Er soll jemanden beleidigt haben, wurde dafür im Jahr 2022 vom Amtsgericht Sonthofen (Bayern) sogar verurteilt. Die Folge: Eine 3000-Euro-Geldstrafe, die der 20-jährige Bulgare nie bezahlt hat. Am Morgen des 4. August (Freitag) wollte er vom Dortmunder Flughafen nach Sofia fliegen. Doch bei der Grenzkontrolle klickten die Handschellen der Bundespolizei. Die Reise endete für den Mann, bevor sie begonnen hatte - und zwar in einem Gefängnis.
Weil er die Geldstrafe nie beglichen hatte, war der Mann zur Festnahme ausgeschrieben. Die Bundespolizei vollstreckte den Haftbefehl - an jenem Freitagmorgen um 8.10 Uhr. Nur eine halbe Stunde später dann dasselbe Spiel bei einem 47-Jährigen, der von Dortmund nach Antalya fliegen wollte. Auch hier: Geldstrafe nicht bezahlt, Haftbefehl ausgestellt, am Flughafen aufgeflogen und dann im Gefängnis gelandet.
295 Haftbefehle in 2022 vollstreckt
Regelmäßig gehen der Bundespolizei am Dortmunder Flughafen Menschen ins Netz, die aus unterschiedlichen Gründen von den Strafverfolgungsbehörden gesucht werden. Aber warum passiert das so häufig? Wissen die Gesuchten denn gar nicht, was ihnen blüht?
Hendric Bagert, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Dortmund, erläutert, dass die Beamten lediglich die grenzpolizeilichen Ein- und Ausreisekontrollen übernehmen. Wer diese durchläuft und per Haftbefehl gesucht wird, den fischen sie heraus.
Im Jahr 2022 sind laut Bundespolizei am Flughafen Dortmund 295 Haftbefehle vollstreckt worden. Diese verteilen sich gleichmäßig auf 146 Fahndungstreffer bei der Einreisekontrolle und 148 bei der Ausreisekontrolle. Fallzahlen für Teile des Jahres 2023 liegen demnach noch nicht vor.
„Alle Emotionen möglich“
„Teilweise wissen die Betroffenen von den Strafvollstreckungen, sind sich aber nicht bewusst, dass sie deswegen zur Festnahme ausgeschrieben worden sind. Die Einhaltung von Terminen wird teilweise unterschiedlich definiert“, sagt Hendric Bagert.
Am Dortmunder Flughafen reagierten die allermeisten Betroffenen entspannt und besonnen. „Teilweise sind die Haftbefehle bekannt, teilweise nicht.“ Auch Freiheitsstrafen - in den meisten Fällen Ersatzfreiheitsstrafen - „werden in aller Regel ruhig hingenommen“. Es sei kein Fall bekannt, in dem es aufgrund eines Haftbefehls zu einem Widerstand beziehungsweise zu einem Angriff auf Vollzugsbeamte oder Ähnlichem gekommen sei, ergänzt der Sprecher.

Ansonsten seien aufgrund der Umstände alle Emotionen möglich - insbesondere bei Restfreiheitsstrafen. Wenn beispielsweise eine Rate nicht gezahlt wurde, schreibt die Staatsanwaltschaft den Verurteilten zur Festnahme aus. „Die Definitionen von ,korrekter Ratenzahlung‘ weichen oftmals mitunter voneinander ab“, sagt Bagert.
Mutmaßlicher Mörder festgenommen
Gibt es einen Vollstreckungshaftbefehl, werde dieser in der Regel vollstreckt. Die Person muss dann in Haft. Falls möglich, könne die Haft durch die Zahlung der vorher durch das Gericht festgelegten Geldstrafe abgewendet werden, erläutert der Sprecher.
Nicht bezahlte Raten sind das eine, selten gehen der Bundespolizei am Dortmunder Airport aber auch Menschen ins Netz, die eines Kapitalverbrechens beschuldigt werden.
So war es am Abend des 26. Mai 2023 (Freitag). Ein Mann (52), der vor 18 Jahren einen Mord begangen haben soll, fiel auf, als er aus Georgien einreisen wollte. 2005 soll der Georgier in Graz in Österreich einen Mann mit einem Messerstich ermordet haben. Seitdem war er auf der Flucht.
Die Bundespolizei stellt am Dortmunder Flughafen die Außengrenzkontrolle aller Flüge aus oder in Non-Schengen-Staaten sicher. „Jeder Reisende wird überprüft“, so Bagert. Flugverbindungen zwischen Dortmund und Non-Schengen-Staaten gibt es fast ausschließlich von und nach Südost- beziehungsweise Osteuropa.
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