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So viele Pflegekräfte in Dortmunder Seniorenheimen wollen keine Corona-Impfung
Geschäftsführer nennt Größenordnung
Die Corona-Impfungen in Pflegeheimen für Senioren gehen nur langsam voran. Das liegt auch an einem speziellen Problem: Ein beträchtlicher Teil des Pflegepersonals lehnt eine Impfung ab.
Seit Ende Dezember läuft die Impfung gegen das Coronavirus in Seniorenheimen für Bewohner und für Angestellte. Manches hakt dabei noch.
Das liegt am fehlenden Impfstoff. Das liegt aber auch daran, dass es viele Mitarbeiter gibt, die nicht geimpft werden möchten.
Manche lassen sich noch überzeugen - aber lehnen die Impfung ab
In den städtischen Seniorenheimen liegt der Anteil der impfkritischen Mitarbeiter laut Geschäftsführer Martin Kaiser bei 20 Prozent bis zu einem Drittel der Belegschaft.
Die absolute Zahl variiere in den Einrichtungen und sei schwer zu fassen, da sich häufig zunächst kritische Personen in Anwesenheit eines Arztes doch zu einer Impfung durchringen können.
„Aber wir müssen noch Überzeugungsarbeit leisten“, sagt Martin Kaiser. Dies geschehe durch viel Aufklärung und Information an die Mitarbeiter. Aber auch durch konkretes Handeln.
In städtischen Seniorenheimen lassen sich die Chefs selbst impfen, um Vorbild zu sein
So berichtet Kaiser, dass er selbst und der Betriebsratsvorsitzende sich aus Resten einer Dosis hätten impfen lassen, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Solche Reste bleiben rechnerisch bei jeder Zuteilung an Seniorenheime übrig.
„Es geht uns besser als vorher. Der Druck durch Corona lastet nicht mehr so auf uns“, sagt Martin Kaiser über die ersten Tage nach der ersten Impfung. Die Impfung gegen das Coronavirus erfolgt in zwei Schritten in einem Abstand von drei Wochen.
Die kritischen Mitarbeiter hätten teilweise Bedenken, weil der Impfstoff von Biontech-Pfizer so schnell zugelassen worden sei. Dies sei Ausdruck eines gewissen „Anti-Impf-Geistes“, der im ganzen Land zu spüren sei, so der Chef der städtischen Seniorenheime. Andere wollen sich keine medizinische Behandlung vorschreiben lassen.
Impfbereitschaft laut Umfragen in Deutschland zuletzt rückläufig
Aus Kaisers Sicht sei die Kommunikation über den Impfstoff im Vorfeld nicht gut gelaufen. Die Berichte aus Dortmund decken sich mit Erfahrungen in Seniorenheimen aus anderen Großstädten wie Düsseldorf oder Berlin.
Der Anteil der Impf-Unwilligen unter Angestellten im Gesundheitswesen ähnelt dem in der Gesamtbevölkerung: In ihr geht Umfragen zufolge die Bereitschaft, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, zuletzt stark zurück (von 79 auf 48 Prozent).
Unter den Pflegeheimbewohnern gibt es bisher in Dortmund dagegen keine spürbare Skepsis gegenüber der Impfung. Gudula Stroetzel, Sprecherin der St.-Johannes-Gesellschaft, berichtet beispielhaft für die Seniorenwohnstätten in Dortmund: „Die meisten sind froh, dass sie dadurch aus der Isolation herauskommen können.“
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
