Straße einnehmen. Und er zeigt auf Nachbarn, die gerade selbst die Hecken schneiden. „Das Problem ist dann allerdings der Grünschnitt“, so Kisker.

Beinahe komplett zugewuchert sind einige der Hauseingänge in der Dorstfelder Siedlung. "Im Wiesengrund".
Beinahe komplett zugewuchert sind einige der Hauseingänge in der Dorstfelder Siedlung. © privat

Trauriger Höhepunkt sei ein ausgebremster Rettungswagen in der Nacht zu Montag gewesen, erzählt Jürgen Prochnau. „Ich stand senkrecht im Bett, weil der Wagen mit dem Martinshorn minutenlang auf sich aufmerksam gemacht hat, bis endlich ein Auto weggefahren wurde.“ Schuld seien auch hier die breit wuchernden Hecken und die entsprechend abgestellten Autos gewesen – die restliche Straßenbreite habe für den Rettungswagen nicht ausgereicht.

Am Dienstag (27.6.) meldet sich Uwe Kisker erneut bei uns. Während wir noch auf die Antwort von Vivawest auf unsere am Montag gestellte Anfrage warten, wurde am Vormittag mit dem Heckenschnitt in der Straße Im Wiesengrund begonnen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Presseanfrage den Vorgang beschleunigt hat.

„Nur oberflächlich“

Dennoch sind die Vivawest-Mieter nicht zufrieden. „Es wird wieder nur oberflächlich gerodet. Die schneiden nur zack zack. Es wäre schön, wenn wir mal für längere Zeit Ruhe hätten“, so Kisker.

Kurze Zeit später erreicht uns die Antwort-Mail der Vivawest GmbH. Sie weist die Vorwürfe der Mieter zurück. „Der Heckenschnitt rund um unsere Grundstücke beziehungswese Gebäude ,Im Wiesengrund‘ wird durch unseren Dienstleister HVG Grünflächenmanagement ausgeführt“, schreibt Jens Rospek von der Unternehmenskommunikation.

Die hohen und wuchernden Hecken an den Garagenausfahrten in der Straße "Im Wiesengrund" in Dorstfeld nehmen den Autofahrern die Sicht.
Die hohen und wuchernden Hecken an den Garagenausfahrten nehmen den Autofahrern die Sicht. Sie können nur schwer erkennen, ob sich Fußgänger, Autos, Kinder oder Tiere auf dem Weg befinden. © Beate Dönnewald

Grundsätzlich würden die Hecken in dem Quartier zwei Mal pro Jahr zurückgeschnitten – erstmals in der Regel im Zeitraum von Mitte Mai bis Ende Juni. „Eine Erinnerung seitens unserer Mieter ist demnach grundsätzlich nicht notwendig.“

Dennoch ginge man konkreten Gefahrenhinweisen selbstverständlich nach, so Jens Rospek. „Wir bemühen uns, die Arbeiten im Rahmen unserer Möglichkeiten gegebenenfalls vorzuziehen, um die Verkehrssicherheit auf unseren Grundstücken bestmöglich zu gewährleisten und die Gefahren für unsere Mieter zu minimieren.“

Früherer Heckenschnitt

Im konkreten Fall plane man, 2024 den ersten der beiden planmäßigen Heckenschnitte möglichst früh innerhalb des genannten Zeitfensters durchzuführen, so Rospek.

Ein radikaler Rückschnitt sei aufgrund der im Zeitraum von Anfang März bis Ende September geltenden Vogelschutzzeit nicht zulässig. „Dennoch nehmen wir den Hinweis gerne auf und werden vor Ort prüfen, ob ein stärkerer Rückschnitt außerhalb der Vogelschutzzeit sinnvoll ist.“

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