Kaum öffnet das Restaurant „Vinica Nussbaum“ um 17 Uhr, klingelt schon das Telefon. Reservierungen werden gemacht, an manchen Tagen gibt es schon keine Tische mehr in der Gaststätte im Dortmunder Stadtteil Wambel. Über zu wenige Kunden und Gäste kann sich Besitzer Kadir Bajramoski nicht beschweren. Dennoch möchte er nach nur 11 Monaten seinen Betrieb verkaufen. Warum?
„Mein Koch und Geschäftspartner zieht zurück in seine Heimat nach Nordmazedonien“, erklärt Bajramoski. Ohne Küchenchef und ausreichende Hilfe könne Bajramoski die Arbeit nicht mehr stemmen.
„Wir haben seit sechs Monaten große Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter in der Küche zu finden“, erklärt Bajramoski. „Der Arbeitsmarkt für Gastronomie ist im Moment sehr hart umkämpft. Viele Restaurants sind in einer ähnlichen Situation wie wir.“ Job-Suchende würden sehr schnell eine Vielzahl von Angeboten bekommen. Die Gehaltsvorstellungen hätte er oft nicht erfüllen können, fügt er hinzu.
„Meine Frau und ich sind jeden Tag hier und schuften, das geht nicht spurlos an uns vorüber.“ Vor allem möchte Kadir Bajramoski wieder mehr Zeit für seine zwei Kinder haben, fügt er hinzu.
Erster Versuch der Selbstständigkeit
Das Vinica Nussbaum war Bajramoskis erster Versuch in der Selbstständigkeit. Der Gelernte Gastronom war zuvor in verschiedenen Hotels und Catering-Betrieben angestellt. „Ich habe schon in so gut wie jeder Position in Restaurants gearbeitet“, so Bajramoski. In seinem letzten Arbeitsverhältnis in einer Catering-Firma hatte er dann das Gefühl, er könne sein eigenes Restaurant betreiben. „Dieses Gefühl habe ich auch immer noch, aber die Umstände erlauben es mir im Moment nicht.“
Verbitterung darüber ist dem Familienvater nicht anzumerken, auch wenn er nach der Übernahme vor knapp einem Jahr in die Renovierung des gesamten Gastraums investierte. Wie groß die Summe war, möchte Bajramoski nicht sagen. Auch den erhofften Verkaufspreis nennt er nicht öffentlich.

Gewissenhafte Nachfolgersuche
Um den richtigen Nachfolger zu finden, gibt sich Kadir Bajramoski bewusst viel Zeit. „Theoretisch könnte der neue Betreiber schon im Juni anfangen, aber wenn ich keinen passenden Kandidaten finde, kann ich das Restaurant bis zum Ende des Jahres weiterbetreiben.“ Zwei Punkte sind ihm besonders wichtig:
„Es gibt hier eine treue Stammkundschaft, deshalb sollte ein neuer Besitzer meiner Meinung nach weiter internationale Küche und Balkangerichte anbieten.“
Bajramoski übernahm die Speisekarte ebenfalls, bis auf wenige Änderungen, von seinem Vorgänger. „Außerdem sollte es jemand sein, der es gut machen möchte“, fügt er hinzu. „Dieses Haus hat eine lange Tradition als Restaurant, es verdient eine gute Gastronomie.“
Um seine eigene Zukunft macht sich Kadir Bajramoski keine Sorgen. „Ich werde einen guten Job finden. Erste Gespräche hatte ich schon.“ Kein Wunder, schließlich weiß er zu gut, wie schwer es ist, Mitarbeiter zu finden.
