Im ehemaligen Versorgungsamt an der Rheinischen Straße in Dortmund haben nach Auszug der Behörde vor elf Jahren offenbar vertrauliche Akten offen herumgelegen. Wie Radio91.2 zuerst meldete, soll es sich unter anderem um Gesundheitsdaten, Bankdetails und Namenslisten handeln.
Das Gebäude im Unionviertel ist verlassen und zunehmend ein Tummelplatz für Vandalen. Auch Graffiti-Sprayer und Obdachlose sollen in dem monumentalen Bau ein- und ausgehen.
In dem Versorgungsamt, das früher die Hoesch-Zentrale war, sind Schwerbehindertenausweis- und Elterngeldanträge bearbeitet worden. Die Daten, so 91,2, stammten aus unterschiedlichen Jahren, die neuesten aus 2006 und 2007.
Versäumnisse
Ursprünglich war das Versorgungsamt eine Behörde des Landes NRW, das am Standort Rheinische Straße 173 seinen Sitz hatte. Im Zuge der Aufgabenübertragung an die Kommunen kam es zu einer veränderten Nutzung.

So hat die Stadt Dortmund 2008 mit Bochum und Hagen ein gemeinsames Versorgungsamt gegründet und ist 2011 aus dem denkmalgeschützten Gebäude an der Rheinischen Straße weggezogen. Diese Nachfolgebehörde ist und war zuständig für die Entsorgung der Akten. Offensichtlich hat es da Versäumnisse gegeben.
Wie Stadtsprecherin Anke Widow auf Nachfrage mitteilte, zogen mit dem Umzug des gemeinsamen Versorgungsamtes 2011 in das Gebäude in der Unteren Brinkstraße mehr als 1,3 Mio. Akten mit um. Das sei mit einer großen logistischen Herausforderung verbunden gewesen, so Widow.

Kontakt zum Eigentümer
Beim Auszug sei das Gebäude durchsucht worden, um auszuschließen, dass Unterlagen dort zurückbleiben. Dass sich noch Akten in dem Gebäude befinden, sollte selbstverständlich nicht vorkommen, räumte die Stadtsprecherin ein.
„Um auszuschließen, dass sich noch weitere Unterlagen dort befinden, versuchen wir, mit dem Ziel einer ausführlichen Begehung, schnellstmöglich Kontakt mit dem aktuellen Eigentümer aufzunehmen“, kündigte Widow an. Man wolle das Problem unbedingt umgehend lösen.

Investoren haben sich in dem von 1916 bis 1921 errichteten Bau in den letzten Jahren die Klinke in die Hand gegeben. Es gab Pläne für Studentenapartments, Wohnungen mit Gewerbe und ein Hotel, doch nichts ist aus diesen Ideen geworden. Der letzte Investor ist kurz vor Weihnachten abgesprungen. Nun sucht die Frankfurter MCM Immobilien-Gesellschaft als Vermittler für die eigentliche Eigentümerin der Immobilie erneut einen Käufer.
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