Mehr Menschen als bisher angenommen sind offenbar gegen Corona geimpft.

© Unsplash

Viel mehr Geimpfte als gedacht: Was bedeuten die neuen Zahlen vom RKI?

rnProfessor Watzl

Das RKI hat mit einer neuen Untersuchung festgestellt, dass wohl mehr Menschen gegen Corona geimpft sind, als bisher bekannt. Wie gut diese Nachricht ist, erklärt Professor Carsten Watzl.

Dortmund

, 08.10.2021, 19:42 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass mehr Menschen in Deutschland gegen das Coronavirus geimpft sind, als die offizielle Statistik erfasst. Es sei anzunehmen, dass bis zu 80 Prozent der Erwachsenen vollständig geimpft sind, heißt es in einem RKI-Bericht.

Impfquote rund fünf Prozentpunkte zu niedrig

Das würde bedeuten, dass die offizielle Impfquote rund fünf Prozentpunkte zu niedrig liegt. Auch der Dortmunder Immunologe Professor Carsten Watzl hält es für wahrscheinlich, dass das offizielle Monitoring die tatsächliche Impfquote unterschätzt. „Dabei melden ja Ärzte digital und wir wissen, dass nur etwa die Hälfte der Betriebsärzte ihre Impfungen meldet. Vielleicht meldet auch nicht jeder Arzt jede Impfung.“

Jetzt lesen

Eine Einschätzung über eine Befragung zufällig ausgewählter Personen könne hingegen durchaus eine Überschätzung sein. Zum Beispiel, weil Impf-Verweigerer auch die Teilnahme verweigern und so unterrepräsentiert sein könnten.

Professor Carsten Watzl arbeitet am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

Professor Carsten Watzl arbeitet am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung. © Oliver Schaper (Archiv)

Insgesamt hält Professor Carsten Watzl es aber auch für realistisch, dass die offizielle Impfquote zu niedrig liegt. Das lasse sich auch an einem Abgleich der vom Bund eingekauften und der an die Ärzte und Impfzentren gelieferten Dosen nachvollziehen.

Möglicherweise keine schärferen Maßnahmen im Winter

Wenn mehr Menschen geimpft sind, als bisher angenommen, ist das erstmal eine gute Nachricht. Schließlich geht es auf den Winter und damit einen möglichen erneuten Anstieg der Infektionszahlen zu.

„Dass wir nun offenbar mehr Menschen geimpft haben, gibt sicher einen komfortableren Puffer für das Lockern der Maßnahmen, was wir gerade machen.“ Vielleicht ließen sich so Änderungen der Maßnahmen wie zum Beispiel eine Verschärfung auf 2G (also Geimpfte und Genesene) vermeiden.

Jetzt lesen

Und, sollte der Winter entsprechend gut verlaufen, könne man sogar sagen, wir hätten die Lage im Griff. Das ist allerdings noch deutlich in die Zukunft gedacht.

Wohl keine Herdenimmunität durch Impfung

Eine Herdenimmunität durch Impfung sei trotz der neuen Zahlen wohl nicht mehr zu erreichen, so Carsten Watzl. „Dafür müssten ja aktuell etwa sechs von sieben Personen der Gesamtbevölkerung gegen Infektion geschützt sein. Das ist unrealistisch.“ Zum einen, weil selbst die höhere Impfquote da nicht herankommt, zum anderen, weil eine Impfung nicht zu einhundert Prozent vor einer Infektion schützt.

Es ist übrigens auch nicht das erste Mal, dass das RKI feststellt, dass möglicherweise mehr Menschen geimpft sind. „Vor etwa einem Monat hatten wir das ganz ähnlich schon mal“, sagt Professor Carsten Watzl.