Zahl offener Haftbefehle in Dortmund und Lünen fast verfünffacht Auch im Fall eines Tötungsdelikts

Hunderte Haftbefehle offen: Verurteilte auf freiem Fuß
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Mehr als 24.000 Haftbefehle sind in ganz Nordrhein-Westfalen aktuell offen. Das geht aus Zahlen der Landesregierung hervor, die zum Jahreswechsel erhoben worden sind. In Dortmund und Lünen sind es trotz eines großen Anstiegs pro Einwohner weniger als im Landesschnitt.

Haftbefehle gibt es für flüchtige Gesuchte. Es ist aber auch so, dass manche Verurteilte eine gewisse Zeit noch in Freiheit verbringen dürfen, bis sie ihre Haftstrafe antreten müssen.

Im Zuständigkeitsbereich der Polizei Dortmund (inklusive Lünen) liegen aktuell 730 Haftbefehle „zur Vollstreckung beziehungsweise Bearbeitung“ vor, wie Sprecherin Mathea Luhmann auf Anfrage mitteilt. Das sind fast fünfmal so viele als bei der letzten Erhebung vor genau zwei Jahren: Im Januar 2021 waren es nur 150.

„Die Erhöhung der Anzahl hat ihre Ursache im Vollstreckungsaufschub für bestimmte Freiheitsstrafen aus Anlass der Corona-Pandemie“, erklärt Luhmann. Um das Ansteckungsrisiko in Gefängnissen zu verringern, bekamen einige Verurteilte mit kurzen Strafen deutlich mehr Zeit, bis sie ihre Haft antreten mussten.

„Stetige Aufarbeitung dauert“

Der entsprechende landesweite Erlass aus März 2020 ist im September 2021 wieder aufgehoben worden. „Die stetige Aufarbeitung dieser Haftbefehle dauert weiter an“, sagt die Polizeisprecherin. Zunächst habe man mit Blick auf die Belegungssituationen der Gefängnisse mit der Vollstreckung von längeren Strafen begonnen.

Ins Gefängnis muss auch, wer eine verhängte Geldstrafe nicht bezahlt. Abhängig vom Einkommen der Verurteilten werden Geldstrafen immer in Tagessätzen berechnet. Daran orientiert sich dann auch die Dauer der Freiheitsstrafe, wenn man die Rechnung nicht begleicht.

10,7 von 10.000 Menschen

„Von den 730 Haftbefehlen handelt es sich bei 276 um Ersatzfreiheitsstrafen“, erläutert Mathea Luhmann. Damit ist ihr Anteil etwas geringer als im Landesschnitt. In ganz NRW resultieren knapp 10.400 der rund 24.500 Haftbefehle aus nicht gezahlten Geldstrafen.

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Auch die Zahl der Haftbefehle pro Einwohner ist hier niedriger als im NRW-Durchschnitt. Unter 10.000 Menschen gibt es landesweit 13,5 mit offenem Haftbefehl. In Dortmund und Lünen sind es nur 10,7 Personen.

Ein einzelner dieser Fälle hat mit einem Tötungsdelikt in einer der beiden Städte zu tun. Die Polizei verrät aber nicht, um welches Delikt es geht: „Leider können wir keine Informationen zu dem Sachverhalt herausgeben, da die Ermittlungen sonst stark gefährdet wären“, heißt es.