Restaurant-Check im Viva Tapas in Dortmund Wie kann das top-bewertete Lokal vor dem Aus stehen?

Restaurant-Check im Viva Tapas: Wie kann dieses Lokal vor dem Aus stehen?
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Vielversprechend klingt das „Viva Tapas“ im alten Mengeder Ortskern im Nordwesten von Dortmund auf den ersten Blick: Spitzen-Bewertungen und einladende Bilder von spanischen Spezialitäten und einem urigen, kleinen Ladenlokal stechen interessierten Restaurant-Besuchern ins Auge, die einen Tisch reservieren wollen. Aber wo ist jetzt hier der Haken?

Schließlich halten sich schon mehrere Monate Schließungsgerüchte, das Lokal wurde sogar auf dem Online-Portal „Kleinanzeigen“ angeboten. Koch und Inhaber Christian Breitensprecher kündigte zwischenzeitlich eine Schließung zum Januar 2025 an, ehe er dann doch weiter gemacht hat. Liegt es am ansprechend aussehenden Essen? Zeit für eine Kostprobe vor Ort.

Die kalten Tapas im Viva Tapas in Mengede: Oliven, Chorizo und Thunfisch-Bruschetta.
Die kalten Tapas zur Vorspeise. Das Highlight halten wir schon in der Hand: Die Thunfisch-Bruschetta. Aber auch Chorizo, Oliven und Co. überzeugen im Viva Tapas. © Fabian Hollenhorst

Der Blick durchs Fenster am kleinen, roten Ladenlokal an der Mengeder Straße 677 zeigt: Reservieren hätten wir für diesen Mittwochabend nicht müssen. Wir teilen uns das „Viva Tapas“ mit zwei jungen Frauen, die zwei Tische weiter Platz genommen haben. 35 Personen finden hier eigentlich Platz.

Das Lokal ist einladend, ein Stück weit fühlt es sich an, als würden wir uns mit einem Schritt knapp 1300 Kilometer in Richtung Westen bewegen. So weit ist die spanische Grenze aus Mengede entfernt. Eigentlich perfekt für den kulinarischen Kurzurlaub. Die Mitarbeiterin hinter dem Tresen lächelt uns freundlich zu. Tapas sollen es heute also sein.

Vorspeise: Kalte Tapas

Wir wollen die Qual der Wahl ein bisschen übersichtlicher gestalten und teilen unseren Besuch in zwei Akte auf: Erst kalte Tapas, dann warme Tapas. Bei den kalten Vorspeisen sind der Brotkorb (3,50 Euro) und die Oliven („Aceitunas“, 5 Euro) gesetzt. Beides wird in überraschend großer Portion an den Tisch gebracht, die auch bis zum Servieren der warmen Speisen noch auf unserem Tisch verweilen und ein dankbarer Snack für zwischendurch sind.

Dazu gibt es „Bruschetta Thunfisch“, eine mit Manchego-Käse überbackene Spezialität des Hauses, die Chorizo en Lonchas und zwei Dips: Dattelcreme und Chilioli. Die in kleinen Schälchen versammelten Vorspeisen sehen auf dem Tisch nicht nur ansprechend aus. Sie schmecken auch. Die „Bruschetta Thunfisch“ – drei Stück nebst Salat für 6 Euro – munden beinahe fruchtig-saftig, das Brot bleibt dabei dennoch knusprig. Diese eher ungewöhnliche Bruschetta-Variation entpuppt sich als echtes Highlight der Vorspeise. Im Streit um das dritte Stück teilen wir es schlichtweg in zwei Hälften.

Fruchtig kommt auch die Dattelcreme daher. Wir begleiten die Tapas mit einem Schluck Bier, San Miguel gibt es aus der Flasche, Hövels vom Fass. Die Wartezeit auf die zweite Runde ist überraschend kurz. Uns wurde empfohlen, direkt beide Gänge zu bestellen, die dann zeitlich vom Service und Küche aufeinander abgestimmt werden. Und dieser Tipp war Gold wert, denn die kalten Appetitanreger machten richtig Lust auf die warmen „Hauptgänge“

Hauptspeise: Warme Tapas

Als „warme Tapas“ ordern wir das Hähnchen in Tomaten-Sahnesauce mit Knoblauch (6,50 Euro), die Schweinemedaillons im Serranoschinkenmatel (7,50 Euro) sowie die Garnelen mit Chili in einer Tomaten-Senfsauce mit Schafskäse (8,50 Euro). Als „Sättigungsbeilage“ entscheiden wir uns für die spanische Variante der Bratkartoffeln: Patatas Bravas (4,50 Euro). Wobei dieser Ausdruck der spanischen Spezialität kaum gerecht wird. Spontan wählen wir noch einen Klassiker aus: Datteln im Speckmantel in der Jumbo-Ausführung zu 2,50 Euro das Stück.

Die warmen Tapas werden im Viva Tapas in kleinen Pfännchen auf Holzbrettern serviert.
Die warmen Tapas werden in kleinen Pfännchen auf Holzbrettern serviert. Zum Teilen sind Hähnchen, Schwein, Gambas und Kartoffeln perfekt. © Alexander Spieß

Die Datteln sind ein cremiger Genuss, der im Mund zergeht wie eine Nachspeise. Hier zahlt sich die XXL-Variante aus, schließlich ist mehr vom köstlichen Inneren der Dattel vorhanden. Das zarte Hähnchenfleisch kam punktgenau in der noch brutzelnden Sauce an unserem Tisch an, die Schweinemedaillons waren zwar in der Schinken-Kombination sehr lecker, ganz im Innern aber einen Hauch zu trocken – zumal es hierzu keine Sauce gereicht wird. Zum Glück war vom Hähnchen oder den Garnelen noch genug übrig.

Die warmen Tapas im Viva Tapas in Mengede sind stilvoll angerichtet.
Stilvoll angerichtet wurden die warmen Tapas: Bei der schönen Dekoration isst das Auge mit. © Fabian Hollenhorst

Die Tomaten-Senfsauce, in der die auf den Punkt gegarten Garnelen gereicht werden, ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack – uns hat sie aber überzeugt. Zwischendurch gibt es immer mal wieder ein Brot oder eine Olive – mit vier kalten und vier – wenn man die Dattel mitzählt, fünf – warmen Tapas sind auch zwei gute Esser wie wir bestens bedient und sitzen anschließend satt vor leeren Tellern.

Die Gambas in Tomaten-Senfsauce im Viva Tapas in Dortmund-Mengede.
Die Gambas in Tomaten-Senfsauce sind optisch ein absolutes Highlight und haben sehr gut geschmeckt, auch wenn die Sauce für manchen Gaumen gewöhnungsbedürftig sein könnte. © Fabian Hollenhorst

Nachspeise im Viva Tapas

Platz für einen Nachtisch ist dennoch: Das Schokoladen-Soufflé mit Bourbon-Vanilleeis schließt den Magen auf süße Weise, die Crema Catalana überzeugt mit einer hauchdünnen Karamellschicht und ist keineswegs zu „mächtig“ für den Abschluss.

Warum das Lokal vor dem Aus stehen soll, darüber wundern wir uns beim Verlassen des kleinen Gebäudes, während wir vom Gastgeber verabschiedet wurden. Nach einer ursprünglich angekündigten Schließung geht es nun doch weiter. Auch wenn Christian Breitensprecher das Lokal perspektivisch wohl weiter abgeben will. Wir hoffen, dass dies noch nicht bald ist. Wir wollen wiederkommen.

Die Preise

Zu zweit kommen wir ohne Getränke auf knapp 60 Euro inklusive Nachspeisen. Dafür haben wir aber auch in Güte und Menge spanische Spezialitäten und erfreuliche Überraschungen auf den Tisch bekommen, die wir in dieser Form noch nicht gegessen haben. Die Preise sind für die Portionsgrößen allesamt fair, mit 8,50 Euro sind die Gambas „einsamer Spitzenreiter“ des Preis-Rankings. Die meisten Gerichte bewegen sich zwischen 5 und 7 Euro. Auch die Getränke sind bezahlbar. Für „San Miguel“-Bier aus der Flasche (0,3) werden 3,90 Euro fällig. Dortmunder Kronen oder Hövels kostet in dieser Größe vom Fass 3,50 Euro. Auch Cocktails bietet das Viva Tapas an: 0,4 Liter für 8,50 Euro.

Service und Ambiente

Die Service-Mitarbeiterin führte uns galant durch den Abend, ohne aufdringlich zu erscheinen. Ihr Tipp zu unserer Bestellung war sehr hilfreich. Und auch als sie gegen am späteren Abend schon Feierabend hatte und wir als letzte Gäste von Chef Christian Breitensprecher bedient wurden, fühlten wir uns willkommen.

Wohl fühlten wir uns sowieso. Beim Betreten der Bar erstrahlt die hübsch dekorierte Bar. Bunte Schirme und ein warmes Licht unterstreichen die Atmosphäre. Im Gastraum nebenan bleibt es stilvoll und einheitlich, auch wenn das Lokal ursprünglich wohl mal einen etwas rustikalen Ursprung hatte. Hier ist spanisches Leben eingezogen.

Das Viva-Tapas in Dortmund-Mengede. 35 Gäste finden hier Platz. Einen Raum für 60 Personen gibt es ebenfalls.
Das Viva Tapas in Dortmund-Mengede. 35 Gäste finden hier Platz. Einen Raum für 60 Personen gibt es ebenfalls. © Stephan Schuetze

Anfahrt: Der Weg nach Mengede

Innerhalb von Mengede liegt das Viva Tapas sehr zentral im alten Ortskern an der Mengeder Straße. Die Anreise von „außerhalb“ verlief ebenfalls unproblematisch. Parkmöglichkeiten sind überall an den Straßenrändern zu finden. Zur Not ist das Restaurant auch fußläufig vom Mengeder Markt-Parkplatz zu erreichen. Vom Mengeder Bahnhof sind es knapp 10 Minuten zu Fuß. Hier ist die ÖPNV-Anbindung optimal: Mit dem RE3 sind es sechs Minuten Fahrt vom Hauptbahnhof. Innerhalb von knapp 15 Minuten ist das Ziel also aus Dortmunds Stadtmitte erreichbar.

Google-Rezensionen: Beste Bewertungen

Wir sind mit unserer positiven Meinung nicht allein: 4,7 Sterne erhält das Viva Tapas bei 217 Bewertungen. Damit zählt das Lokal in ganz Dortmund zu den bestbewerteten Tapas-Läden. Westlich der Stadtmitte ist es zudem die einzige Anlaufstelle weit und breit. Die Rezensionen loben das schöne Ambiente, wo es wohl bei vollem Haus aber auch mal etwas lauter werden könne. Das hübsch angerichtete Essen und die gute Zubereitung sowie die Saucen stehen bei den meisten Bewertungen im Fokus. Eine kritische Stimme gibt an, dass die Gerichte im Viva Tapas nichts mit Tapas zu tun hätten. Nähere Ausführungen gibt es nicht, die Nutzerstimme bleibt aber eine einzelne.

Ursprünglich war es ein rustikaleres Ambiente. Doch Tapas passen in dieses historisches Gebäude im Mengeder Ortskern gut hinein.
Ursprünglich war es ein rustikaleres Ambiente. Doch Tapas passen in dieses historisches Gebäude im Mengeder Ortskern gut hinein. © Stephan Schuetze