
Das muss aufhören. Jedes Jahr aufs Neue gibt es heftige Kritik an Angeboten zur Trophäenjagd auf Europas größter Jagdmesse „Jagd und Hund“ (24.-29.1.) in den Dortmunder Westfalenhallen. Es ging auch dieses Jahr wieder vor allem um den Abschuss geschützter oder eigens für die Jagd gezüchteter Tiere. Und die Kritik wächst.
Fast zeitgleich entbrennt eine Diskussion um einen Auftritt des umstrittenen Historikers und Verschwörungsideologen Dr. Daniele Ganser im März in der Westfalenhalle 2. Das sind noch mal negative Schlagzeilen für Dortmunds Veranstaltungszentrum, die weder die Westfalenhallen noch die Stadt gebrauchen können.
Sicherlich – die Westfalenhallen Unternehmensgruppe GmbH, eine 100-prozentige Stadttochter, ist ein Wirtschaftsunternehmen. Hallenchefin Sabine Loos soll dem Aufsichtsrat und dem Stadtrat am Ende gute Zahlen präsentieren. Die Westfalenhalle muss sich am Markt behaupten und Gewinne erzielen.
Keine wertfreie Zone
Aber die Wirtschaft ist keine wertfreie Zone. Schon gar nicht, wenn es sich um ein Unternehmen handelt, das allen Dortmunder Bürgern und Bürgerinnen gehört.
Die „Jagd und Hund“ und der Ganser-Auftritt sind zwei ganz unterschiedliche Veranstaltungen. Doch eines ist ihnen gemein: Sie brauchen eine ethische Leitplanke.
Kontrollen mit Sanktionen
Die „Jagd und Hund“ gilt heute zwar schon in ethischer Hinsicht weltweit als Leitmesse. Danach dürfen Aussteller, die gegen die in Deutschland geltenden Grundsätze der Waidgerechtigkeit verstoßen, nicht auf die Messe. Aber es gab sie auch in diesem Jahr wieder – und zwar die üblichen Verdächtigen.
Ein „Du, du, nimm schnell die bösen Prospekte weg“, hilft da nicht. Stichprobenkontrollen ohne Sanktionen sind nicht abschreckend. Wer sich nicht an die Regeln hält, muss verschwinden und darf nicht wiederkommen. Fertig. Und nicht alles, was erlaubt ist, ist ethisch wünschenswert.
Moral braucht Regeln
Eben sowenig ist der Schweizer Daniele Ganser mit seiner Nähe zu antisemitischen Verschwörungserzählungen ein Westfalenhallen-Kunde wie jeder andere.
Wie viel Ethik verträgt das Hallen-Geschäft? Und wie viel Geschäft ruiniert die Ethik? Das gilt es künftig weit im Vorfeld solcher Veranstaltungen zu klären. Dazu bedarf es auch endlich einer städtischen Ethikkommission, die schon länger geplant ist. Nicht nur für die Westfalenhalle, sondern für übergreifende Fragen. Welche Rolle spielt Ethik in wirtschaftlichen Entscheidungen?
Moral braucht Regeln. Auch damit Geschäftsführer und Geschäftsführerinnen wie Sabine Loos am Ende nicht im Regen stehen, wenn Ethik und Moral an den Unternehmenszahlen knabbern.
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